Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7(4): 122
DOI: 10.1055/s-2006-958831
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Kongressbericht - Kongresssplitter: Teamarbeit und Kommunikation

H. Ewald, M. Falckenberg, S. Schulzeck, H. Lehmann, H.J. Willenbrink
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Publication Date:
06 March 2007 (online)

 

Teamarbeit und Kommunikation spielen eine zentrale Rolle im palliativmedizinischen Alltag, sowohl bei der Versorgung der Patienten als auch in der Gremienarbeit. Deshalb und weil die Kongresspräsidentin, die in Hamburg niedergelassene Schmerz- und Palliativmedizinerin Maja Falckenberg, ein überregionales Organisationsteam aus Hamburg, Bremen und Kiel zusammen brachte, hieß das Motto des diesjährigen Kongresses "Teamarbeit und Kommunikation".

Auf dem vom studentischen Flair geprägten Hamburger Campus stand vom 21.- 23. September der 6. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin hinsichtlich Anspruch, Vielfalt und Teilnehmerzahlen dem letzten erfolgreichen Kongress in Aachen in keiner Weise nach, auch ohne die in diesem Jahr natürlich nicht mögliche Verknüpfung mit dem Europäischen Kongress. Wie schon in den Vorjahren kam die Mehrzahl der über 1200 Kongressteilnehmer aus verschiedenen nicht-ärztlichen Bereichen. Dadurch werden Anspruch und Realität palliativmedizinischer Arbeit unterstrichen.

Nach den Workshops mit jeweils 25 TeilnehmerInnen zu Themen aus der praktischen Arbeit wie Heimbeatmung oder Kunsttherapie, an denen 2-3-mal soviele Kongressbesucher Interesse hatten, richtete sich am ersten Tag eine parallel in Hamburg, Bremen und Kiel durchgeführte Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Thema aktive Sterbehilfe an die Bevölkerung. Trotz technischer, die Kommunikation zwischen den drei Veranstaltungsorten etwas behindernder Probleme, war die Diskussion an allen Orten sehr rege und damit ein guter Kongressauftakt gelungen.

Einen Höhepunkt stellte die offizielle Eröffnung am Freitag dar: In zwei nach Inhalt und Struktur überaus unterschiedlichen Vorträgen wurde den ca. 1000 Zuhörern die Bandbreite der Palliativmedizin eindrücklich verdeutlicht. Matthias Schnegg zeigte mit einem Psychodrama, was Hoffnung macht oder vernichtet und um welche Hoffnung es eigentlich geht. Damit stellte er in beeindruckender Weise dar, wie menschenbezogen Palliativmedizin und Hospizarbeit ist. Dass dieser Ansatz kein Widerspruch zu einem naturwissenschaftlichen ist, belegte der packende Vortrag des Bochumer Schmerztherapeuten Christoph Maier. Neue Befunde zum opioid induzierten Schmerz erfordern eine stärkere Differenzierung der Opioid-Therapie, zeigen ungeahnte Grenzen auf und die Notwendigkeit der Integration somato-psychischer Aspekte. Der sich abzeichnende Paradigmenwechsel beim Einsatz von Opioiden verdeutlicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit etablierten therapeutischen Konzepten.

Mit den acht themenübergreifenden Plenar- und 95 Parallelsitzungen wurde die mittlerweile vertraute Struktur bisheriger Kongresse beibehalten. Das Kongressthema wurde z.B. in Vorträgen zum Mythos "Team" oder zur Lehrfähigkeit von Kommunikation bearbeitet, andere Vorträge beinhalteten die evidenzbasierten Grundlagen der Palliativmedizin oder gesellschaftspolitische Fragen, z.B. über demographische Entwicklungen. In den Parallelsitzungen fanden Vorträge zur Symptomkontrolle, z.B. von Halluzinationen, Schluckstörungen oder Schwitzen statt, und ein Block war in Zusammenarbeit mit den angrenzenden Fachgebieten der Diskussion über die Qualifizierung in der Palliativmedizin gewidmet. Der Komplex "beeinträchtigte Kommunikation" fand großen Anklang. Die Vielfalt und Aktualität der Parallelvorträge erschwerte die Auswahl, musste doch auf andere interessante Veranstaltungen verzichtet werden.

Die während des ganzen Kongress veranstaltete Reihe "Educationals" wurde unerwartet stark besucht. Das zeigt, dass viele Neu-Interessierte den Kongress als Einstieg nutzen.

Auf ca. 100 Poster präsentierten Autoren neue Befunde und Diskussionspunkte. Das Interesse war so groß, dass überlegt wurde, künftig dieser sehr aktiven Möglichkeit des Wissens- und Erfahrungsaustausches einen größeren, anders strukturierten Rahmen zu geben.

Die gut informierenden Stände der Industrieausstellung und die von der Pharmaindustrie durchgeführten abwechslungsreichen Lunch- und Abendsymposien wurden gut besucht, und die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. Das Engagement der Industrie ermöglichte den gemeinsamen Abend unter dem Motto: Wer wenn nicht wir? Unter traumhaftem, sommerlich anmutendem Sternenhimmel wurde in und außerhalb des Festzeltes in ausgelassen fröhlicher Atmosphäre geschlemmt, getanzt und gelacht. Das Fest dauerte bis in die späte Nacht.

Am Samstagnachmittag wurden drei überaus bunte, vielfältige Kongresstage mit der Mitgliederversammlung der DGP, die insgesamt sehr zufrieden und harmonisch ablief, beendet. Der Fortsetzung in Wiesbaden 2008 wird mit Spannung und freudiger Erwartung entgegen gesehen.

Korrespondierender Autor:

Dr. Sabine Schulzeck

Klinik für Anästhesiologie UK SH, Campus Kiel

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