Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 3(2): 44-45
DOI: 10.1055/s-2006-949555
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Adjuvante Therapie beim Mammakarzinom: Ergebnisse der FinHer-Studie

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Publication Date:
29 August 2006 (online)

 

Die Entwicklung und Zulassung von Trastuzumab hat in den letzten 2 Jahrzehnten zu einer Revolution in der Behandlung des Mammakarzinoms geführt. Auf dem Weg zu einer individualisierten Krebstherapie bietet die Her2/neu-Antikörpertherapie sowohl eine zielgerichtete, nebenwirkungsarme und effektive Behandlungsoption für Patientinnen, die Her2/neu überexprimieren, als auch eine Möglichkeit, herkömmliche Chemotherapien zu "boosten" und ihren antitumorösen Effekt zu verstärken.

In der FinHer (FinlandHerceptin) Studie verglichen H. Joensuu et al. in der adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms die Zytostatika Docetaxel und Vinorelbin miteinander und kombinierten sie teilweise mit Trastuzumab, wenn Karzinome eine Her2/neu-Überexpression zeigten (N Engl J Med 2006; 354: 809-820).

Insgesamt wurden 1010 nodal positive Frauen oder nodal negative Hochrisikopatientinnen mit 3 Zyklen einer Docetaxel- oder Vinorelbinchemotherapie gefolgt von 3 Zyklen FEC (Fluoruracil, Epirubicin, Cyclophosphamid) behandelt. Begleitend zur Chemotherapie erhielt die Hälfte der Patientinnen, deren Tumoren Her2/neu überexprimierten, Trastuzumab über einen Zeitraum von 9 Wochen. In die Studie wurden Patientinnen eingeschlossen, bei denen sowohl der Her2/neu-Status mittels immunhistochemischer Methoden bestimmt worden war als auch ein mammachirurgischer Eingriff mit entweder Sentinellymphknoten-Entfernung oder axillärer Lymphonodektomie durchgeführt worden war und die entweder nodal-positiv waren oder bei negativem Nodalstatus und negativem Progesteron-Rezeptorstatus eine Tumorausdehnung von mehr als 20 mm zeigten. Abhängig vom Her2/neu Status (positiv vs. negativ) wurden partizipierende Patientinnen in den Docetaxel- oder Vinorelbinbehandlungsarm randomisiert und bei nachgewiesener Her2/neu-Überexpression (Score 2+ oder 3+, FISH-Amplifikation) erneut randomisiert und ggf. zusätzlich wöchentlich mit Trastuzumab therapiert. Alle Behandlungsarme mündeten in die 3-wöchentliche FEC-Gabe über 3 Zyklen ohne weitere Trastuzumab-Gabe. Primäre Analyseendpunkte stellten zum einen das rezidivfreie Überleben dar, zum anderen das Spektrum an unerwünschten Nebenwirkungen und der Einfluss der Therapie auf die myokardiale Funktion, z.B. die linksventrikuläre Ejektionsfraktion sowie das Gesamtüberleben dar.

Die Interimsanalyse zeigte, dass die Patientinnen weitaus mehr von einer taxanhaltigen Therapie profitieren als von Vinorelbin. Das krankheitsfreie Überleben erwies sich als signifikant besser (91,3 vs. 86,5%; p = 0,005), während sich das Gesamtüberleben zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschied (p = 0,15). Die zytostatische Therapie mit Docetaxel führte zu einer höheren Rate an unerwünschten Nebenwirkungen als die zytostatische Vinorelbingabe.

Patientinnen, die zusätzlich Trastuzumab erhielten, zeigten ein verbessertes 3-Jahres-rezidivfreies Überleben im Vergleich zu den Patientinnen, die allein eine Chemotherapie erhielten (89,3 vs. 77,6%; p = 0,01), wobei die Gabe von Trastuzumab nicht mit einer verminderten linksventrikulären Ejektionsfraktion oder einer höheren Rate an Herzversagen assoziiert war.

Als Schlussfolgerung der FinHer-Studie kann konstatiert werden, dass Trastuzumab in Kombination mit einer Docetaxel- oder Vinorelbinchemotherapie bei Her2/neu überexprimierenden Frauen eine effektive Form der Behandlung des Mammakarzinoms darstellt, und dass Docetaxel - verglichen mit Vinorelbin - das rezidivfreie Überleben von Brustkrebspatientinnen verbessert.

Dr. Runa Speer

Universitäts-Frauenklinik, Tübingen

Email: runa.speer@med.uni-tuebingen.de

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