Laryngorhinootologie 2006; 85(12): 878-879
DOI: 10.1055/s-2006-958799
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Nachsorge nach Schilddrüsenkarzinomresektion - Verkürztes Aussetzen der T4-Substitution ist vorteilhaft

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14 December 2006 (online)

 

In der Nachsorge nach Resektion eines gut differenzierten Schilddrüsenkarzinoms wird die T4-Substitution vor der Thyreoglobulinbestimmung oder 131Jod-Ganzkörperszintigraphie für 6 Wochen abgesetzt. Dies führt zu Symptomen einer Unterfunktion. Auch ein Absetzen über 3 Wochen erzielt schon eine genügende Thyreoglobulinstimulation - bei besserer Lebensqualität? Laryngoscope 2006; 116: 250-253

Nachdem eine Studie von Golger et al. (2003) zeigen konnte, dass ein 3-wöchiges Absetzen von T4 für die Abklärung von Residuen oder Rezidiven ausreicht, veröffentlichten T. Davids et al. jetzt Ergebnisse zur Lebensqualität während dieses kurzzeitigen Absetzens. Die 181 Patienten der Studie (davon 152 weiblich) waren alle vollständig oder nahezu vollständig thyroidektomiert und mit einer Radioiod-Ablation behandelt worden. Das mittlere Alter der Teilnehmer lag bei 43 Jahren. Zur Erfassung der Lebensqualität verwendeten die kanadischen Wissenschaftler einen spezifisch auf Schilddrüsenerkrankungen ausgerichteten Fragebogen. Die Patienten füllten diesen direkt vor und am Ende des Zeitraums ohne T4 und einen Monat nach einer darauf folgenden T4/T3-Kombinationstherapie aus. 121 Patienten machten zu allen 3 Zeitpunkten die gewünschten Angaben, 38 nur zu den ersten beiden Zeitpunkten, die übrigen nur einmal oder gar nicht.

Zwischen dem ersten und 2. Erhebungszeitpunkt war in allen 4 abgefragten Bereichen - physisches Wohlbefinden, soziales Leben, psychisches und spirituelles Wohlbefinden - die Lebensqualität signifikant verringert. Am stärksten war die Veränderung im körperlichen Bereich und betraf vor allem die Einzelfaktoren Fatigue, Schlaf und motorische Fähigkeiten/Koordination. Gemessen am Gesamtscore waren aber alle Veränderungen insgesamt gering und damit wohl wenig praxisrelevant.

Zwischen der ersten und 3. Erhebung konnten keine signifikanten Veränderungen in den Lebensqualitätsscores festgestellt werden. Bei Betrachtung einzelner Parameter wurden auch hier wiederum statisch signifikante, aber klinisch kaum relevante geringe Unterschiede gefunden, z.B. für Fatigue, Appetit, motorische Fähigkeiten/Koordination, Glück, Zufriedenheit und Unterstützung.

Damit sehen die Autoren in dem Absetzen von T4 für 3 Wochen eine effektive, kostengünstige und gut tolerable Methode zur Thyroglobulinstimulation und eine Alternative sowohl zum 6-wöchigen Absetzen, das die Patienten stärker belastet, als auch zum Einsatz rekombinanten TSHs, das deutlich teurer ist.

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