Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 3(2): 46-48
DOI: 10.1055/s-2006-949556
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Endokrinologie - 30% weniger Mammakarzinome in der WHI: Risikoreduktion unter Estrogenen signifikant

A. O. Mueck
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Publication Date:
29 August 2006 (online)

 

Bislang wurde die Risikoreduktion für Brustkrebs im Estrogenarm der WHI als Zufallsbefund gedeutet ([1]). Nun wurden die Ergebnisse zur Endauswertung für das Brustkrebsrisiko bekannt ([2]). Danach wird dieses Risiko für Frauen mit gesicherter Estrogenbehandlung sowie auch in weiteren Analysen um über 30% gesenkt. Damit ist erstmals eine Senkung des Risikos für Mammakarzinome unter Estrogenen in einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie sicher nachgewiesen, weshalb auch eine biologische Plausibilität angenommen werden muss.

Prof. Dr. Dr. A. O. Mueck

In der ersten Auswertung aus dem Estrogenarm der Studie Women's Health Initiative (WHI), in dem 10 739 hysterektomierte Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren über im Mittel 7 Jahre versus Plazebo geprüft wurden, zeigte sich eine 23%ige Risikoreduktion, wobei mit einem 95% Konfidenzintervall von 0,9-1,01 nur knapp eine Signifikanz verfehlt wurde. Die wesentlichen Ergebnisse der nun vorliegenden Endauswertung betreffend das Brustkrebsrisiko sind in der Tabelle [1] zusammengestellt.

Danach ergibt sich für die Risikoreduktion eine Signifikanz, falls die Analyse für die Frauen durchgeführt wird, die ihre zugeteilte Studienmedikation, d.h. Estrogen (0,625 mg konjugierte equine Estrogene/die) oder Plazebo, zuverlässig eingenommen hatten. Letzteres war definiert als eine mindestens 80%ige Compliance - Frauen mit geringerer Medikamentencompliance wurden nach erstmaliger Feststellung einer nicht erfolgten Einnahme der zugeteilten Studienmedikation innerhalb von 6 Monaten aus dieser speziellen Analyse ausgeschlossen.

Wie die Tabelle zeigt, ergibt sich noch für mindestens 5 weitere statistische Analysen eine Signifikanz. Nachdem weniger als 20 verschiedene Zielvariablen auf Interaktionen mit dem Brustkrebsrisiko unter Estrogenen getestet wurden, ist nicht mehr als eine zufällige Signifikanz auf 5% Signifikanzniveau zu erwarten, d.h. für die festgestellte Risikoreduktion von Brustkrebs unter Estrogenen ist auch aus statistischen Gründen eine biologische Plausibilität anzunehmen.

Literatur

  • 01 WHI Steering Committee. Effects of conjugated equine estrogen in postmenopausal women with hysterectomy.  JAMA. 2004;  291 1701-1712
  • 02 WHI Investigators. Effects of conjugated equine estrogens on breast cancer and mammography screening in postmenopausal women with hysterectomy.  JAMA. 2006;  295 1647-1657
  • 03 Kuhl H . Is the elevated breast cancer risk observed in the WHI study an artefact?.  Climacteric. 2004;  7 319-323

Prof. Dr. Dr. Dipl. Biochem. Alfred O. Mueck

Universitäts-Frauenklinik Tübingen Schwerpunkt Endokrinologie und Menopause

Email: Endo.Meno@med.uni-tuebingen.de

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