Wer hat diesen etwas zynischen und überzeichneten Spruch noch nicht gehört: "Wenn
Du im Alter von über 60 Jahren Morgens aufwachst und nichts tut Dir weh - dann bist
Du sehr wahrscheinlich tot!" Tatsache ist jedoch: Mit steigendem Lebensalter wächst
die Zahl der Patienten mit chronischen Schmerzen exponentiell. So leiden deutlich
mehr ältere Patienten als junge an den mit einer Arthrose oder einer Osteoporose assoziierten
Schmerzen, Nervenschmerzen oder Tumorschmerzen, um nur einige der häufigen Probleme
im Alter zu erwähnen.
Analgesie flexibel am Tag- und Nachtschmerz ausrichten
Analgesie flexibel am Tag- und Nachtschmerz ausrichten
Dabei treten die belastungsabhängigen Schmerzen bei einer Arthrose vor allem am frühen
Abend, also nach der Belastung auf. Ganz anders ist es bei der rheumatoiden Arthritis.
Hier sind die Schmerzen durch steife und geschwollene Gelenke direkt nach dem Aufstehen
am stärksten.
Tumorschmerzen unterliegen ebenfalls tageszeitlichen Schwankungen. Es gibt Patienten,
die in der Zeitspanne zwischen 10.00 und 22.00 Uhr den höchsten Bedarf an einer Opioidanalgesie
haben. Allerdings gibt es auch Patienten, die in der Nacht an stärkeren Schmerzen
leiden und dann besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Jeder Schmerz habe seinen eigenen
Rhythmus, sodass das Schmerzempfinden und die Reaktionen auf Schmerzreize tagesrhythmischen
Variationen unterliegen, erklärte Prof. B. Lemmer, Heidelberg.
Aufgrund dieser zirkadianen Schwankungen "wird eine starre Analgesie, zum Beispiel
mit Pflastersystemen, den individuellen Bedürfnissen der Patienten oft nicht gerecht",
so Junker. Für die bessere Option hält er daher die orale Applikation von Hydromorphon
(Palladon®) - einem Stufe-3-Opioid, das eine flexible Therapie möglich macht. Man
könne nicht nur aus vier verschiedenen Dosierungen die optimale Dosis wählen, sondern
diese auch über eine zweimal tägliche Applikation an das Tagesprofil des Schmerzes
anpassen und so den zirkadianen Schmerzrhythmus besser berücksichtigen.
Den "Flaschenhals" der CYP-Isoenzyme umgehen
Den "Flaschenhals" der CYP-Isoenzyme umgehen
Zusätzlich zu diesem chronobiologischen Aspekt ergibt sich bei der Schmerztherapie
bei älteren Patienten häufig noch ein zweites Kernproblem. Denn sie haben häufig mehrere
klinisch relevante Erkrankungen, die meist einer dauerhaften medikamentösen Therapie
bedürfen. In dieser Situation dürfe man nicht unreflektiert nach den gängigen Therapierichtlinien
behandeln, warnte Prof. R. Hardt, Mainz, sondern müsse gefährliche Interaktionen verschiedener
Medikamente im Blick behalten. Denn "die Leitlinien sind auf die Therapie einzelner
Krankheiten zugeschnitten, Multimorbidität im Alter berücksichtigen sie nicht!"
Dr. T. Nolte, Wiesbaden, riet daher, sich auf wenige, aber effektive und in der Langzeittherapie
verträgliche Substanzen zu beschränken - bei opioidsensitiven chronischen Schmerzen
zum Beispiel auf das Hydromorphon. Denn anders als zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika
wird dieses Retardopioid nicht wie insgesamt 75% aller gängigen Arzneistoffe über
das CYP3A4 oder das CYP2D6 - zwei Isoenzyme des Cytochrom-P-450-Enzymsystems - verstoffwechselt.
Mit vielen anderen Analgetika kann es bei der Kombination von Hemmstoffen oder Induktoren
dieser Enzyme (z.B. Grapefruitsaft oder auch Johanniskraut) jedoch zu relevanten Interaktionen
kommen.
Unter Umständen ist bei älteren Patienten ein gefährlicher Schwellenwert schneller
erreicht als bei jüngeren, da die Funktion der stoffwechselrelevanten Organe Leber
und Niere im Vergleich zum gesunden 30-Jährigen signifikant vermindert ist, ergänzte
der Schmerzexperte. Dies erhöht die Gefahr einer Kumulation oder Interaktion verschiedener
Pharmaka im Alter zusätzlich. Da beim Abbau von Hydromorphon keine therapeutisch aktiven
Metabolite entstehen, eignet sich das Retardopioid auch für Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion.
Aktion Schmerz 60plus
Aktion Schmerz 60plus
Alle möglichen Arzneimittelinteraktionen im Kopf zu behalten, ist praktisch nicht
möglich. Daher hat der wissenschaftliche Beirat der Aktion Schmerz 60plus zusammen
mit einem renommierten Pharmakologen eine Interaktionsliste entwickelt, die Ärzte
bei der Auswahl des richtigen Medikaments für ihre multimorbiden Patienten unterstützt.
Hier sind die für die Generation 60plus relevantesten Wirkstoffe - geordnet nach Medikamentenklassen
und Indikationsgebieten - zusammengefasst. Im passwortgeschützten Bereich ("doc check")
der Website www.schmerz60plus.de sieht man auf einen Blick, ob ein Wirkstoff über
eine Untereinheit des Cytochrom-P-450-Systems abgebaut wird oder nicht. Ebenfalls
vermerkt ist, ob es sich dabei um eine Inhibition oder eine Induktion dieses Enzymsystems
handelt. Auch eine komfortable interaktive Liste steht zur Verfügung, über die der
Arzt Interaktionen spezieller Wirkstoffe schnell abklären kann.
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Quelle: Pressegespräche "Ein Unterschied wie Tag und Nacht: Auch in der Tumorschmerztherapie?
24-Stunden-Rhythmus erfordert flexible Medikation" und "Schmerz 60plus = eine Aktion
gegen Schmerzen im Alter - Trotz Multimorbidität und Polymedikation Schmerzen effektiv
lindern und Wechselwirkungen minimieren", veranstaltet von der Mundipharma GmbH, Limburg