Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2006; 41(6): 370-375
DOI: 10.1055/s-2006-947302
Fachwissen: Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement - Organisation der medizinische Versorgung beim Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten

Emergency Management - Simultaneous Management of Large Numbers of Injured or Ill PatientsTanja Rosolski, Norbert Matthes
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Publication Date:
27 June 2006 (online)

Zusammenfassung

Die Bewältigung von Schadensereignissen mit einer größeren Anzahl Verletzter oder Erkrankter (MANV) verlangt, dass von dem Primat der Individualversorgung abgewichen wird. Ziel ist es, möglichst vielen Notfallpatienten das Überleben zu sichern und Folgeschäden auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Deshalb müssen vor dem Beginn der notärztlichen Versorgung organisatorisch-taktische Entscheidungen durch eine Einsatzleitung, der ein Leitender Notarzt angehört, getroffen werden. Zu diesen Entscheidungen gehören in erster Linie die Lageerkundung, -feststellung und -beurteilung sowie die Meldung an die Leitstelle. Ferner das Festlegen von Einsatzabschnitten, der Patienten- und Verletztenablage, des Behandlungsplatzes und des Bereitstellungsraumes für die Rettungsmittel, sowie die Durchführung der Sichtung und Dokumentation. Wenn Rettungskräfte und Notärzte in ausreichender Zahl vor Ort sind und die Primärversorgung weitgehend abgeschlossen ist, folgt der Transport in die Krankenhäuser zur definitiven Versorgung. Das Notfallmanagement zur Versorgung bei einem Massenanfall von Verletzten und Erkrankten muss regional und überregional vorbereitet und in geeigneter Weise geübt werden.

Summary

The management of mass casualty incidents (MCI) with a large number of injured or sick people requires a deviation from the primary rules of individual medical care. The objective is to ensure the survival of as many emergency patients as possible and to reduce sequelae to a minimum. Thus, before the start of emergency action, tactical and organisational decisions have to be made by the persons in charge, one of whom should be an emergency physician. Above all these involve assessment of the extent and severity of the situation and reporting back to the directing centre; in addition, definition of the steps to be taken, designation of areas to which injured persons should be taken, areas for treatment and areas for emergency equipment. When sufficient emergency and medical personnel are present on site and the primary measures are more or less complete, transport to neighbouring hospitals for definitive treatment can begin. Emergency management for handling mass casualty incidents must be prepared and trained not only on a regional but also on a national scale.

Literaturverzeichnis

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Prof. Dr. med. Tanja Rosolski

Chefärztin im Hanse-Klinikum Wismar. Sie ist Mitglied der Fachkommission Notfallmedizin der Landesärztekammer, 2. Sprecherin des AK Notfallmedizin der DGAI, stellv. Vorsitzende der BAND, Vorsitzende der AGMN und Landesärztin des DRK Mecklenb.-Vorp.

Email: rosolski@t-online.de

Dr. med. Norbert Matthes

Leitender Notarzt, Taucherarzt und seit 1993 Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Hansestadt Stralsund. Er ist Mitglied der Fachkommission Notfallmedizin der Landesärztekammer, Vorstandsmitglied der AGMN, stellvertretender Bundesarzt der DLRG.



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