Immobilization in external rotation after shoulder dislocation reduces the risk of
recurrence. A randomized controlled trial. J Bone Joint Surg Am. 2007; 89(10):2124-2131
Einleitung
Einleitung
Die traumatische anteriore Schulterluxation ist bei jungen Patienten (< 30. Lj.) ohne
operative Therapie mit einem Rezidivrisiko von 66-94 % behaftet. Obwohl eine spontane
Heilungstendenz der Bankart-Läsion angenommen wird, konnte weder für die Dauer einer
Immobilisation des Armes, die Rigidität der Immobilisation (Gips vs. Orthese), noch
für das Kriterium, ob überhaupt eine Ruhigstellung erfolgte, ein Einfluss auf die
Reluxationsrate festgestellt werden.?Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die nicht
optimale Stellung des Humeruskopfes während der Immobilisation sein. Die Hypothese
der Autoren war daher, dass die Ruhigstellung des Armes in Außenrotation die Anheilung
des Kapsel-Labrum-Komplexes am Glenoid verbessert und somit verglichen mit einer Ruhigstellung
in Innenrotation, wie vielfach praktiziert (Gilchrist-Orthese), die Reluxationsrate
senkt.
Studiendesign
Studiendesign
In einer prospektiv randomisierten Studie (Level of evidence: II) wurden 198 Patienten
nach anteriorer Schulterluxation mittels 3 wöchiger kontinuierlicher Ruhigstellung
behandelt. Die Ruhigstellung erfolgte dabei randomisiert in Innenrotation mittels
Gilchrist-Orthese (94 Schultern) oder in 10° Außenrotation und Adduktion (104 Schultern)
mittels einer spezial angefertigten Orthese. Der minimale Nachuntersuchungszeitraum
betrug 2 Jahre. Die Patienten wurden routinemäßig im Intervall von 6, 12 und 24 Monaten
nach der initialen Dislokation untersucht. Die Compliance-Rate (reelle Tragedauer)
wurde mittels Fragebogen bestimmt. Als primärer Vergleichsparameter wurde die Reluxationshäufigkeit
erfasst.
Ergebnisse
Ergebnisse
Die Reluxationsrate nach Immobilisation in Außenrotationsposition war signifikant
geringer (26 %) verglichen mit einer Ruhigstellung in Innenrotation (42 %; p=0,033).
Die Differenz entspricht einer Reduktion des Reluxationsriskos um 38,2 %. Keine Unterschiede
ergaben sich jedoch, wenn die Immobilisation erst am 2. oder 3. Tag nach dem Luxationsereignis
begonnen wurde. Auch die Compliance-Rate unterschied sich signifikant zwischen den
Gruppen: Außenrotationsgruppe: 72 %, Innenrotationsgruppe: 42 % (p=0,033).
Kommentar
Kommentar
Die Ruhigstellung einer luxierten Schulter in Außenrotationsposition scheint die Chance
einer "spontanen Heilung" zu verbessern. Arthroskopische Untersuchungen zeigten eine
optimale Reposition des Labrums bei Ruhigstellung in 30° Abduktion und 60° Außenrotation
und argumentierten über einen positiven Effekt durch eine erhöhte anteriore Kapselspannung.
Passend hierzu konnte biomechanisch nachgewiesen werden, dass ein positiver Anpressdruck
des Labrums auf das Glenoid erst bei Überschreiten der 0° Rotationsposition auftritt
und sein Maximum in 45° Außenrotation erreicht. Während die besprochene Studie Hinweise
für Vorteile der Außenrotationsposition liefert, müssen der Grad der Außenrotation
und die optimale Position in der Frontalebene weiter quantifiziert werden. Des Weiteren
muss untersucht werden, ob die Immobilisations-Position auch nach erfolgter operativer
Therapie entscheidend ist. Eine klare Limitation der Studie ist die ungleiche Compliance
bezüglich der reellen Tragedauer zugunsten der Außenrotationsgruppe.
Dr. med. Mathias Wellmann
|
Dr. med. Mathias Wellmann
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
eMail: mathias.wellmann@annastift.de