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DOI: 10.1055/s-2006-958471
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Immer mehr Patientinnen sind bereits vorbehandelt - Nebenwirkungsarme Alternative beim rezidivierten Ovarialkarzinom oder metastasierenden Mammakarzinom
Publication History
Publication Date:
29 November 2006 (online)
- Progression hinausgezögert
- Effektiv beim frühen Rezidiv
- Bessere Überlebensrate und Lebensqualität auch beim metastasierten Mammakarzinom
- Literatur
Auch wenn die Primärtherapie erfolgreich verlief, müssen viele Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom im FIGO[1]-Stadium III oder IV mit einem Rezidiv rechnen. Das Nukleosidanalogon Gemcitabin (Gemzar®) bietet in dieser Situation sowohl bei platinsensitiven als auch bei den schwer zu therapierenden platinrefraktären Karzinomen eine neue, wirksame Option. Dies ergab eine soeben veröffentlichte randomisierte Doppelblindstudie, in der die Kombination Gemcitabin/Carboplatin mit Carboplatin allein verglichen wurde [1]. 178 Patientinnen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom erhielten die Kombination, 178 weitere die Monotherapie, im Mittel jeweils sechs Zyklen.
#Progression hinausgezögert
Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 17 Monaten verbesserte sich mit der Kombination das progressionsfreie Überleben signifikant (8,6 versus 5,8 Monate). Auch die Ansprechrate fiel mit 47,2% signifikant höher aus als unter Carboplatin allein (30,9%). Die Kombination verursachte dabei zwar mehr hämatologische Nebenwirkungen, die Zahl febriler Neutropenien oder Infektionen war jedoch in beiden Studienarmen gering.
Die Studiendaten waren Anlass für die US-amerikanische Zulassungsbehörde, Gemcitabin in Kombination mit Carboplatin für die Behandlung rezidivierender Ovarialkarzinome im fortgeschrittenen Stadium zuzulassen - ein Novum für eine Studie aus Europa, wie PD S. Sehouli, Berlin, erklärte: "Normalerweise machen die Amerikaner solche Studien erst einmal selbst nach, bevor sie die Zulassung erteilen." Ein Grund dürfte die Tatsache sein, dass neue Therapien für das redizivierte Ovarialkarzinom dringend gesucht werden, weil der Einsatz von Taxanen aufgrund deren kumulativer Neurotoxizität limitiert ist.
#Effektiv beim frühen Rezidiv
Auch bei den als platinrefraktär einzustufenden Frührezidiven hat sich Gemcitabin als Alternative erwiesen. In einer Vergleichsstudie mit pegyliertem Doxorubicin (n = 195 Patientinnen) schnitten beide Therapieoptionen hinsichtlich der Wirksamkeit vergleichbar gut ab.
Im Gemcitabin-Arm überlebten die Patienten durchschnittlich 15,6 Wochen ohne Tumorprogression, im Doxorubicin-Arm 12,7 Wochen. Die Gesamtansprechraten waren ebenfalls vergleichbar (6,1 und 8,3%), und auch bei der Tumorkontrollrate gab es mit 57,6% unter Gemcitabin und mit 47,9% unter Doxorubicin keinen wesentlichen Unterschied.
Überlegen erwies sich Gemcitabin jedoch in Bezug auf die Verträglichkeit: Während schwere Neutro- und Thrombopenien unter beiden Zytostatika selten auftraten, wurden unter Doxorubicin wesentlich häufiger belastende Nebenwirkungen wie Mukositis und Hand-Fuß-Syndrom beobachtet.
Manuela Arand, Berlin
Quelle: Klinikworkshop "Ovarialkarzinom" des Universitätsklinikums Charité, unterstützt von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg
#Bessere Überlebensrate und Lebensqualität auch beim metastasierten Mammakarzinom
Viele Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom sind heute bereits mit Taxanen (etwa 40%) und/oder Anthrazyklinen (etwa 70%) vorbehandelt. Dank moderner Therapieregime ist heute auch für diese Frauen eine lang andauernde palliative Behandlung bei optimiertem Ansprechen des Tumors und guter "Überlebensqualität" möglich, berichtete Prof. V. Heinemann, München. Gemcitabin beispielsweise eröffnet sowohl in Kombination mit Taxanen als auch mit Platinderivaten in dieser Situation neue Chancen. Idealer Kombinationspartner für Taxane und Platinderivate Insbesondere in Kombination mit Taxanen hat die Substanz bei diesen Patientinnen einen hohen Stellenwert, erläuterte PD Diana Lüftner, Berlin. So lebten Patientinnen, die eine Therapie mit Gemcitabin plus Paclitaxel erhielten, drei Monate länger als solche unter einer Paclitaxelmonotherapie - übrigens bei signifikant besserer Lebensqualität. Die bessere Verträglichkeit belegte eine vergleichende Studie der Kombinationen Gemcitabin plus Docetaxel und Capecitabin plus Docetaxel. Bei ähnlicher Wirksamkeit wurde Ersteres erheblich besser toleriert. Für Patientinnen, die nach intensivster Vorbehandlung mit Anthrazyklin plus Taxan ein Rezidiv erleiden, eignet sich eine synergistisch wirkende Kombinationstherapie aus Gemcitabin und Platinderivaten. In der Erstlinientherapie lassen sich zum Beispiel mit Gemcitabin und Cisplatin Remissionsraten von 55-80% erreichen. Auch in der Zweitlinientherapie sprechen Gesamtansprechraten von 50 bis über 60% für sich. Dabei sind die Hämatotoxizität dieser Behandlung als beherrschbar, ihre nichthämatologische Toxizität als gering einzustufen. Dr. Sabine Adler, Mülsen St. Niclas Quelle: Satellitensymposium "Länger und besser leben beim Mammakarzinom" im Rahmen der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie, veranstaltet von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg. |
Literatur
- 01 Pfister J . Plante M . Vergote I . et al . Gemcitabine plus carboplatin compared with carboplatin in patients with platinum-sensitive recurrent ovarian cancer: an intergroup trial of the AGO-OVAR, the NCIC CTG, and the EORTC GCG. J Clin Oncol. 2006; 24 4699-4707
Literatur
- 01 Pfister J . Plante M . Vergote I . et al . Gemcitabine plus carboplatin compared with carboplatin in patients with platinum-sensitive recurrent ovarian cancer: an intergroup trial of the AGO-OVAR, the NCIC CTG, and the EORTC GCG. J Clin Oncol. 2006; 24 4699-4707