Diabetes aktuell 2007; 5(6): 236
DOI: 10.1055/s-2007-1019467
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Risikofaktoren - Dreimal höheres Risiko für Diabetes bei Frauen mit Hochdruck

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Publication Date:
18 January 2008 (online)

 
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In einer großen Studie wurde der Zusammenhang zwischen dem Blutdruck und dem Typ-2-Diabetes untersucht. Dabei zeigte sich bei Frauen mit hohem Blutdruck im Vergleich zu Frauen mit normalen Druckwerten ein auf das Dreifache erhöhtes Risiko für einen Diabetes. Dieses Ergebnis war unabhängig vom BMI und von anderen Faktoren, von denen man weiß, dass sie das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und Diabetes erhöhen. Behandelnde Ärzte sollten sich des Zusammenhangs zwischen dem Blutdruck und dem Typ-2-Diabetes bewusst sein, um die Behandlung von Patienten mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten zu verbessern, erklären die Autoren der im European Heart Journal veröffentlichten Studie [1].

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Zehn Jahre und 38 000 Frauen

Die Forscher aus dem Brigham and Women's Hospital in Harvard (USA) hatten über einen Zeitraum von zehn Jahren über 38 000 Frauen, alle Angehörige von Gesundheitsberufen, in der Studie. Zu Beginn im Jahr 1993 waren alle in die Studie aufgenommenen Frauen frei von Diabetes und kardiovaskulären Krankheiten. Die Nachverfolgungszeit endete im März 2004 und es lagen fast vollständige Datensätze vor (97,2 % für Morbidität und 99,4 % für Mortalität).

Der führende Autor, der Kardiologe Dr. David Conen, stellt fest: "Einige Studien haben einen engen Zusammenhang zwischen Hochdruck und Typ-2-Diabetes gefunden, aber es gibt wenig Informationen über die Beziehungen zwischen der Höhe des Blutdrucks und der nachfolgenden Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Besonders für Frauen haben wir wenige Daten. Dass wir einen unabhängigen Zusammenhang zwischen dem Hochdruck und einem sich konsekutiv entwickelnden Diabetes gefunden haben, spricht dafür, dass bei Frauen mit ansteigenden Blutdruckwerten die Glukosewerte kontrolliert werden sollten. Personen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Krankheiten könnten von einer frühen Intervention profitieren".

Die Forscher verteilten die Frauen auf vier Gruppen: Solche mit optimalen Blutdruckwerten (unter 120 mmHg systolisch und 75 mgHg diastolisch), solche mit normalen Werten (120-129 mmHg systolisch und 75-84 mmHg diastolisch), solche mit hoch normalen Werten (130-139 mmHg systolisch und 85-89 mmHg diastolisch) und schließlich solche mit einem bestehenden Hochdruck (mindestens 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch und/oder einem selbst berichteten schon länger bestehenden Hochdruck bzw. einer antihypertensiven Behandlung.

Am Ende der zehn Jahre dauernden Studie war bei 1, 4, 2, 9, 5, 7 und 9,4 % der Frauen in diesen vier Kategorien ein Typ-2-Diabetes aufgetreten. Nach Korrektur für verschiedene Faktoren wie Alter, Rassenzugehörigkeit, Rauchen, Alkoholkonsum, BMI, Fitness und in der Familie aufgetretener diabetischer Erkrankung fanden die Forscher ein um das Dreifache erhöhte Risiko für die Neuentwicklung eines Typ-2-Diabetes bei den hypertensiven Frauen im Vergleich zu den Frauen mit optimalen Werten.

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Mit dem Übergewicht allein lässt sich die Entwicklung nicht erklären

"Auch das Übergewicht war ein starker und unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Unsere statistischen Analysen zeigten aber eine ähnliche Beziehung zwischen dem Blutdruck und der Entwicklung eines Diabetes bei Frauen mit Normalgewicht, Übergewicht oder Adipositas. Es gab ein dreimal höheres Risiko zwischen der Gruppe mit dem niedrigsten und der mit dem höchsten Blutdruck in allen drei Gewichtskategorien. Die Verknüpfung von Blutdruck und Diabetes ließ sich nicht allein durch das Gewicht erklären", sagte Conen. Frauen mit einem Anstieg der Blutdruckwerte im Verlauf der Studie hatten auch einen Anstieg des Risikos für Diabetes. Blieb der Anstieg noch im Bereich eines normalen Blutdrucks, erhöhte sich das Diabetesrisiko um 26 % gegenüber den Frauen mit stabilen oder sinkenden Blutdruckwerten. Entwickelte sich aber eine manifeste Hypertonie, stieg das Risiko auf 64 %.

Als möglichen zugrunde liegenden Mechanismus für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei steigenden Blutdruckwerten sehen die Autoren die endotheliale Dysfunktion. Diese könnte sowohl dem Hochdruck als auch dem Diabetes vorausgehen, meint Conen. Das Fortschreiten der endothelialen Dysfunktion könnte sowohl den Blutdruck als auch den Blutzucker nachteilig beeinflussen. Dies geht konform mit der Tatsache, dass sowohl der Blutdruck als auch der Blutzucker beim Metabolischen Syndrom eine Rolle spielen. Viele kardiovaskuläre Risikofaktoren hängen zusammen und treten in Clustern auf. Eine wichtige Botschaft an alle Ärzte und für künftige Leitlinien ist deshalb, dass man diese Risikofaktoren nicht isoliert betrachten kann - Therapieentscheidungen müssen die kombinierten Risikofaktoren zugrunde gelegt werden.

gb

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Quelle

  • 01 Blood pressure and risk of developing type 2 diabetes mellitus: The Women's Health Study. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehm400. 
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Quelle

  • 01 Blood pressure and risk of developing type 2 diabetes mellitus: The Women's Health Study. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehm400. 
 
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