B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2007; 23(2): 78-80
DOI: 10.1055/s-2007-960691
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Gesundheitspolitik

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Publication Date:
10 April 2007 (online)

Deutsche Top-Unternehmen verpassen den Anschluss

(Europressdienst Bonn) Nur ein Drittel der 500 größten deutschen Arbeitgeber verfügt über ein professionelles Gesundheitsmanagement. Zwischen 60 und 120 Euro investieren die Konzerne pro Mitarbeiter und Jahr, erwarten dadurch eine Kapitalrendite von 1 : 4 bis 1 : 8. Präventions- und Beratungsangebote erreichen die höchste Effizienz. Sinkende Krankheitskosten sowie höhere Mitarbeitermotivation und -leistung sind erste positive Folgen. Doch zeigen sich Schwächen, wenn es um feste Zielvorgaben und die strategische Planung geht. Auch Strukturen und Prozesse sind vielerorts noch im Aufbau. Das sind zentrale Ergebnisse der neuen Studie „Gesundheitsmanagement 2006 / 07”, die das Bonner Marktforschungsinstitut EuPD Research zusammen mit dem Handelsblatt und der European Business School vorgelegt hat. Für die Studie wurden die Gesundheitsverantwortlichen der 500 größten deutschen Unternehmen befragt, mit mehr als 100 konnten Tiefeninterviews geführt werden.

Gesundheitsmanagement senkt die Kosten Wirtschaftliche Gründe stehen bei der Etablierung eines Gesundheitsmanagements ganz klar im Fokus. Und die etablierten Systeme rechnen sich: 73 % der Unternehmen berichten von weniger Arbeitsunfällen, 70 % von gestiegener Mitarbeiterzufriedenheit und 69,7 % verweisen auf gesunkene Fehlzeiten. Bei der Wiedereingliederung von Langzeiterkrankten stellen 64,3 % der Befragten eine deutliche Verbesserung fest. Die strukturelle Verankerung und Ansiedelung der Gesundheitssysteme in den Unternehmen spiegelt sich in den unterschiedlichen Zielvorgaben. Übergreifend erkennbar ist ein Trend zur Integration. So haben 62 Prozent der Großkonzerne deutschlandweite Systeme geschaffen, in die alle Niederlassungen einbezogen werden. Bei der internationalen Integration besteht dagegen noch Handlungsbedarf. Weniger als ein Drittel (28 %) der internationalen Unternehmen verfügt über ein global integriertes Managementsystem Gesundheit. Leistungsspektrum der Unternehmen zielt auf Prävention Beratungs- und Präventionsangebote stehen in den befragten Unternehmen im Vordergrund. Dreiviertel der Konzerne bieten mittlerweile Sozialberatungen an, im letzten Jahr (vgl. EuPD Research Studie „Gesundheitsmanagement 2005 / 06”) hatte weniger als die Hälfte diese Leistung im Angebot. Im Bereich Prävention setzen die Unternehmen fast flächendeckend auf Schutzimpfungen (98,8 %) und gesundes Kantinenessen (92,9 %). Sportangebote sind im Vergleich dazu ausgereizt. So gibt es beispielsweise immer weniger Betriebssportvereine (54,8 %), während die Zahl der Unternehmen, die mit Fitnessstudios kooperieren, steigt (71,4 %). Hauptverantwortlich für die Durchführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die Konzernleitung. Praktisch betreut wird es allerdings mehrheitlich von Betriebsärzten (39 %) und Personabteilungen (32 %). Vor allem die international agierenden Konzerne und solche, die bereits ein sehr gut strukturiertes Gesundheitsmanagement haben, setzen zentrale Gesundheitsmanager zur Koordinierung ein. Controlling: altbewährte Maßnahmen statt neuer Wege Notwendiger Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist ein gutes Controlling. Neun von zehn Unternehmen der Stichprobe führen bereits regelmäßige Analysen durch, greifen dabei aber häufig auf altbewährte Kennzahlen wie Fehlzeitenstatistiken und Arbeitsunfälle zurück. Dementsprechend können auch Verbesserungen nicht immer erfasst werden. Neue innovative Wege gehen nur wenige Konzerne. So wird beispielsweise Führungskräftebefragungen die höchste Aussagekraft bescheinigt, umgesetzt werden diese jedoch erst in jedem zweiten Großkonzern.

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