Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).
In Zusammenarbeit mit der/dem
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Arbeitsgemeinschaft Radiologische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft (ARO)
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Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V.
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Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
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Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)
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Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin
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Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP)
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Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)
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Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (CAO-V)/Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Onkologie (CAO-V)
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Deutschen Röntgengesellschaft (DRG)
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Deutschen Vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL)
Leitung: G. Adler, T. Seufferlein, I. Kopp
Einführung: Geltungsbereich und Zweck der Leitlinie
Einführung: Geltungsbereich und Zweck der Leitlinie
Über 95 Prozent der Pankreaskarzinome sind Adenokarzinome und entstehen durch maligne Entartung des exokrinen Anteils des Pankreas. Nach derzeitigem Wissensstand entsteht das exokrine Pankreaskarzinom aus prämalignen Vorstufen des Epithels im Pankreasgangsystem (PanIN: pancreatic intraepithelial neoplasia). Seltener sind zystische Tumoren, die ebenfalls aus den Gangzellen hervorgehen, oder azinäre Tumoren, die von den sekretproduzierenden Parenchymzellen des Pankreas ausgehen. Noch seltener sind endokrine Tumoren, die sich von den endokrinen Zellen der Langerhans-Inseln ableiten.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 12 800 Menschen am Pankreaskarzinom. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. Das Pankreaskarzinom nimmt bei Männern den 9. Platz und bei Frauen den 7. Platz in der Statistik der Krebsneuerkrankungen in Deutschland ein. Die meisten Betroffenen erkranken im höheren Lebensalter: Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 68 und für Frauen bei 75 Jahren. Als Todesursache rangiert das Pankreaskarzinom mit etwa 12 100 Verstorbenen im Jahr 2000 an 5. Stelle und ist damit ursächlich für etwa sechs Prozent aller Krebstodesfälle. Damit liegt die Inzidenz des Pankreaskarzinoms sehr nahe bei der jährlichen Mortalitätsrate und ein Langzeitüberleben ist die Ausnahme. Entsprechend ist die 5-Jahres-Überlebensrate beim Pankreaskarzinom mit 4 % die geringste aller Krebserkrankungen. Ursächlich dafür sind die späte Diagnosestellung, die daraus folgende geringe kurative Resektionsrate und die schnelle und aggressive Metastasierung.
In den letzten Jahren sind wichtige Fortschritte nicht nur im Verständnis der Entstehung, sondern auch in der Diagnostik und der Therapie des Pankreaskarzinoms erreicht worden. Es war deshalb das gemeinsame Interesse von DGVS und Deutscher Krebsgesellschaft, zum Pankreaskarzinom eine hochwertige Leitlinie, basierend auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenzen unter Berücksichtigung existierender klinischer Erfahrungen, erstellen zu lassen.
Zielsetzung der Leitlinie „Exokrines Pankreaskarzinom” ist die Sicherstellung einer evidenzbasierten, flächendeckenden, optimalen Versorgung von Patienten mit exokrinem Pankreaskarzinom. Die Leitlinie soll bewirken, dass
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die Diagnose des Pankreaskarzinoms früher gestellt wird,
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daraus folgend eine höhere Rate kurativ intendierter Resektionen ermöglicht wird,
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in der palliativen Situation das Überleben bei guter Lebensqualität deutlich verlängert wird,
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in der postoperativen Situation das Überleben bei guter Lebensqualität verlängert wird,
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in der Nachsorge Schmerzen und Mangelernährung nachhaltig verbessert werden.
Die Leitlinie richtet sich an alle in der Diagnostik, Therapie und Nachsorge Beteiligten im ambulanten und stationären Bereich. Sie soll entsprechend der Definition von Leitlinien zur Entscheidungsfindung für Arzt und Patient bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen dienen. Sie entbindet den Arzt nicht von seiner Verpflichtung, individuell unter Würdigung der Gesamtsituation des Patienten die adäquate Vorgehensweise zu prüfen. Das Abweichen von der Leitlinie sollte im konkreten Fall begründet werden. Aufgabe vor Ort ist es, die Behandlungsqualität in der kurativen und palliativen Versorgung kontinuierlich zu sichern. Indem die Leitlinie darlegt, welche Entwicklungen erforderlich sind und welche neuen, preisintensiven Substanzen in der adjuvanten und palliativen Situation eingesetzt werden sollten, richtet sie sich auch an indirekt Betroffene wie z. B. die Kostenträger und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.
Die methodischen Empfehlungen der AWMF zur Erarbeitung von Leitlinien (http://www.awmf-leitlinien.de), das Leitlinien-Manual des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (http://www.aezq.de) und das Deutsche Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung (http://www.delbi.de) dienten als Grundlage für die Organisation des Leitlinienprozesses. Wie im folgenden Abschnitt (Leitlinienreport) dargestellt, erfüllt die Leitlinie die Kriterien einer evidenz- und konsensbasierten Leitlinie (S3).
Die Gültigkeit dieser Leitlinie wird auf 3 Jahre geschätzt. Sollten in dieser Zeit für die Versorgung entscheidende Änderungen evident werden, wird die Koordinierungsgruppe entscheiden, ob einzelne Themenkomplexe oder die gesamte Leitlinie zu einem früheren Zeitpunkt angepasst werden müssen.
Die Erstellung der Leitlinie wurde finanziell unterstützt durch die DGVS und die DKG. Eine Beeinflussung der Arbeit der Teilnehmer an dem Konsensusprozess und der daraus abgeleiteten Empfehlungen hat nicht stattgefunden.
Organisatorischer Ablauf und methodische Grundlagen des Konsensusprozesses (Leitlinienreport)
Organisatorischer Ablauf und methodische Grundlagen des Konsensusprozesses (Leitlinienreport)
Nach Beauftragung durch die DGVS und die DKG wurde der organisatorische Ablauf zur Erstellung der Leitlinie mit dem Vorsitzenden der Leitlinienkommission der AWMF, Herrn Prof. Dr. H.-K. Selbmann, besprochen. Die weitere methodische Betreuung erfolgte durch die Stellvertretende Vorsitzende der Leitlinienkommission der AWMF, Frau Priv. Doz. Dr. Ina Kopp. Am 4.7.2005 wurde das Leitlinienprojekt bei der AWMF angemeldet (AWMF-Register-Nr. 032/010).
Rekrutierung der Teilnehmer
Zur Rekrutierung der Mitglieder der Steuerungsgruppe (Koordinatoren) wurden die Präsidenten der Fachgesellschaften, die an der Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Pankreaskarzinoms beteiligt sind, angeschrieben und um Nennung zweier Repräsentanten gebeten. Zusammen mit den Koordinatoren erfolgte nach Abstimmung über die Themenkomplexe die Nennung und Einladung der Arbeitsgruppenmitglieder ([Tab. 1]). Die Teilnehmer waren niedergelassene und klinisch tätige Ärzte aus den verschiedenen Versorgungsstufen. Sie vertraten die für das Pankreaskarzinom relevanten Schlüsseldisziplinen: Innere Medizin, (Gastroenterologie, Hämatologie-Onkologie), Chirurgie (Viszeralchirurgie), Radioonkologie, Pathologie, Diagnostische Radiologie, Palliativmedizin, Schmerztherapie, Ernährungsmedizin, Psychotherapie-Psychosomatik, Laboratoriumsmedizin und Epidemiologie. Die Patientenvertreterin wurde vom Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. Dormagen benannt.
Tab. 1 Arbeitsgruppen
1. Risikofaktoren/Screening/Risikogruppen
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Leiter:
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Prof. Dr. S. C. Bischoff | Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention, Stuttgart |
Prof. Dr. S. Hahn | Knappschaftskrankenhaus, Medizinische Universitätsklinik, Bochum |
Prof. Dr. R. Schmid | Klinikum rechts der Isar der TU, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, München |
Mitglieder:
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Prof. Dr. G. Adler | Universitätsklinikum, Zentrum für Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin I, Ulm |
Prof. Dr. A. Aschoff | Universitätsklinikum, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm |
Dr. I. Bergheim | Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention, Stuttgart |
Prof. Dr. T. Gress | Universitätsklinikum Giessen und Marburg GmbH, Klinik für Innere Medizin, SP Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel, Marburg |
Prof. Dr. V. Keim | Universitätsklinikum, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Leipzig |
Prof. Dr. M. Lerch | Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Greifswald |
Prof. Dr. J. Lüttges | Klinikum Saarbrücken, Pathologisches Institut, Saarbrücken |
Dr. G. Nagel | Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm |
Prof. Dr. H. Rieder | Universitätsklinikum, Institut für Humangenetik und Anthropologie, Düsseldorf |
2. Diagnostik
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Leiter:
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Prof. Dr. H.-J. Brambs | Universitätsklinikum, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm |
PD Dr. K. Schlottmann | Katharinen-Hospital gGmbH, Innere Klinik I, Unna |
Prof. Dr. B. Wiedenmann | Charité Universitätsmedizin, CharitéCentrum 13, Medizinische Klinik mit SP Hepatologie und Gastroenterologie, Campus Virchow, Berlin |
Mitglieder:
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Dr. M. Dobritz | Klinikum rechts der Isar der TU, Institut für Röntgendiagnostik, München |
Prof. Dr. P. Möller | Universitätsklinikum, Comprehensive Cancer Center, Institut für Pathologie, Ulm |
Prof. Dr. J. Mössner | Universitätsklinikum, Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Klinik und Poliklinik II; Gastroenterologie und Hepatologie, Leipzig |
Prof. Dr. S. T. Post | Universitätsklinikum gGmbH, Chirurgische Klinik, Mannheim |
Prof. Dr. S. N. Reske | Universitätsklinikum, Klinik für Nuklearmedizin, Ulm |
Prof. Dr. J. F. Riemann | Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH, Medizinische Klinik C, Ludwigshafen |
Prof. Dr. T. Rösch | Charité Universitätsmedizin, CharitéCentrum 13, Medizinische Klinik mit SP Hepatologie und Gastroenterologie, Zentrale interdisziplinäre Endoskopie, Campus Virchow, Berlin |
PD Dr. A.-O. Schäfer | Universitätsklinikum, Radiologische Universitätsklinik, Röntgendiagnostik, Freiburg |
Prof. Dr. W. Uhl | St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität; Klinik für Chirurgie, Bochum |
Prof. Dr. C. Wagener | Universitätsklinikum, Institut für Klinische Chemie/Zentrallaboratorien, Hamburg-Eppendorf |
3. Chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms (kurative Intention)
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Leiter:
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Prof. Dr. Jens Werner | Universitätsklinikum, Chirurgische Klinik, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg |
Prof. Dr. W. Hohenberger | Chirurgische Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeine, Bauch- und Thoraxchirurgie, Erlangen |
Mitglieder:
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Prof. Dr. G. Baretton | Universitätsklinikum, Institut für Pathologie, Dresden |
Prof. Dr. R. Bittner | Marienhospital, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart |
Dr. D. Dittert | Universitätsklinikum, Institut für Pathologie, Dresden |
Prof. Dr. P. Galle | Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz |
Prof. Dr. D. Henne-Bruns | Universitätsklinikum, Zentrum für Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Ulm |
Prof. Dr. Dr. h. c. U. T. Hopt | Universitätsklinikum, Chirurgische Universitätsklinik, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg |
Prof. Dr. J. Izbicki | Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg-Eppendorf |
Prof. Dr. G. Klöppel | Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Pathologie, Campus Kiel |
Prof. Dr. K. H. Link | Asklepios Paulinen Klinik, Chirurgisches Zentrum, Wiesbaden |
Prof. Dr. P. Neuhaus | Charité Universitätsmedizin, CharitéCentrum 8 für Chirurgische Medizin, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie (CVK), Berlin |
Dr. Jörg Pelz | Chirurgische Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeine, Bauch- und Thoraxchirurgie, Erlangen |
PD Dr. B. Rau | Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß und Kinderchirurgie, Homburg/Saar |
Prof. Dr. P. Schlag | Charité Universitätsmedizin, Robert-Rössle-Klinik, Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Campus Berlin-Buch, Berlin |
Prof. Dr. H. D. Saeger | Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- u. Gefäßchirurgie, Dresden |
4. Neoadjuvante und adjuvante nicht-chirurgische Therapie
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Leiter:
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Prof. Dr. J. M. Langrehr | Charité Universitätsmedizin, CharitéCentrum 8 für Chirurgische Medizin, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie (CVK), Berlin |
PD Dr. H. Oettle | Charité Universitätsmedizin, Medizinische Klinik m. S. Hämatologie und Onkologie, Campus Virchow, Berlin |
Prof. Dr. W. Schmiegel | Knappschaftskrankenhaus, Medizinische Universitätsklinik, Bochum |
Mitglieder:
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Prof. Dr. C. Bokemeyer | Universitätsklinikum, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg-Eppendorf |
PD Dr. Th. Brunner | University of Oxford, Churchill Hospital, Radiation Oncology and Biology; Headington, Oxford |
Prof. Dr. W. Budach | Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und radiologische Onkologie, Düsseldorf |
Prof. Dr. H. Friess | Universitätsklinikum, Chirurgische Klinik, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg |
Prof. Dr. M. Geissler | Klinikum Esslingen, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin, Esslingen |
Prof. Dr. T. Meyer | Chirurgische Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeine, Bauch- und Thoraxchirurgie, Erlangen |
PD Dr. A. Reinacher-Schick | Knappschaftskrankenhaus, Medizinische Universitätsklinik, Bochum |
Prof. Dr. H. J. Schmoll | Universitätsklinikum, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV, Halle (Saale) |
Prof. Dr. H. Witzigmann | Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Klinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Dresden |
5. Palliativtherapie
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Leiter:
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Prof. Dr. G. Grabenbauer | Universitätsklinikum, Strahlenklinik, Erlangen |
Prof. Dr. V. Heinemann | Universitätsklinikum Großhadern, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München |
Prof. Dr. M. P. Lutz | Caritasklinik St. Theresia, Medizinische Klinik, Saarbrücken |
Mitglieder:
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Prof. Dr. U. R. Fölsch | Universitätsklinikum, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Kiel |
Prof. Dr. J. T. Hartmann | Universitätsklinikum, Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin II, Tübingen |
Prof. Dr. S. Hegewisch-Becker | Internistische Gemeinschaftspraxis Eppendorf |
PD Dr. F. Kullmann | Klinikum der Universität, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg |
Prof. Dr. M. Löhr | Universitätsklinikum, II. Medizinische Universitätsklinik, Mannheim |
Prof. Dr. R. Porschen | Klinikum Bremen Ost, Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Klinik, Bremen |
Prof. Dr. M. Schilling | Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg/Saar |
Prof. Dr. T. Seufferlein | Universitätsklinikum, Zentrum für Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin I, Ulm |
6. Supportive Therapie und Nachsorge
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Leiter:
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Prof. Dr. S. Feuerbach | Klinikum der Universität, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg |
PD Dr. O. Micke | Franziskus Hospital gGmbH, Klinik für Strahlenheilkunde und Radioonkologie, Bielefeld |
Prof. Dr. H. Neuhaus | Evangelisches Krankenhaus, Medizinische Klinik, Düsseldorf |
Mitglieder:
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Prof. Dr. C.F. Dietrich | Caritas-Krankenhaus, Innere Medizin II, Bad Mergentheim |
Frau A. Feil | Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V., Siegen |
PD Dr. U. Graeven | Kliniken Mariahilf, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie, Mönchengladbach |
Dr. G. Hege-Scheuing | Universitätsklinikum, Klinik für Anästhesiologie, Ulm |
Prof. Dr. E. Klar | Universitätsklinikum, Abteilung für Allgemeine, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock |
PD Dr. F. Lordick | Klinikum rechts der Isar der TU, III. Medizinische Klinik, München |
Dr. S. Pauls | Universitätsklinikum, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm |
Prof. Dr. W. Scheppach | Universitätsklinikum, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg |
Prof. Dr. J. Weitz | Universitätsklinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Sektion Chirurgische Onkologie, Heidelberg |
Organisatorischer Ablauf
Nach Abstimmung der Themenkomplexe mit den Koordinatoren wurden der Fragenkatalog erstellt und die Suchbegriffe für die Literaturrecherche definiert (zeitlicher Ablauf siehe [Tab. 2]). Fragenkatalog und Suchbegriffe wurden danach durch die Arbeitsgruppen überarbeitet und ergänzt. Auf dieser Basis wurde eine systematische Literaturrecherche nach den Suchbegriffen in PubMed/Medline für den Zeitraum von 1995 bis einschließlich Mai 2006 durchgeführt. Die verwendeten Suchbegriffe sind im Anhang aufgelistet. Es wurden insgesamt 42 345 Literaturzitate gesichtet ([Tab. 3] und Anhang [Tab. 10]). Davon wurden 1409 nach folgenden Kriterien ausgewählt: Untersuchungen am Menschen, Originalarbeiten oder systematische Reviews und Anzahl der untersuchten oder behandelten Patienten (> 10), keine Einzelfallbeschreibungen. Die Literatur wurde als Endnote-Datei zur Verfügung gestellt. Im Mai 2006 wurden die endgültigen Fragebögen und die Literaturzitate als Abstracts an alle Mitglieder des Leitlinienprozesses (n = 79) versandt, mit der Vorgabe der Auswertung bis Mitte Juli (Delphitechnik). Bis Ende August fassten die Koordinatoren der einzelnen Themenkomplexe die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zusammen und erstellten Empfehlungen für die Konsensfindung. Vier Wochen vor der Konsensuskonferenz fand mit den Koordinatoren der einzelnen Themenkomplexe eine Vorbesprechung statt. Dabei wurden die Auswertetabellen der Fragenkataloge und die Methodik der Konsensfindung im Rahmen der Konsensuskonferenz besprochen. Bis Mitte September wurden die Unterlagen an alle Teilnehmer der Konsensuskonferenz geschickt.
Tab. 2 Zeitlicher Ablauf des Konsensusprozesses
Rubrik | Teilpunkt | Zeitraum |
Initiierung | Festlegung eines Termins für die Konferenz | 1/2006 |
| Auswahl der Konferenzteilnehmer | 1/2006 |
| Erstellung der Fragenkataloge sowie deren Überarbeitung und Ergänzung durch die jeweiligen Arbeitsgruppen (Themenkomplexe 1 - 6) | 2 - 3/2006 |
Literaturrecherche | Erstellung von Suchbegriffen für die Literaturrecherche | 4/2006 |
| Systematische Literaturrecherche | 5/2006 |
Delphi-Befragung | Versand der endgültigen Fragebögen mit seit 1995 veröffentlichter Literatur | Mitte 5/2006 |
| Beantwortung der Fragenkataloge durch die Arbeitsgruppen | 6 - 7/2006 |
| Zusammenfassung/Auswertung der Ergebnisse der Fragenkataloge durch die Koordinatoren und Versand mit Empfehlungen an alle Teilnehmer der Konsensuskonferenz | 9/2006 |
Konferenz | Vorbesprechung der Konsensuskonferenz | 12.9.2006 |
| Konsensuskonferenz: | |
| Arbeitsgruppensitzungen | 13.10.2006 |
| Plenarsitzung | 13. - 14.10.2006 |
Manuskripterstellung durch Koordinatoren und Leiter der Konsensuskonferenz | bis 2/2007 |
Klärung offener Fragen durch Email-Befragung aller Teilnehmer der Konsensuskonferenz | 5.4.2007 |
Versand des endgültigen Manuskripts an alle Teilnehmer der Konferenz und Einarbeitung der Kommentare | 15.4.2007 |
Peer-Review des Manuskriptes | 6.5.2007 |
Tab. 3 Literaturrecherche
Themenkomplex | Referenzen initial | Referenzen Teilnehmer |
Themenkomplex 1 | 16 584 | 258 |
Themenkomplex 2 | 12 419 | 407 |
Themenkomplex 3 | 5 994 | 202 |
Themenkomplex 4 | 2 739 | 111 |
Themenkomplex 5 | 2 241 | 262 |
Themenkomplex 6 | 2 368 | 169 |
Summe | 42 345 | 1 409 |
Die Konsensuskonferenz fand am 13. und 14. Oktober 2006 in Stuttgart-Hohenheim statt. Am ersten Tag wurden innerhalb der Arbeitsgruppen die Vorschläge zur Konsensfindung für die einzelnen Themenkomplexe formuliert (nomineller Gruppenprozess, n = 7 - 12). Zur Unterstützung in methodischen Fragen stand allen Arbeitsgruppen Frau Dr. Kopp (AWMF) zur Verfügung. Am zweiten Tag wurden die Konsensvorschläge dem Plenum (n = 57) vorgetragen, diskutiert und, falls erforderlich, modifiziert. Die Abstimmung der Evidenzgrade und Empfehlungsgrade im Plenum erfolgte mithilfe eines TED-Systems.
Klassifikation der Evidenzgrade und Empfehlungsgrade
Die Evidenzgrade der relevanten Studien wurden nach den Empfehlungen des Centre for Evidence-Based Medicine, Oxford, UK festgelegt (http://www.cebm.net/) ([Tab. 4]). In Vorbereitung auf die Konsensuskonferenz zeigte sich, dass für den Themenkomplex 2 (Diagnostik) diese Kriterien an einzelne Studien nicht anzulegen sind. Deshalb wurde für die Bewertung der Literatur zur Diagnostik eine modifizierte Klassifikation der Evidenzgrade angewandt ([Tab. 5]). In allen Themenkomplexen wurde im Rahmen des Gruppenprozesses erfragt, ob die Ergebnisse der Studien auf die Zielpopulation der Leitlinie in Deutschland anwendbar sind.
Tab. 4 Basis der Evidenzgrade: Centre of Evidence-Based Medicine Oxford, Themenkomplexe 1, 3, 4, 5 und 6
Empfehlungsgrad | Evidenzstärke | |
A | 1 | systematischer Review (SR) mit Homogenität (keine Heterogenität bzgl. der Ergebnisse der einzelnen Studien) von randomisierten kontrollierten Studien (RCT) |
B | 2a
2b | systematischer Review mit Homogenität von Kohortenstudien individuelle Kohortenstudien plus RCTs geringer Qualität (z. B. Follow-up < 80 %) |
C | 3 | systematische Übersichten mit Homogenität von Fallkontrollstudien sowie individuelle Fallkontrollstudien: EG 3 |
C | 4 | Fallserien und Kohortenstudien sowie Fallkontrollstudien niedriger Qualität (d. h. Kohorte: keine klar definierte Vergleichsgruppe, keine Outcome-/Expositionsmessung in experimenteller und Kontrollgruppe, kein ausreichender Follow-up; Fallkontrolls.: keine klar definierte Vergleichsgruppe) |
D | 5 | Expertenmeinung oder inkonsistente bzw. nicht schlüssige Studien jedes Evidenzgrades |
Tab. 5 Basis der Evidenzgrade: Centre for Evidence-Based Medicine Oxford, Themenkomplex 2
Empfehlungsgrad | Evidenzstärke | |
A | 1a
1b
1c | systematischer Review (SR) mit Homogenität (keine Heterogenität bzgl. der Ergebnisse der einzelnen Studien) von Level 1 diagnostischen Studien. Klinischer Entscheidungsalgorithmus (clinical decision rule) mit 1b-Studien auch aus unterschiedlichen klinischen Zentren? validierende Kohortenstudien (testen Qualität eines spezifischen Tests, basierend auf existierender Evidenz, keine explorative Datensammlung mit Regressionsanalyse) diagnostische Ergebnisse, deren Spezifität so hoch („absolut”) ist, dass ein positives Ergebnis die Diagnose ergibt, oder diagnostische Ergebnisse, deren Sensitivität so hoch („absolut”) ist, dass ein negatives Ergebnis die Diagnose ausschließt |
B | 2a
2b | systematischer Review mit Homogenität von diagnostischen Studien > Level 2 explorative Kohortenstudie mit guter Referenzbasis (d. h. unabhängig vom Test, verblindet oder objektiv bei allen Probanden eingesetzt) |
C | 3 | systematische Übersichten mit Homogenität von Studien EG3b oder besser |
C | 4 | Fallkontrollstudien, schlechter oder nicht unabhängiger Referenzstandard |
D | 5 | Expertenmeinung ohne kritische Diskussion |
Basierend auf den Evidenzgraden wurden die Empfehlungsgrade vergeben. Die Klassifikation der Empfehlungsgrade ist in [Tab. 6] dargestellt. In der Regel bestimmt der Evidenzgrad den Empfehlungsgrad ([Tab. 4]
[5]). In begründeten Fällen konnte im Rahmen der Konsensuskonferenz davon abgewichen werden:
Tab. 6 Klassifikation der Empfehlungsgrade
A | konsistent Studien mit Evidenzgrad 1 vorhanden |
B | konsistent Studien mit Evidenzgrad 2 oder 3 bzw. Extrapolationen von Studien mit Evidenzgrad 1 |
C | Studien mit Evidenzgrad 4 oder Extrapolationen von Studien mit Evidenzgrad 2 oder 3 |
D | Expertenmeinung oder inkonsistente bzw. nicht schlüssige Studien jedes Evidenzgrades |
-
Konsistenz und Effektstärke der Studien
-
Abwägung von Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen
-
Anwendbarkeit auf erweiterte Patientengruppen, auf das deutsche Gesundheitssystem oder auf verfügbare Ressourcen
Klassifikation der Konsensusstärke
Die Abstimmung im Plenum der Konsensuskonferenz erfolgte über ein TED-System. Somit wurde unmittelbar nach Abstimmung der einzelnen Fragen die absolute und prozentuale Zustimmung der Teilnehmer elektronisch dargestellt. Entsprechend [Tab. 7] ergab sich daraus die Klassifikation der Konsensusstärke.
Tab. 7 Klassifikation der Konsensusstärke
starker Konsens | Zustimmung von > 95 % der Teilnehmer |
Konsens | Zustimmung von > 75 - 95 % der Teilnehmer |
mehrheitliche Zustimmung | Zustimmung von > 50 - 75 % der Teilnehmer |
kein Konsens | Zustimmung von < 50 % der Teilnehmer |
Implementierung der Leitlinie
Die Qualität einer Leitlinie lässt sich erst nach ihrer Implementierung in den Versorgungsalltag messen. Neben der hier vorliegenden wissenschaftlichen Darstellung wird die Leitlinie von der AWMF in ihrem Informationssystem „AWMF online” (http://www.awmf.org/) elektronisch publiziert. Auch die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) werden die Leitlinie elektronisch zur Verfügung stellen. Nach Publikation der Langversion der Leitlinie werden eine Kurzversion und eine patientengerechte Fassung vorgestellt.
Themenkomplex 1:
Risikofaktoren/Screening/Risikogruppen
Themenkomplex 1:
Risikofaktoren/Screening/Risikogruppen
Risikofaktoren
Einleitung
Seit vielen Jahren wird die Ernährung als möglicher Risikofaktor bei der Entstehung des exokrinen Pankreaskarzinoms diskutiert. Allerdings gibt es keine einhelligen bzw. in der klinischen Praxis etablierten Empfehlungen darüber, ob Ernährungsmaßnahmen zur Prävention des Pankreaskarzinoms sinnvoll sind und, wenn ja, welche Ernährungsfaktoren hierbei eine Rolle spielen könnten. Abgesehen von Ernährungsfaktoren sind Lebensgewohnheiten und berufsbedingte Expositionen als mögliche Risikofaktoren für die Entstehung des Pankreaskarzinoms zu diskutieren. Schließlich soll erörtert werden, inwiefern eine medikamentöse Prophylaxe das Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms reduzieren kann.
Ernährung
Ernährungsempfehlungen
Eine spezifische Diätempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann derzeit nicht gegeben werden. Zur Risikoreduktion des Pankreaskarzinoms sollten aktuelle Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) beachtet werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
In einer ausführlichen Literaturübersicht des World Cancer Research Funds im Jahr 1997 wurden einige Zusammenhänge zwischen Ernährungsfaktoren und dem Pankreaskarzinom als wahrscheinlich angesehen, jedoch wurde keine der Assoziationen als überzeugend eingestuft [1]. In Originalpublikationen der letzten 12 Jahre fanden sich wiederholt Assoziationen zwischen Ernährungsfaktoren und der Entstehung eines Pankreaskarzinoms, die mit Evidenzstärke 2b bis 3b zu bewerten sind [2]
[3]
[4]
[5]
[6]. Allerdings gibt es auch eine Arbeitsgruppe, die in ihren Kohortenstudien keine Assoziationen von Ernährungsfaktoren und Pankreaskarzinom fanden [7]
[8]. Nichtsdestotrotz wird eine Ernährungsempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos als indiziert betrachtet, zumal ein solcher Zusammenhang auch aus biologischer Sicht plausibel erscheint [9].
Zwischen Ballaststoffzufuhr und Pankreaskarzinomrisiko findet sich kein eindeutiger Zusammenhang
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
Die Studienlage zur Ballaststoffzufuhr ist widersprüchlich. In zwei Fallkontrollstudien wurde eine protektive Wirkung durch erhöhte Ballaststoffzufuhr beschrieben [3]
[10], dies wurde jedoch in einer anderen Fallkontrollstudie für Männer nicht bestätigt [11]. Aufgrund der insgesamt unzureichenden Studienlage mit widersprüchlichen Ergebnissen kann keine positive Empfehlung ausgesprochen werden.
Empfehlung
Eine erhöhte Aufnahme von Hülsenfrüchten zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann nicht empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
In zwei Kohortenstudien, die an Subpopulationen (Adventisten) durchgeführt wurden, fand sich ein protektiver Effekt von Hülsenfrüchten auf die Inzidenz des Pankreaskarzinoms [12]
[13]. Da es sich jedoch in beiden Publikationen um eine sehr spezielle Studienpopulation handelt, kann ein Selektionsbias nicht ausgeschlossen und deshalb eine allgemeine Empfehlung nicht ausgesprochen werden.
Ein Vorteil durch erhöhte Obst- und Gemüseaufnahme zur Reduktion des Risikos eines Pankreaskarzinoms ist derzeit nicht eindeutig belegt
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke: 2b, starker Konsens
Anmerkungen
In mehreren Fallkontrollstudien wurde eine risikosenkende Wirkung hinsichtlich des Pankreaskarzinomrisikos durch vermehrten Obst- und Gemüseverzehr beobachtet [2]
[3]
[14]
[15]. Allerdings wurde in einer Kohortenstudie, die im Vergleich zur Fallkontrollstudie als relevanter erachtet wird, kein Zusammenhang zwischen Obst- und Gemüseverzehr und Pankreaskarzinomrisiko gefunden [16]. Dennoch wird eine Empfehlung zu einer Förderung des Obst- und Gemüsekonsums als wünschenswert eingestuft, da regelmäßiger Obst- und Gemüsekonsum das Krebsrisiko generell senkt [17].
Empfehlung
Eine Zufuhr Vitamin-C-haltiger Nahrung ist möglicherweise förderlich zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3 , mehrheitliche Zustimmung
Anmerkungen
Zwei Fallkontrollstudien deuten auf einen protektiven Zusammenhang zwischen höherer Vitamin-C-Zufuhr aus der Nahrung und dem Pankreaskarzinom hin [3]
[18]. Die Empfehlungsstärke wird allerdings eingeschränkt durch Limitationen, die beide Studien aufweisen. In der Arbeit von Lin et al. [18] sind Größen wie Alter und Rauchen unzureichend berücksichtigt und die Fallzahlen klein. In der Studie von Ji et al. [3] konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen Vitamin-C-haltiger Nahrung und Pankreaskarzinomrisiko nur bei Männern beschrieben werden.
Fettreduktion in der Nahrung trägt nicht zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos bei
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
In einer Kohortenstudie bei männlichen Rauchern war die erhöhte Zufuhr gesättigter Fette mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko assoziiert [19]. Dieses Ergebnis ist konsistent mit einer ökologischen Untersuchung [20]. Jedoch wurde in anderen Kohortenstudien kein Zusammenhang [6] bzw. in einer asiatischen Population sogar ein inverser Zusammenhang beschrieben [3].
Eine cholesterinarme Ernährung trägt nicht zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos bei
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
In einer Fallkontrollstudie fand sich ein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko in der Gruppe mit hoher Cholesterinzufuhr [18], jedoch konnte diese Beobachtung in einer Kohortenstudie nicht bestätigt werden [7].
Eine Reduktion der Aufnahme von rotem Fleisch trägt nicht zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos bei
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Die Studienlage zu dieser Thematik ist widersprüchlich. In einer Kohortenstudie war der Verzehr von rotem Fleisch mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko assoziiert [6]. Allerdings blieb unklar, ob das rote Fleisch selbst oder die Zubereitungsart des Fleisches für diese Risikoassoziation verantwortlich ist [21]. In zwei anderen Studien, davon eine Kohortenstudie von Michaud et al. [7], konnte kein Zusammenhang zwischen der Zufuhr von rotem Fleisch und dem Pankreaskarzinomrisiko gefunden werden [3]. Somit muss angenommen werden, dass die von Nothlings [6] beschriebene positive Assoziation am ehesten durch die Zubereitungsart und weniger wahrscheinlich durch Genuss des roten Fleisches selbst verursacht war. Dies führt zu der Gesamtbewertung, dass die Reduktion der Aufnahme von rotem Fleisch nicht mit einer Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos assoziiert ist.
Ein Zusammenhang zwischen bevorzugter Aufnahme von weißem Fleisch und Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann nicht beschrieben werden
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Zu dieser Thematik liegen zwei Studien vor, die beide keine Assoziation für den Verzehr von weißem Fleisch und dem Pankreaskarzinomrisiko gefunden haben [6]
[21].
Der Verzehr geräucherter/gegrillter Speisen kann mit einem erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom assoziiert sein
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, mehrheitliche Zustimmung
Anmerkungen
Drei Studien zeigen, dass der Verzehr geräucherter/gegrillter Speisen mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko verbunden ist, allerdings handelt es sich bei allen drei Studien lediglich um Fallkontrollstudien [21]
[22]
[23], so dass nur eine Evidenzstärke von 3 ausgesprochen werden kann.
Eine vermehrte Aufnahme von Fisch zur Senkung des Pankreaskarzinomrisikos sollte nicht empfohlen werden
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
In zwei Kohortenstudien [6]
[7] wurde kein Zusammenhang zwischen Fischkonsum und Pankreaskarzinomrisiko gefunden. In dieser Hinsicht sind zwei Fallkontrollstudien, die einen protektiven Effekt berichteten, von nachgeordneter Bedeutung [4]
[24].
Eine allgemeine Empfehlung zur Reduktion der Zuckerzufuhr kann nicht ausgesprochen werden
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Es gibt Hinweise, dass der Zuckerkonsum mit einem erhöhten Risiko des Pankreaskarzinoms assoziiert ist [23]
[25]
[26]. Ein möglicher statistisch signifikanter Zusammenhang wurde jedoch nur für Frauen berichtet [27].
Eine erhöhte Aufnahme von Milch und Milchprodukten führt nicht zu einer Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Ein Zusammenhang zwischen Milch- bzw. Käsekonsum und dem Risiko für ein Pankreaskarzinom konnte ausgeschlossen werden [6]. Allerdings wurde eine protektive Wirkung hinsichtlich des Pankreaskarzinomrisikos für fermentierte Milchprodukte beschrieben [10]. Da diese Daten aber nur für bestimmte Milchprodukte und nicht insgesamt für Milch und alle Milchprodukte zutreffen, kann keine generelle Empfehlung für diese Gruppe von Nahrungsmitteln ausgesprochen werden. Die protektive Wirkung von fermentierten Milchprodukten ist bislang nur durch eine Einzelstudie belegt.
Der Verzicht auf exzessiven Alkoholkonsum kann zur Verringerung des Pankreaskarzinomrisikos empfohlen werden
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
In zahlreichen Studien wurde kein Zusammenhang zwischen moderatem Alkoholkonsum und Pankreaskarzinomrisiko festgestellt [28]
[29]
[30]
[31]. Allerdings weisen einzelne Studien darauf hin, dass sehr hoher Alkoholkonsum bzw. Binge-drinking mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko assoziiert sein kann [31]
[32]
[33]. Daraus resultiert die Empfehlung, dass der Alkoholkonsum auf ein moderates Maß beschränkt werden sollte, zumal ein erhöhter Alkoholkonsum auch im Zusammenhang mit der Pathogenese anderer Krebserkrankungen diskutiert wird und chronische Pankreas- und Lebererkrankungen zur Folge haben kann.
Ein allgemeiner Verzicht auf Kaffee kann nicht empfohlen werden
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
In einigen Fallkontrollstudien war hoher Kaffeekonsum (mehr als drei Tassen pro Tag) mit einer Pankreaskarzinomrisikoerhöhung assoziiert [34]
[35]
[36]. Dies konnte mit zwei Ausnahmen [37]
[38] in mehreren anderen Kohortenstudien nicht bestätigt werden [28]
[29]
[39].
Die Förderung des Teekonsums zur Senkung des Pankreaskarzinomrisikos kann nicht empfohlen werden
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Generell besteht zwischen Teekonsum und Pankreaskarzinomrisiko kein Zusammenhang [37]
[40]. Möglicherweise hat der Konsum grünen Tees eine protektive Wirkung hinsichtlich der Pankreaskarzinomentstehung [3]. Dagegen fand sich in einer Kohortenstudie, die in Japan durchgeführt wurde, kein derartiger Zusammenhang [41], wobei diese Daten möglicherweise nur beschränkt auf Europa übertragbar sind.
Lebensgewohnheiten
Empfehlungen
Zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos sind Empfehlungen zu Lebensgewohnheiten indiziert.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Ergebnisse aus Familienstudien zeigen, dass neben einer genetischen Komponente auch bestimmte Lebensgewohnheiten mit dem Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, assoziiert sind [42]
[43]. Insbesondere Rauchen und Übergewicht sind als Risikofaktoren für das Pankreaskarzinom gut belegt [44], worauf im Folgenden näher eingegangen wird.
Adipositas ist mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko assoziiert, deshalb wird eine Vermeidung von Übergewicht empfohlen
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
Anmerkungen
In einer Metaanalyse [45] sowie in fünf Kohortenstudien [46]
[47]
[48]
[49]
[50] und einer Fallkontrollstudie [51] fand sich in verschiedenen Populationen mit Adipositas (BMI > 30) ein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko. Insofern ist hier von einem eindeutigen Zusammenhang auszugehen.
Eine allgemeine Empfehlung zur Förderung der Bewegung vor dem Hintergrund der Gewichtsregulierung kann gegeben werden
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Die Ergebnisse aus Kohortenstudien [46]
[50]
[52] und einer Fallkontrollstudie [53] deuten auf eine protektive Wirkung von körperlicher Bewegung auf das Pankreaskarzinomrisiko hin. Übergewichtige Personen scheinen von körperlicher Bewegung besonders zu profitieren [46]. Es können jedoch keine differenzierten Empfehlungen zur Bewegungsförderung ausgesprochen werden, da auch widersprüchliche Ergebnisse gefunden wurden [47] und nicht alle Beobachtungen und Zusammenhänge signifikant [50] bzw. konsistent [46] waren.
Die Vermeidung von Tabakkonsum wird zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos empfohlen
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Tabakkonsum in Form von Zigaretten- oder Zigarrenrauchen verdoppelt das Risiko für das Pankreaskarzinom. Dieser Zusammenhang ist konsistent durch Kohortenstudien [38]
[49]
[54]
[55]
[56] und Fallkontrollstudien [57]
[58] belegt. Individuelle genetische Faktoren scheinen den Grad der Assoziationen zu beeinflussen [59]
[60]
[61]. Selbst zwischen Passivrauchen und Pankreaskarzinomrisiko wurde ein Zusammenhang gefunden [62].
Berufsbedingte Risikofaktoren
Empfehlung
Der Kontakt mit Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden könnte möglicherweise das Pankreaskarzinomrisiko erhöhen. Weitere potenzielle Risikofaktoren können chlorierte Kohlenwasserstoffe, Chrom und Chromverbindungen, elektromagnetische Felder und Kraftstoffdämpfe sein.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b - 3, Konsens
Anmerkungen
Einige Berufs- und Arbeitsfelder scheinen mit einem geringfügig erhöhtem Erkrankungsrisiko assoziiert zu sein [63]
[64]
[65]. Besondere Risikofaktoren stellen möglicherweise die o. g. Chemikalien dar [66]
[67]
[68]
[69]
[70]
[71]
[72].
Medikamentöse Prophylaxe
Empfehlung
Eine medikamentöse Prophylaxe zur Verminderung des Pankreaskarzinomrisikos ist derzeit nicht bekannt.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, Konsens
Anmerkungen
Weder die Supplementierung von Antioxidantien [73]
[74] noch die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika [75]
[76]
[77] führt zu einer Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos.
Screening bei asymptomatischer Bevölkerung
Empfehlung
Ein Screening asymptomatischer Personen mit CA 19-9 zur Frühdiagnose sollte nicht durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkung
Zwei Studien mit hohen Fallzahlen zeigen, dass aufgrund des sehr niedrigen positiven prädiktiven Wertes von CA 19-9 ein Screening der asymptomtischen Personen nicht gerechtfertigt ist [78]
[79].
Empfehlung
Molekularbiologische Screeningmethoden wie z. B. die Mutationsanalyse zum Screening der asymptomatischen Normalbevölkerung können derzeit nicht empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Evidenz, die das Screening der asymptomatischen Normalbevölkerung mit molekularbiologischen Untersuchungsverfahren rechtfertigt.
Empfehlung
Bildgebende Screeninguntersuchungen der asymptomatischen Normalbevölkerung können derzeit nicht empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3b, starker Konsens
Anmerkung
Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Evidenz, die das Screening der asymptomatischen Normalbevölkerung mit bildgebenden Untersuchungsverfahren rechtfertigt [78].
Risikogruppen - Identifikation und Überwachung
Sporadisches Pankreaskarzinom in der Familie (sporadic pancreatic cancer kindred: SPC)
Empfehlung
Verwandte ersten Grades von Patienten mit Pankreaskarzinom haben ein im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöhtes Risiko, ebenfalls an einem Pankreaskarzinom zu erkranken.
Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Für Verwandte ersten Grades eines Patienten mit Pankreaskarzinom ist das Risiko um das 2fache erhöht. Ist das Erkrankungsalter des Patienten unter 60 Jahre, so erhöht sich das Risiko auf das 3fache [80]
[81]. Verwandte 2. und 3. Grades eignen sich nicht als Indexpatienten zur Definition eines individuell erhöhten Pankreaskarzinomrisikos. Tritt in einer Familie bei zwei oder mehr erstgradig Verwandten ein Pankreaskarzinom auf, so erfüllt diese Familie die derzeit gültigen Kriterien für das „familiäre Pankreaskarzinom” und zählt somit nicht zur Gruppe der sporadischen Pankreaskarzinome.
Empfehlung
Eine Empfehlung zur Primärprävention von Angehörigen eines Patienten mit Pankreaskarzinom, abweichend zu den Empfehlungen zur Primärprävention der Normalbevölkerung, kann nicht gegeben werden.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Generell können die für die Normalbevölkerung genannten Empfehlungen auch für die Angehörigen eines Pankreaskarzinompatienten angewendet werden. Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen von davon abweichenden Maßnahmen.
Familiäres Pankreaskarzinom (familial pancreatic cancer kindred: FPC)
Ein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko wurde in einer Reihe von hereditären Syndromen beobachtet, bei denen das Pankreaskarzinom nicht zu den führenden klinisch/phänotypischen Ausprägungen gezählt wird (siehe unten). Von diesen Syndromen wird heute das familiäre Pankreaskarzinom (FPC) abgegrenzt. Ein FPC wird immer dann angenommen, wenn in einer Familie mindestens zwei erstgradig Verwandte (unabhängig vom Alter der Erkrankten) an einem Pankreaskarzinom erkrankt sind, ohne dass die Familie die klinischen bzw. familienanamnestischen Kriterien eines anderen erblichen Syndroms (siehe unten) erfüllt. FPC-Tumoren lassen sich histologisch nicht von sporadischen Tumoren unterscheiden. Eine prospektive Studie aus Deutschland konnte zeigen, dass zwischen 1 - 3 % aller Pankreaskarzinompatienten die FPC-Kriterien erfüllen. Das FPC ist damit ähnlich häufig wie andere erbliche Tumorerkrankungen [82]. Das mittlere FPC-Erkrankungsalter unterscheidet sich nicht signifikant vom Alter der sporadischen Fälle ( ± 62. Lj.). Allerdings scheinen erste Daten darauf hinzuweisen, dass Kinder von FPC-Patienten möglicherweise bis zu 10 Jahren früher am Pankreaskarzinom erkranken können (Antizipation) [83]. Wie bei allen erblichen Erkrankungen sollte auch Angehörigen von FPC-Familien eine genetische Beratung empfohlen werden. Ein spezifischer Gendefekt für das FPC konnte nur in einer kleinen Subgruppe (ca. 10 %) der FPC-Familien nachgewiesen werden, weshalb eine prädiktive Gendiagnostik derzeit ebenfalls außerhalb von Studien nicht empfohlen werden kann.
Familienangehörige mit mindestens zwei erstgradig Verwandten (unabhängig vom Alter der Erkrankten), die an einem Pankreaskarzinom erkrankt sind, haben ein im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöhtes Risiko, ebenfalls an einem Pankreaskarzinom zu erkranken.
Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Das Risiko eines erstgradig Verwandten, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, ist bei zwei Erkrankten in der Familie 18-fach und kann auf das 57fache ansteigen, wenn drei und mehr Familienmitglieder an einem Pankreaskarzinom erkrankt sind. Diese Zahlen basieren jedoch nur auf einer prospektiven Studie und müssen daher noch zurückhaltend interpretiert werden [84].
Empfehlung
Eine Empfehlung zur Primärprävention von Familienangehörigen einer FPC-Familie, abweichend zu den Empfehlungen zur Primärprävention der Normalbevölkerung, kann nicht gegeben werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Generell können die für die Normalbevölkerung genannten Empfehlungen auch für die Angehörigen eines Pankreaskarzinompatienten angewendet werden. Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen von davon abweichenden Maßnahmen. In jüngerer Zeit wurden Daten zu ersten bildgebenden Screeninguntersuchungen in Risikofamilien publiziert [85]
[86]
[87]. Deren Bestätigung in unabhängigen Untersuchungen steht jedoch noch aus. Die aktuelle Datenlage erlaubt daher aufgrund des erheblichen Risikos falsch positiver Befunde keine generelle Empfehlung von Screeninguntersuchungen wie z. B. Endosonografie, ERCP oder MRCP für diese Risikogruppe außerhalb von kontrollierten Studien.
Weitere Erkrankungen/Syndrome, die mit einem erhöhten Pankreaskarzinomrisiko assoziiert sind
Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom haben ein 36 bis 42 %iges Lebenszeitrisiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken.
Evidenzstärke 2a, starker Konsens
Anmerkungen
Zwei Untersuchungen belegen das deutliche erhöhte Pankreaskarzinomrisiko bei Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom [88]
[89].
Patienten mit FAMMM-Syndrom (inklusive Pankreas-Karzinom-Melanom-Syndrom) haben ein bis zu 17 %iges Lebenszeitrisiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken
Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Eine Reihe von Untersuchungen in FAMMM bzw. Familien mit Pankreas-Karzinom-Melanom-Syndrom belegen das deutliche erhöhte Pankreaskarzinomrisiko [82]
[90]
[91]
[92].
Patienten und Angehörige von Patienten mit hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom haben ein erhöhtes Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken.
Evidenzstärke 2a, Konsens
Anmerkungen
Es liegen nur wenige systematische Untersuchungen zum Pankreaskarzinomrisiko in Familien mit hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom vor. Diese beziehen sich in der Regel auf Familien mit bekannten Keimbahnmutationen in den Genen BRCA1 und 2. In diesen Familien scheint das Pankreaskarzinomrisiko um das 2 bis 6fache gesteigert zu sein [93]
[94]
[95].
Patienten und Angehörige von Patienten mit HNPCC haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken
Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Die Datenlage ist hier sehr spärlich und weist auf eine mögliche Risikoerhöhung hin [96]
[97].
Patienten und Angehörige von Patienten mit Ataxia teleangiectatica haben kein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko
Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Die Datenlage zum Pankreaskarzinomrisiko bei Ataxia teleangiectatica ist aufgrund der geringen Fallzahl nur schwer beurteilbar. Eine Erhöhung des Pankreaskarzinomrisikos scheint nicht gegeben zu sein [98].
Patienten mit FAP und deren Angehörige haben ein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko
Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
In einer Studie wird ein erhöhtes relatives Risiko von 4,5 für ein Pankreaskarzinom gefunden [99].
Patienten mit zystischer Fibrose haben wahrscheinlich kein erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko
Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Es gibt dazu in der Literatur keine konkreten Angaben.
Patienten mit Li-Fraumeni-Syndrom und deren Angehörige haben möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken
Evidenzstärke 4, Konsens
Anmerkung
Die Datenlage dazu ist sehr spärlich, weitere Untersuchungen sind erforderlich [96].
Andere Erkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom einhergehen können
Patienten mit von-Hippel-Lindau-Syndrom und Fanconi-Anämie haben möglicherweise eine erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom, während Patienten mit Neurofibromatose kein erhöhtes Risiko aufweisen.
Evidenzstärke 4
Anmerkungen
In einer Studie fand sich eine Assoziation von Pankreaskarzinom mit von-Hippel-Lindau-Syndrom [96]. Bei Patienten mit Pankreaskarzinom wurden ferner Mutationen in den Genen FANCC und FANCG nachgewiesen. Ein Verlust der Heterozygotie wurde im resezierten Tumor gefunden. Aus diesen Daten wurde geschlossen, dass Mutationen im FANCC-Gen, wie sie bei Fanconi-Anämie vorkommen, für ein Pankreaskarzinom prädisponieren können. Das relative Risiko und das Lebenszeitrisiko sind nicht bekannt [100].
Empfehlung
Generell können die für die Normalbevölkerung genannten Empfehlungen zur Pankreaskarzinomrisikoreduktion auch auf die Angehörigen der oben genannten Pankreaskarzinompatienten mit hereditären Erkrankungen angewendet werden. Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen von davon abweichenden Maßnahmen (siehe auch FPC). Diese Empfehlungen gelten ausdrücklich nur für das Pankreaskarzinomrisiko und berühren anders lautende Empfehlungen zu Screening-/Überwachungsuntersuchungen der jeweiligen erblichen Erkrankung nicht.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 4, Konsens
Patienten mit hereditärer Pankreatitis
Patienten mit hereditärer Pankreatitis haben ein deutlich erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom.
Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkung
Das kumulative Risiko, ein Pankreaskarzinom bis zum 70. Lebensjahr zu entwickeln, liegt in dieser Gruppe zwischen 40 und 44 % [101]
[102].
Empfehlung
Bildgebende Untersuchungen können zur Überwachung von Patienten mit hereditärer Pankreatitis derzeit nicht empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3b, Konsens
Anmerkungen
Ein prospektives Screening von Risikofamilien wurde an zwei Institutionen (Johns Hopkins Medical Institution und Universität Seattle) durchgeführt. Das Johns Hopkins empfiehlt ein jährliches, das Seattle-Programm ein Screening alle zwei bis drei Jahre. Bei asymptomatischen Personen wurden für eine chronische Pankreatitis typische Läsionen und überzufällig häufig IPMNs in der Endosonografie und ERCP gefunden. Die Wertigkeit dieser Befunde ist bisher unklar. Ein derartiges Überwachungsprogramm sollte daher nur unter Studienbedingungen durchgeführt werden [85]
[86]
[87]
[103].
Chronische Pankreatitis
Patienten mit langjähriger chronischer Pankreatitis haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms.
Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Die Angaben über das relative Risiko streuen weit und reichen von 2,3 bis 18,5. Die kumulative Inzidenz wird mit 1,1 % nach 5 Jahren, bei 1,8 % nach 10 Jahren und bei 4 % nach 20 Jahren angegeben [104]
[105]
[106]
[107]
[108].
Diabetes mellitus Typ 2
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 weisen ein erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom auf.
Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Etwa 1 % der Diabetiker im Alter von 50 Jahren oder jünger entwickelt in den folgenden 3 Jahren ein Pankreaskarzinom. Das entspricht einem etwa 8-fach erhöhten Risiko [109]. Weitere Studien zeigen ein geringer erhöhtes Risiko auf [49]
[110]
[111]
[112]
[113]
[114]
[115]
[116]
[117]. Es muss berücksichtigt werden, dass Diabetes ursächlich durch ein Pankreaskarzinom bedingt sein kann [118]
[119].
Empfehlung zur genetischen Beratung
Die genetische Beratung bei Patienten mit genetischen Syndromen und ihren Angehörigen erfolgt entsprechend den Richtlinien der Bundesärztekammer.
Empfehlungsgrad: A, Konsens
Themenkomplex 2:
Diagnostik
Themenkomplex 2:
Diagnostik
Diagnostik bei neu aufgetretenen Symptomen
Empfehlung
Neu aufgetretene Oberbauch- und Rückenschmerzen sollten diagnostische Untersuchungen auslösen, die die Diagnose eines Pankreaskarzinoms erlauben.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
Prinzipiell ist bei neu aufgetretenen Oberbauch- und Rückenschmerzen, die durch eine Pankreatitis bzw. ein Pankreaskarzinom ausgelöst sein könnten, eine weitere Diagnostik erforderlich. Es existiert keine Literatur, die beantwortet, welche Symptome alleine und in welcher Kombination und ab welchem Alter an ein Pankreaskarzinom denken lassen sollten. Welche Diagnostik alleine oder in Kombination zum Ausschluss eines Pankreastumors ausreichend ist, wird ebenfalls durch Literatur nicht belegt. Neu aufgetretene, nicht durch Veränderungen am Bewegungsapparat erklärbare, alleinige Rückenschmerzen sollten jedoch keine diagnostischen Untersuchungen für ein Pankreaskarzinom auslösen.
[Tab. 8] stellt einen Vorschlag für ein alters- und verdachtsleveladaptiertes Vorgehen dar, der auf Expertenmeinung basiert.
Tab. 8 Alters- und verdachtsleveladaptiertes diagnostisches Vorgehen bei neu aufgetretenen Oberbauch- und Rückenschmerzen
Verdachtslevel | Alter (Jahre) | Symptome | Vorgehen |
niedrig | < 50 | nur Schmerz[1]
| Sonografie bei Symptompersistenz |
mittel | < 50 | Schmerz plus[2]
| Sonografie, ggf. CT |
| > 50 | nur Schmerz1
| Sonografie, ggf. CT |
| | Schmerz plus2
| Sonografie, ggf. CT |
hoch | > 50 | Schmerz plus | Sonografie, ggf. CT/Endosonografie |
1Neu aufgetretene Schmerzen, die lokalisiert/gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen und nachts wahrnehmbar sind, bedürfen altersunabhängig individuell einer weiteren Abklärung. Bei hohem Verdachtslevel, ggf. auch bei negativer Sonografie, komplementär CT oder Endosonografie einsetzen.
2Schmerz plus andere Symptome (Inappetenz, Gewichtsverlust, Schwäche).
|
Empfehlung
Ein neu aufgetretener oder bestehender Diabetes mellitus Typ 2 bei fehlenden weiteren Symptomen im Sinne eines Pankreaskarzinoms sollte keine diagnostischen Untersuchungen für ein Pankreaskarzinom auslösen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkung
Nach aktueller Studienlage besteht ein nur mäßiger kausaler Zusammenhang zwischen Typ 2 Diabetes und Pankreaskarzinom [109]
[111]
[114]. Dies und die aktuell geringen Möglichkeiten zur Frühdiagnostik eines Pankreaskarzinoms lassen diagnostische Untersuchungen für ein Pankreaskarzinom bei Diabetes mellitus Typ 2 ohne weitere Symptome aktuell als nicht sinnvoll erscheinen.
Empfehlung
Ein neu aufgetretener schmerzloser Ikterus sollte diagnostische Untersuchungen für ein Pankreaskarzinom auslösen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkung
Pankreas- oder Gallengangskarzinome sind mit 20 % die häufigste Ursache für einen neu aufgetretenen Ikterus bei Patienten in der zweiten Lebenshälfte (> 60 Jahre) [120]
[121]
[122].
Empfehlung
Eine akute Pankreatitis unklarer Ätiologie sollte in bestimmten Fällen (Patienten > 50 Jahre mit erstmaliger „idiopathischer” Pankreatitis) zusätzliche Maßnahmen zur Diagnose eines Pankreaskarzinoms auslösen.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, Konsens
Anmerkungen
Die Pankreaskarzinominzidenz bei der akuten Pankreatitis und noch mehr bei einem akuten Schub einer chronischen Pankreatitis scheint erhöht zu sein, überschreitet jedoch nicht 1 - 2 % aller Fälle von Pankreaskarzinomen bzw. maximal 5 % bei den idiopathischen Formen. Es gibt nur wenige systematische Untersuchungen zu dieser Thematik, insbesondere bei den idiopathischen Formen. Die Daten für die Endosonografie in diesem Kontext sind gut dokumentiert. Deswegen wird primär ein endoskopischer Ultraschall empfohlen, der im symptomfreien Intervall nach der akuten Pankreatitis durchgeführt werden sollte. Alternativ kommt eine MD-CT-Untersuchung infrage. Eine Gangabklärung erscheint bei negativem endoskopischem Ultraschall überlegenswert, wobei nur Daten für die ERCP vorliegen, bei der das Risiko einer Post-ERCP-Pankreatitis besteht. Im Analogieschluss kann die Durchführung einer MRCP empfohlen werden [123]
[124].
CA 19-9-Bestimmungen sollten zur Diagnose eines Pankreaskarzinoms prinzipiell nicht durchgeführt werden. Es wird auch kein Algorithmus bzw. kein diagnostisches Verfahren empfohlen, mit dem ein erhöhter CA 19-9-Wert abgeklärt werden sollte. Obgleich Pankreaskarzinome auch vor dem 50. Lebensjahr auftreten können, zeigen die altersabhängigen Inzidenzkurven einen Anstieg erst ab dem 50. Lebensjahr [121]. Daher sollten die oben genannten diagnostischen Untersuchungen erst ab einem Alter von 50 Jahren durchgeführt werden
Bildgebende Verfahren zur Primär-Diagnostik
Empfehlung
Zur Klärung eines Tumorverdachtes sind unterschiedliche Verfahren geeignet, wie Sonografie, Endosonografie, Multidetektor-CT, MRT mit MRCP oder ERCP.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2, Konsens
Anmerkungen
Die oben genannten Verfahren sind unterschiedlich verfügbar und damit nicht in einen für jede Situation definierten Algorithmus einsetzbar. Es bestand Einigkeit darüber, dass prinzipiell zunächst eine Oberbauchsonografie erfolgen sollte, die bereits die Verdachtsdiagnose eines Pankreaskarzinoms und ggf. auch die Metastasendiagnose ermöglicht. Alle weiteren Verfahren ermöglichen ebenfalls den Nachweis eines Pankreaskarzinoms, wobei die ERCP allein zur Diagnose eines duktalen Pankreaskarzinoms nicht geeignet ist, da sie lediglich Gangveränderungen nachweist und nicht die Raumforderung selbst zur Darstellung bringt [125]
[126].
Die Computertomografie sollte als Multidetektor-Computertomografie mit einem zumindest biphasischen Kontrastmittelprotokoll durchgeführt werden (Pankreasparenchymphase und portalvenöse Phase). Die Schichtdicke sollte ≤ 3 mm betragen. Die MRT/MRCP sollte mit einer Feldstärke von mindestens 1,5 Tesla und Standardwichtungen (T1 und T2 inklusive MRCP) durchgeführt werden. Die Schichtdicke sollte 5 - 7 mm betragen. Der endoskopische Ultraschall kann sowohl mit mechanischen Radialscannern als auch mit elektronischen Endosonografiegeräten durchgeführt werden, wobei die publizierte Evidenz auf Arbeiten mit mechanischen Radialscannern beruht. Auch wenn die elektronischen Endosonografiegeräte vermutlich eine bessere Ortsauflösung erreichen, ist nicht untersucht, ob mit diesen Geräten ein Karzinomnachweis mit höherer Sensitivität möglich ist.
Empfehlung
Diagnostische Verfahren der ersten Wahl zur Detektion des Pankreaskarzinoms sind die Oberbauchsonografie, die Endosonografie, die Multidetektor-CT-Untersuchung sowie die MRT in Kombination mit der MRCP.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Nach Literatur sind die beiden sensitivsten Verfahren zur Detektion des Pankreaskarzinoms die Multidetektor-CT und das MRT in Kombination mit der MRCP. In der Hand erfahrener Untersucher erreicht die Endosonografie zum Teil sogar eine noch höhere Sensitivität. Eine eindeutige Wertung für oder gegen eines der Verfahren kann auch hier nicht vorgenommen werden. Es sollte jenes Verfahren eingesetzt werden, mit dem in einer gegebenen Einrichtung die größte Expertise besteht. Ggf. müssen die Verfahren auch komplementär eingesetzt werden.
Zytologische und Labor-Diagnostik
Empfehlung
Eine Bürstenzytologie aus dem Gallengang hat bei V. a. ein Pankreaskarzinom eine zu niedrige Sensitivität. Es wird auch nicht empfohlen, aus dem Pankreasgang Bürstenzytologien zum Nachweis eines Pankreaskarzinoms zu entnehmen. Deswegen ist eine ERCP zur Gewebediagnostik des Pankreaskarzinoms nicht indiziert.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkungen
Die Literatur erlaubt keine adäquate Aussage zu der o. g. Fragestellung. Die Bürstenverfahren im Pankreas, aber auch im Gallengangssystem sind risikobehaftet und nicht zielführend.
Laboruntersuchungen
Empfehlung
Bei Nachweis einer Pankreasraumforderung sollte eine CA 19-9-Untersuchung durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2a, mehrheitliche Zustimmung
Anmerkungen
Die laborchemische Bestimmung von CA 19-9 kann in Einzelfällen zur Differenzialdiagnostik zum Einsatz kommen. Bei potenzieller Resektabilität in der Bildgebung kann ein sehr hoher präoperativer CA 19-9-Wert Anlass geben, eine Staging-Laparoskopie durchzuführen, da in solchen Fällen oft eine größere Tumorlast vorliegt, als in der Bildgebung vermutet, z. B. eine disseminierte Tumoraussaat. Bisher existieren aber keine Kosten-Nutzen-Analysen, die die Sinnhaftigkeit dieser Bestimmung belegen [127]
[128]
[129]
[130].
Gewebediagnostik: Vorgehen bei Raumforderungen im Pankreas
Empfehlungen
Bei Vorliegen einer potenziell resektablen, karzinomverdächtigen Raumforderung im Pankreas sollte primär die Resektion erfolgen. Eine endosonografisch gesteuerte Biopsie kann dann durchgeführt werden, wenn es differenzialdiagnostische Hinweise gibt, die das Vorgehen ändern würden, wie z. B. Metastasenverdacht bei einem anderen Malignom in der Vorgeschichte.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2, Konsens
Anmerkungen
Die endosonografisch gestützte Feinnadelpunktion ist sensitiv und hochspezifisch zum histologischen bzw. zum zytologischen Nachweis des Pankreaskarzinoms [131]
[132]
[133]. Sie ist jedoch in den allermeisten Fällen entbehrlich, da bei Operabilität auch Raumforderungen unklarer Dignität operiert werden sollten. Eine bioptische Diagnosesicherung einer Raumforderung im Pankreas bei potenziell resektablem Befund ist daher präoperativ nicht notwendig.
Empfehlung
Sollte aufgrund differenzialdiagnostischer Erwägungen dennoch eine Biopsie durchgeführt werden, so werden vorzugsweise solche Raumforderungen biopsiert, deren Punktion mit dem geringsten Komplikationsrisiko behaftet ist.
Empfehlungsgrad D, Evidenzstärke 5, Konsens
Empfehlung
Vor der Durchführung einer spezifischen palliativen Therapie ist eine bioptische Diagnosesicherung obligat, unabhängig davon, ob es sich um ein lokal fortgeschrittenes, inoperables oder um ein metastasiertes Pankreaskarzinom handelt.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
Anmerkung
Vor Durchführung einer palliativen Chemotherapie muss die Diagnose zytologisch oder histologisch gesichert sein, um mögliche Fehlbehandlungen aufgrund anderer Differenzialdiagnosen auszuschließen [134].
Empfehlung
Es wird die am besten und bei möglichst geringem Risiko zugängliche Läsion punktiert, unabhängig davon, ob es sich um den Primärtumor oder eine Metastase handelt.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Präoperative Ausbreitungsdiagnostik
Empfehlung
Zur präoperativen Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung bzw. zur Beurteilung der Resektabilität sind die Multidetektor-Computertomografie und die Endosonografie zu bevorzugen.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1a, Konsens
Anmerkungen
Die CT stellt das Standardverfahren zur Beurteilung der Größe des Primärtumors und der lokalen Tumorausbreitung dar. Die Kombination von transabdominellem und endoskopischem Ultraschall kann ähnliche diagnostische Informationen liefern, jedoch ist die bildliche Dokumentation sonografischer Verfahren aus chirurgischer Sicht oft nicht ausreichend und die sonografischen und endosonografischen Verfahren untersucherabhängig. Liegen präoperativ bereits suffiziente Multidetektor-Computertomografie- oder Kernspintomografieuntersuchungen vor, so kann auf weitere Verfahren verzichtet werden. Die Kernspintomografie wird aufgrund ihrer höheren Kosten nur fakultativ zur primären Untersuchung der lokalen Tumorausbreitung herangezogen [135].
Empfehlung
Zur Beurteilung der systemischen Tumorausbreitung ist die Abdomensonografie obligat. Die abdominelle Multidetektor-Computertomografie ist dann obligat, wenn in der Abdomensonografie keine systemische Metastasierung nachgewiesen wurde bzw. wenn in Studiensituationen die Bildgebung nach RECIST-Kriterien (Response-Evaluation-Criteria In Solid Tumors) erwünscht ist.
Eine Röntgen-Thorax Untersuchung gehört obligat zum Tumorstaging.
Die MRT wird auch für die Untersuchung der systemischen Tumorausbreitung als fakultativ gewertet, wie auch das Thorax-CT zur Staging-Untersuchung. Die Endosonografie, ERCP und MRCP sowie Skelettszintigrafie werden nicht zum Tumorstaging herangezogen.
Die FDG-PET-Untersuchung hat ebenso wie die Mikrometastasendiagnostik aus Vollblut aktuell keinen Stellenwert in der präoperativen Ausbreitungsdiagnostik.
Empfehlungsgrad D, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Ein Vergleich der Literatur zum präoperativen Staging von Pankreaskarzinomen mittels endoskopischem Ultraschall und Computertomografie ergab eine etwas höhere Sensitivität für den endoskopischen Ultraschall. Allerdings zeigte sich beim Vergleich der Studien eine hohe Heterogenität bezüglich Design, Qualität und Ergebnissen sowie deutliche methodische Schwächen [136]. Eine Literaturübersicht zum MRT ergab eine hohe Sensitivität und Spezifität für die Detektion einer biliären Obstruktion, jedoch eine geringere Sensitivität bei der Differenzierung zwischen benigner und maligner Ursache der Obstruktion [137]. Allerdings wurden für diese Studie nur bis einschließlich 2003 publizierte Arbeiten berücksichtigt. Die PET-Untersuchung ist zu aufwendig und zu teuer, auch wenn vereinzelt Äquipotenz zu anderen Untersuchungsmethoden dargestellt wurde. Der Stellenwert des neuen PET-CT-Verfahrens muss in zukünftigen Studien evaluiert werden [138].
Empfehlung
Die Staging-Laparoskopie ist fakultativ einzusetzen.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Die Staging-Laparoskopie ist insbesondere dann interessant, wenn sich z. B. aufgrund exzessiv erhöhter CA 19-9-Werte oder bei Aszites der V. a. eine peritoneale Aussaat ergibt, ohne dass diese in der Bildgebung nachweisbar ist. In bis zu einem Drittel der Patienten werden Befunde erhoben, die eine kurative Resektion ausschließen [139]
[140].
Zystische Prozesse
Empfehlung
Zur Differenzialdiagnostik zystischer Prozesse werden prinzipiell Oberbauchsonografie, die Multidetektor-CT-Untersuchung, die MRT mit MRCP sowie die Endosonografie und die ERCP angewandt.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Keine der aufgeführten Methoden erlaubt eine eindeutige Diagnose. Allenfalls in Kombination mit den unten genannten Verfahren lässt sich in Verbindung mit der jeweiligen klinischen Konstellation eine belastbare Aussage machen.
Empfehlung
Wenn eine Zyste als abklärungsbedürftig angesehen wird, sollte eine endosonografisch gesteuerte Punktion erfolgen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Aus dem Aspirat können die Tumormarker CA 19-9 und CEA gemessen sowie die Zytologie durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 2a, Konsens
Anmerkungen
Die angegebenen Untersuchungen beziehen sich jeweils nur auf eine Originalarbeit und machen weitere prospektive multizentrische Untersuchungen notwendig, um die o. g. Empfehlung zu validieren [141].
Therapieevaluation in der palliativen Situation
Empfehlung
Die Untersuchung des Tumoransprechens im Verlauf einer palliativen Chemotherapie sollte prinzipiell mit der Oberbauchsonografie durchgeführt werden. Die Computertomografie sollte nur dann eingesetzt werden, wenn dieses in Studiensituationen erforderlich ist (RECIST-Kriterien) bzw. wenn die Oberbauchsonografie keine Aussage zum Verlauf erlaubt.
Empfehlungsgrad: D, Konsens
Themenkomplex 3:
Chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms (kurative Intention)
Themenkomplex 3:
Chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms (kurative Intention)
Einleitung
Im Folgenden wird das chirurgische Procedere bei Pankreastumoren beschrieben. Hierbei werden insbesondere die Kriterien definiert, welche eine Resektabilität des Tumors in kurativer Intention ermöglichen. Neben dem perioperativen Management der Patienten wird vor allem die chirurgische Technik, das chirurgisch-taktische Vorgehen bei unterschiedlichen Tumorentitäten und Krankheitsstadien sowie die für die Bewertung der Prognose relevante Aufarbeitung der Operationspräparate behandelt. Die sich aus der Literatur ergebenden Daten sind auf die in Deutschland bestehenden Verhältnisse anwendbar und Grundlage der angegebenen Evidenz- und Empfehlungsgrade der einzelnen Themenkomplexe.
Kriterien der Irresektabilität vonseiten des Patienten
Empfehlung
Das Alter sollte kein Kriterium sein, einen Patienten von der Resektion eines Pankreaskarzinoms auszuschließen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Komorbidität kann ein Kriterium sein, bei einem Patienten auf eine Resektion zu verzichten.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Anmerkung
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zunehmend älter werden. Somit wird die Anzahl der Patienten im fortgeschrittenen Alter (> 75 Jahre) mit Pankreaskarzinomen ebenfalls ansteigen. Verschiedene Berichte zeigen bereits heute, dass das rein chronologische Alter keine Kontraindikation für operative Eingriffe am Pankreas sind, da die operativen Ergebnisse mit denen von jüngeren Patientengruppen vergleichbar sind [142]
[143]
[144]. Im Gegensatz zum chronologischen Alter kann aber aufgrund bestehender Komorbiditäten eine Kontraindikation für einen großen viszeralchirurgischen Eingriff bestehen. Hierbei sind einzelne Erkrankungsbilder anhand der Literatur nicht zu spezifizieren. Es ist jedoch bekannt, dass bis zu 30 % aller perioperativen Komplikationen und bis zu 50 % aller postoperativen Todesfälle auf kardiale Ursachen zurückzuführen sind. Zusätzlich haben Patienten mit chronisch respiratorischen Erkrankungen oder Leberzirrhose ein erhöhtes Risiko für perioperative Komplikationen. Die Entscheidung, ob eine Pankreasoperation sinnvoll und sicher durchgeführt werden kann, muss bei diesen Risikopatienten durch eine sorgfältige präoperative Abklärung und interdisziplinäre Beurteilung der Gesamtkonstellation auch unter Berücksichtigung der Behandlungsalternativen und des Patientenwunsches erzielt werden [145].
Kriterien der Irresektabilität vonseiten des Tumors
Extrapankreatische Tumormanifestation
Empfehlung
Trotz einer Infiltration von Nachbarorganen kann ein Pankreaskarzinom im Gesunden resektabel sein.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, Konsens
Infiltration des Truncus coeliacus und der Art. mes. sup.
Empfehlung
Die Infiltration des Truncus coeliacus und der Arteria mesenterica superior erlaubt fast nie eine Resektion im Gesunden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Infiltration der Pfortader und der Vena mes. sup.
Empfehlung
Die Infiltration der Pfortader sollte kein Ausschluss für eine Resektion sein. Die Infiltration der V. mes. sup. lässt seltener als diejenige der Pfortader eine Resektion im Gesunden zu.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Ziel der Resektion beim Pankreaskarzinom ist unabhängig von der Lokalisation die Resektion im Gesunden (R0) [146]. Auch lokal fortgeschrittene Karzinome sollten ggf. mit den entsprechenden Nachbarorganen en bloc reseziert werden, da auch bei erweiterter R0-Resektion die Prognose identisch zu der nach Standardresektion ist [147]
[148]
[149]
[150]
[151].
Die Resektion der Pfortader und der Vena mesenterica superior im Rahmen einer Pankreasresektion sollte durchgeführt werden, wenn dadurch eine R0-Resektion möglich ist. Ein systematischer Review zeigt, dass bei einem hohen Prozentsatz dieser Patienten die Lymphknoten bereits befallen sind [152]. Andererseits wird durch viele Serien aus Pankreaszentren belegt, dass die Morbidität und Mortalität des Eingriffs und die Langzeitprognose der Patienten nach En-bloc-Resektion von Pankreas und Pfortader (bzw. V. mesenterica superior) mit der von Patienten ohne Pfortaderresektion und entsprechendem Krankheitsstadium vergleichbar ist [146]
[148]
[150]
[153]
[154]
[155].
Die Infiltration des Truncus coeliacus und der Arteria mesenterica superior erlaubt dagegen fast nie eine Resektion im Gesunden. Auf eine Aussage zum Ausmaß der Gefäßinfiltration wird bewusst verzichtet. Die Resektion von tumorinfiltrierten Arterien im Rahmen einer Pankreasresektion ist technisch möglich, sollte jedoch zurzeit als experimentell angesehen werden [149]
[151]
[156]
[157].
Präoperative Cholestase
Empfehlung
Eine präoperative Galleableitung mittels Stent sollte nicht regelhaft erfolgen, sondern nur, wenn eine Cholangitis vorliegt oder die Operation nicht sofort erfolgen kann.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Infektionen nach ERCP und Stenteinlage sind in 73 % der Fälle zu beobachten [158]. Infektionen des biliären Systems zum Zeitpunkt der Pankreasresektionen sind mit einer erhöhten Morbidität assoziiert, sodass auf einen Stent verzichtet werden sollte, wenn eine Operation rasch erfolgen kann [159]
[160]
[161]
[162]. Ein Stent sollte platziert werden, wenn eine Cholangitis vorliegt oder die Operation z. B. aufgrund der Durchführung einer neoadjuvanten Therapie nicht sofort durchgeführt werden kann.
Perioperative Antibiotikaprophylaxe
Empfehlung
Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe sollte immer erfolgen.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1c, starker Konsens
Hierbei sollte die Prophylaxe unterschiedslos zwischen Patienten mit und ohne Stent erfolgen.
Empfehlungsgrad: C, Konsens
Anmerkungen
Eine Antibiotikaprophylaxe sollte bei hepatobiliären chirurgischen Eingriffen regelhaft durchgeführt werden, da hierdurch postoperative infektiöse Komplikationen inklusive Wundinfekte signifikant reduziert werden [163]. Die perioperative Prophylaxe sollte postoperativ nicht fortgesetzt werden, da hierdurch keine Vorteile bestehen, andererseits jedoch das Risiko von Komplikationen inklusive der Ausbildung von Resistenzen und Allergien ansteigt [164]. Im Falle einer Cholangitis wird eine Antibiotikatherapie durchgeführt.
Perioperative Somatostatinprophylaxe
Empfehlung
Die Reduktion der pankreasspezifischen Komplikationen durch eine perioperative Somatostatinprophylaxe ist durch eine Metaanalyse randomisierter Studien belegt. Die perioperative Prophylaxe mit Somatostatin kann jedoch nicht regelhaft bei allen Patienten empfohlen werden, da die existierenden Studien uneinheitliche Definitionen der Pankreasfistel mit sich eventuell daraus ergebenden Unterschieden in der Klassifikation postoperativer Komplikationen aufweisen.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 1a, Konsens
Anmerkungen
Die Studienlage ist bezüglich des Vorteils einer Somatostatinprophylaxe heterogen. Alle Studien haben bezüglich der postoperativen Letalität keine Unterschiede gezeigt. Eine Metaanalyse über insgesamt 1918 Patienten und 10 randomisierte Studien zeigt jedoch, dass Somatostatin die Morbidität und die pankreasspezifischen Komplikationen inklusive der Frequenz der biochemisch nachweisbaren Fisteln signifikant reduziert [165]. Die weitere Differenzierung bezüglich der Resektionsverfahren in Subgruppenanalysen zeigt wiederum keine Vorteile der Somatostatinprophylaxe, sodass zurzeit die Patientengruppe, die von einer perioperativen Sekretionsinhibition mit Somatostatin profitiert, noch nicht identifiziert werden kann.
Erschwert wird die Einschätzung der Wirksamkeit der Somatostatinprophylaxe dadurch, dass aktuell keine einheitliche Definition der Pankreasfistel existiert. Daraus ergeben sich eventuell Unterschiede in der Klassifikation postoperativer Komplikationen. Somit ist der Vergleich der Daten in den publizierten Studien erschwert. 2005 wurde eine neue Klassifikation der Pankreasfistel im Rahmen einer Konsensuskonferenz entwickelt [166]. Dies ist als ein Versuch zu werten, eine international anerkannte und vergleichbare Definition der Pankreasfistel in zukünftigen Publikationen zu ermöglichen. Aus diesen Gründen kann generell keine Empfehlung für die perioperative Applikation von Somatostatin gegeben werden.
Intraoperativ angestrebte Resektionsgrenzen
Empfehlung
Es liegen keine gesicherten Daten zum notwendigen Sicherheitsabstand bei der Resektion eines Pankreaskarzinoms vor. Aus der praktischen Tätigkeit lässt sich ableiten, dass makroskopisch eingeschätzte Resektionsgrenzen
betragen sollten, um eine kurative Resektion (R0) durchzuführen.
Im Bereich des Retroperitoneums lassen sich aus anatomischen Gründen hierzu keinerlei Zielsetzungen über die Resektion im Gesunden hinaus vorgeben.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Intraoperative Sonografie der Leber
Empfehlung
Eine intraoperative Sonografie der Leber ist bei präoperativ unauffälligem Abdomen-CT nicht notwendig.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Im Falle eines unklaren Sono-Abdomen-/CT-Befundes sollte die Klärung präoperativ angestrebt werden. Bei unklaren Fällen kann die intraoperative Sonografie eine weitere Abklärung herbeiführen.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Die Qualität der neuesten Generation der Multidetektor-Computertomografen ist so hochwertig, dass die intraoperative Sonografie bei fehlendem Nachweis von Metastasen in der präoperativen CT-Diagnostik keine zusätzlichen Informationen erbringt. Somit ist bei präoperativ unauffälligem CT eine intraoperative Sonografie nicht notwendig [167]. Im Falle von in der präoperativen Abklärung unklar gebliebenen Veränderungen der Leber ist eine intraoperativ durchgeführte Sonografie ggf. eine sinnvolle diagnostische Ergänzung, um die Operabilität eines Pankreaskarzinoms zu klären. Im Falle der laparoskopischen Abklärung der Resektabilität eines Pankreastumors kann die intraoperative Sonografie die Palpation ersetzen und die reine Inspektion der Oberfläche der Leber sinnvoll ergänzen [168].
Intraoperative Peritoneallavage/Zytologie
Empfehlung
Aus der intraoperativen Peritoneallavage ergeben sich keine therapeutischen Konsequenzen. Deshalb besteht keine Indikation zur intraoperativen Peritoneallavage mit Zytologiegewinnung.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
Nach kurativer Resektion eines Pankreaskarzinoms kommt es bei den meisten Patienten zu einem Rezidiv. Es wird spekuliert, dass dieses Folge möglicher makroskopisch zum Zeitpunkt der Operation nicht detektierbarer Mikrometastasen des Peritoneums ist [169]. Obwohl mittels Peritoneallavage diese peritonealen Mikrometastasen detektiert werden können, konnte eine prognostische Relevanz von positiven zytologischen Befunden bisher nicht nachgewiesen werden, sodass sie kein Ausschlusskriterium für eine radikale Resektion sind und damit auf die Peritoneallavage verzichtet werden kann [170]
[171].
Resektionsausmaß/OP-Technik/bevorzugte Anastomosentechnik
Empfehlung
Ziel der Resektion beim Pankreaskarzinom ist unabhängig von der Lokalisation die Resektion im Gesunden (R0).
Karzinome des Pankreaskopfes
Empfehlung
Im Falle des Pankreaskopfkarzinoms beinhaltet die Resektion i. d. R. die partielle Duodenopankreatektomie mit oder ohne Pyloruserhalt. In seltenen Fällen kann bei Ausdehnung des Karzinoms nach links eine totale Pankreatektomie notwendig sein.
Ggf. sollte im Falle der Infiltration von Nachbarorganen und anderer Strukturen die Resektion entsprechend ausgedehnt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1c, Konsens
Klassischer Whipple versus pp-Whipple
Empfehlung
Bezüglich der postoperativen Komplikationen und Letalität sowie der onkologischen Langzeitergebnisse sind beide Verfahren (pyloruserhaltende [pp] vs. magenresezierende partielle Duodenopankreatektomie [klassisch]) gleichwertig (1a).
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1a, Konsens
Anmerkung
Eine Metaanalyse der Literatur zu pyloruserhaltender vs. klassischer Duodenopankreatektomie ergab keine relevanten Unterschiede zwischen beiden Verfahren hinsichtlich Mortalität, Morbidität und Überleben der Patienten. Allerdings wird auf die große Heterogenität zwischen den Studien, die in die Analyse eingingen, hingewiesen [172].
Karzinome des Pankreasschwanzes
Empfehlung
Das operative Verfahren bei Karzinomen des Pankreasschwanzes ist die Pankreaslinksresektion. Bezüglich der Operationserweiterung gelten die oben genannten Kriterien
[173]
[174]
[175].
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 3, Konsens
Karzinome im Pankreaskorpus
Empfehlung
Pankreaskorpuskarzinome machen im Allgemeinen eine subtotale Pankreaslinksresektion oder ggf. eine totale Duodenopankreatektomie erforderlich
[173]
[174]
[175].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Adhärenz des Tumors mit umgebenen Organen
Empfehlung
Trotz einer Infiltration von Nachbarorganen (extrahepatische lokale Manifestationen) kann ein Tumor im Gesunden resektabel sein
[147]
[148]
[149]
[150]
[151].
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, Konsens
Radikale erweiterte Lymphadenektomie
Empfehlung
Ein Benefit der tatsächlich erweiterten Resektion konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Ziel einer jeden Resektion muss die R0-Resektion sein.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Die standardisierte Lymphadenektomie bei einer OP nach Whipple aufgrund eines Pankreaskopfkarzinoms sollte folgendermaßen durchgeführt werden: komplette und zirkuläre Ausdissektion der Lymphknoten des Lig. hepatoduodenale sowie um die A. hepatica communis und Pfortader und den kranialen Anteil der V. mes. sup. Des Weiteren beinhaltet sie die Ausdissektion des Truncus-coeliacus-Lymphknotens rechts und der rechten Hemizirkumferenz des Stammes der A. mes. sup.
Der Begriff „radikale erweiterte Lymphadenektomie” beinhaltet unterschiedliche Dissektionsausmaße. So unterscheidet sich die Anzahl der entfernten Lymphknoten und die zusätzlich notwendige Operationsdauer für eine erweiterte Lymphadenektomie in den 4 randomisierten Studien zu diesem Thema erheblich [176]
[177]
[178]. Übereinstimmend ist bei diesen 4 Studien aus Europa, Japan und den USA, dass durch die erweiterte Radikalität der Lymphknotendissektion über die Standarddissektion hinaus (Def. s. o.) kein Vorteil in Bezug auf das Langzeitüberleben erzielt wird. Somit konnte bisher ein Benefit der tatsächlich erweiterten Resektion nicht nachgewiesen werden.
Operative Strategie bei IPMT/zystischen Pankreastumoren
Empfehlung
Alle potenziell malignen Tumorentitäten werden primär in gleicher Zielsetzung und bezüglich des Pankreas mit gleichem Resektionsausmaß operiert wie das duktale Pankreaskarzinom.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Zystische Tumoren des Pankreas umfassen ein breites Spektrum mit unterschiedlichen histologischen Charakteristika inklusive entzündlichen (Pseudozyste), benignen (serös) sowie Zysten unklarer oder maligner Genese (IPMT, muzinös) [179]. Eine eindeutige Differenzierung von gut- und bösartigen Zysten ist mittels moderner CT- oder MRT-Untersuchungen nicht möglich. Die Endosonografie und die Zytologie des Zysteninhaltes sind bei der Differenzierung von benignen und malignen Zysten dem CEA-Wert des Zysteninhaltes unterlegen und letztlich nicht eindeutig [180]
[181]. Aufgrund der präoperativ nicht möglichen Differenzierung zwischen benignen und malignen zystischen Läsionen wird bei vertretbarem operativen Risiko die Resektion empfohlen [182]
[183]
[184]. Bei Hochrisikopatienten und bei Patienten mit kleinen serösen Tumoren ohne Symptome kann dagegen primär auf eine Resektion verzichtet werden und eine engmaschige Kontrolle des Pankreas sinnvoll sein [183]. Auch ist eine limitierte Resektion (Segmentresektion, Enukleation) bei serösen Zystadenomen und den frühen Stadien von IPMT der Seitengänge ausreichend [179]
[184]. Andererseits ist die Prognose der fortgeschrittenen IPMT sowie der muzinösen Zystadenokarzinome identisch zu der des duktalen Adenokarzinoms, sodass alle potenziell malignen zystischen Tumorentitäten primär in gleicher Zielsetzung und mit gleichem Resektionsausmaß operiert werden sollten wie das duktale Pankreaskarzinom.
Therapeutisches Procedere bei Nachweis von Fernmetastasen
Empfehlung
Im Falle des Nachweises von Fernmetastasen eines duktalen Pankreaskarzinoms (Organmetastasen, Peritonealkarzinose, als Fernmetastasen geltende Lymphknotenmetastasen) verbessert die Resektion des Primärtumors die Prognose nicht und sollte deshalb im Regelfall unterbleiben.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 3, Konsens
Resektion intraoperativ nachweisbarer Fernmetastasen
Empfehlung
Im Falle von erst intraoperativ nachweisbaren Fernmetastasen sollte eine Resektion trotz gegebener Resektabilität im Regelfall unterbleiben.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
In Zentren ist heute die Morbidität von Pankreasresektionen stark reduziert und die Mortalität unter 5 %. Die Pankreasresektion im Falle einer nachgewiesenen Metastasierung kann somit bei akzeptablen Komplikationsraten zu einer exzellenten Schmerzkontrolle führen und wurde bereits in einigen Publikationen als Alternative zur palliativen Doppelbypassoperation angesehen. Trotz Fortschritten in der adjuvanten Therapie ist jedoch bis heute kein Überlebensvorteil durch die Resektion eines metastasierten Pankreaskarzinoms nachgewiesen worden [185]
[186]
[187].
Laparoskopische Operationstechnik
Empfehlung
Es besteht eine Indikation für das laparoskopische Tumorstaging beim Pankreaskarzinom. Dagegen wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt die laparoskopische Chirurgie beim Pankreaskarzinom nicht empfohlen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
Trotz standardisierter präoperativer Abklärung der Operabilität eines Pankreaskarzinoms mit modernster Bildgebung ist eine kurative Resektion in ca. 20 % der Fälle aufgrund von lokaler Tumorausdehnung oder erst intraoperativ ersichtlicher Peritonealkarzinose oder Lebermetastasierung nicht durchführbar [188]. In diesen Fällen kann die diagnostische Laparoskopie als minimalinvasive Technik vorteilhaft für den Patienten sein und die diagnostische Abklärung vervollständigen (siehe auch Themenkomplex 2) [188]
[189]. Aufgrund der im Vergleich zu Pankreaskopfkarzinomen spät auftretenden Symptomatik ist besonders bei der Lokalisation von Pankreaskarzinomen im Pankreaskorpus und -schwanz eine diagnostische Laparoskopie sinnvoll. Im Gegensatz hierzu sind laparoskopisch durchgeführte onkologische Pankreasresektionen, obwohl technisch durchführbar, als experimentell anzusehen [190].
Intraoperative Schnellschnittuntersuchungen
Empfehlung
Unabhängig von eventuellen Schnellschnittuntersuchungen zur Diagnose von Fernmetastasen sollte der Pankreasabsetzungsrand und ggf. der Gallengangsabsetzungsrand im Schnellschnitt untersucht werden
[191]
. Daneben sollten putative Lebermetastasen und eine evtl. Peritonealkarzinose erfasst werden. Lymphknoten sowie der retroperitoneale Absetzungsrand müssen nicht beurteilt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1c, Konsens
Intraoperative Nadelbiopsien oder Inzisionsbiopsien des Primärtumors im Pankreas zur Diagnosesicherung bezüglich ihrer Dignität unklarer Pankreasläsionen sollten unterbleiben.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 4, Konsens
Histologische Beurteilung des Resektionspräparates
Empfehlung
Kriterien der R0-Resektion sind der tumorfreie Absetzungsrand am Ductus hepaticus, an der Pankreasresektionsfläche sowie zirkumferenziell inklusive retroperitonealer Präparaterand. Zusätzliche Voraussetzung ist, dass keine Fernmetastasen (Organe, Peritoneum, Lymphknoten) belassen werden
[192]
[193].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2, Konsens
Das Präparat sollte mittels Tuschemarkierung des retroperitonealen Absetzungsrandes aufgearbeitet werden
[192]
[193].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Notwendige Angaben durch Pathologen:
-
pT-Klassifikation
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
-
pN-Klassifikation
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
-
Anzahl der untersuchten LK
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, Konsens
-
Lymphknotenmikrometastasen
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
-
R-Klassifikation
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
-
Status an der Resektionsfläche zum Restpankreas
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
-
Status an der retropankreatischen Resektionsfläche
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
-
Lymphgefäßinvasion
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
-
Blutgefäßinvasion
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3; starker Konsens
-
Nervenscheideninvasion
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
Bezüglich der Mindestanforderungen der Anzahl zu entfernender Lymphknoten gibt es lediglich die Empfehlung der UICC, dass für die Festlegung pN0 mindestens 10 Lymphknoten untersucht werden sollten. Diese Zahl ist nicht durch Literaturdaten untermauert. Unabhängig davon sollte im pathologisch-histologischen Befundbericht die Anzahl der untersuchten Lymphknoten dokumentiert werden.
Für die Identifikation von Lymphknotenmikrometastasen ist die UICC-Definition (0,2 bis 2 mm) zu verwenden; hierunter fallen jedoch nicht sogenannte disseminierte Tumorzellen [194].
Empfehlung
Für Schnellschnittuntersuchungen ist der histologische Befund ausschlaggebend. Für das paraffineingebettete Gewebe ist die Histologie und ggf. Immunhistologie notwendig
[192]
[193].
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1c, Konsens
Themenkomplex 4:
Adjuvante und neoadjuvante nichtchirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms
Themenkomplex 4:
Adjuvante und neoadjuvante nichtchirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms
Die chirurgische Therapie ist die einzige kurative Therapieoption beim Pankreaskarzinom. Allerdings liegt das Langzeitüberleben nach Resektion immer noch unter 20 %. Sowohl Lokalrezidive wie auch Fernmetastasen spielen bei den Tumorrezidiven eine Rolle.
Voraussetzung für eine adjuvante Therapie des Pankreaskarzinoms ist die kurativ intendierte Pankreasresektion (R0/R1). Zu fordern ist eine histopathologische Stadieneinteilung des Tumors nach Operation. Hier sollte besonders auf die Resektionsränder, insbesondere am retroperitonealen Absetzungsrand, geachtet werden und diese sollten dokumentiert sein (siehe auch TK3 Chirurgische Therapie).
Empfehlung
Nach R0-Resektion eines Pankreaskarzinoms besteht im UICC-Stadium I-III eine Indikation zur adjuvanten Chemotherapie.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkungen
Nach R0-Resektion (Primärtumor-M0) soll eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden. In zwei randomisierten Phase-III-Studien sowie in einer Metaanalyse konnte ein Vorteil im krankheitsfreien Überleben durch eine adjuvante Therapie gezeigt werden [195]
[196]
[197]. Allerdings überträgt sich dieser Vorteil möglicherweise nicht in ein verbessertes Gesamtüberleben [195]. Da sich bei Rezidiv eines Pankreaskarzinoms die Lebensqualität der Patienten jedoch häufig rasch verschlechtert, wird zur Verzögerung des Rezidivs eine adjuvante Therapie für alle Patienten nach R0-Resektion eines Pankreaskarzinoms empfohlen, sofern keine Fernmetastasen vorliegen. Wenn möglich, sollten Patienten in klinische Therapiestudien eingebracht werden, um die optimale Dauer und Art der adjuvanten Therapie zu ermitteln. Der Verlauf von Patienten, die außerhalb klinischer Studien behandelt werden, ist im Rahmen der Tumordokumentation/Qualitätssicherung hinsichtlich des Auftretens von Rezidiven, der Überlebensrate und von Nebenwirkungen zu dokumentieren.
Empfehlung
Nach R0-Resektion von Metastasen kann eine adjuvante/additive Chemotherapie erfolgen.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkungen
Zum jetzigen Zeitpunkt kann der Stellenwert einer additiven Chemotherapie nach R0-Resektion von Metastasen nicht abschließend beurteilt werden. Wie der Stellenwert der Metastasenresektion kann auch der Stellenwert einer additiven Chemotherapie nach einer R0-Metastasenresektion aufgrund der Datenlage derzeit nicht beurteilt werden. Wie bereits in Kapitel 3 dargestellt, sollte bei nachweisbaren Fernmetastasen eine Resektion eines Pankreaskarzinoms trotz gegebener Resektabilität im Regelfall außerhalb von Studien unterbleiben.
Empfehlung
Für die Entscheidung zur adjuvanten Chemotherapie spielen Risikofaktoren vonseiten des Tumors (z. B. G3-, T4-Stadium) keine Rolle.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkungen
Aus den vorhandenen Studien lässt sich aktuell kein differenziertes Vorgehen in der adjuvanten Situation in Abhängigkeit vom Grading oder Staging eines Pankreaskarzinoms ableiten [195]
[196]. Generelle Kontraindikationen für eine adjuvante Therapie sind in [Tab. 9] zusammengefasst.
Tab. 9 Kontraindikationen der adjuvanten Chemotherapie bei Pankreaskarzinom
Allgemeinzustand schlechter als ECOG 2 |
unkontrollierte Infektion |
Leberzirrhose Child B und C |
schwere koronare Herzkrankheit; Herzinsuffizienz (NYHA III und IV) |
präterminale und terminale Niereninsuffizienz |
eingeschränkte Knochenmarksfunktion |
Unvermögen, an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen teilzunehmen |
Empfehlung
Für die Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie gibt es keine generelle Altersbeschränkung.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkungen
In den publizierten Studien wurden auch über 80-jährige Patienten behandelt, ohne dass für diese Altersgruppe ein ungünstigeres Nebenwirkungsprofil berichtet wurde [195]
[196].
Empfehlung
Eine adjuvante Chemotherapie sollte bei ECOG-Status 0 - 2 durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkungen
Diese Empfehlung folgt der allgemeinen Praxis. In der CONKO1-Studie wurden auch Patienten mit einem Karnofsky-Performance-Status von ≥ 50 % (entsprechend maximal ECOG 3) eingeschlossen [195]. Die Studie von Neoptolemos et al. gibt den Performance-Status der eingeschlossenen Patienten nicht an. Für das ECOG-Stadium 3 kann daher die Indikation zur adjuvanten Chemotherapie individuell gestellt werden.
Empfehlung
Folgende Chemotherapieprotokolle können adjuvant durchgeführt werden:
a)5-FU/Folinsäure (Mayo-Protokoll)
Empfehlungsgrad: keiner, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Die Studie von Neoptolemos et al. wurde von der Gruppe wegen ihrer methodischen Schwächen (Methodik der Randomisierung, Qualitätskontrolle von chirurgischer Therapie und Strahlentherapie) als RCT geringerer Qualität mit 2b bewertet [197].
b)5-FU/Folinsäure (AIO-Schema)
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkung
Obwohl für die infusionalen 5-FU-Protokolle in der adjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms keine Studien vorliegen, wurden für den Fall, dass 5-FU gewählt wird, alle 5-FU-Protokolle als möglich erachtet.
c)Gemcitabin
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkung
Die größte kontrollierte, randomisierte Studie zur adjuvanten Therapie liegt derzeit mit Gemcitabin vor [195].
d)Lokoregionäre Chemotherapie
Empfehlungsgrad: keiner, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkung
Aufgrund fehlender ausreichender Daten kann keine Empfehlung gegeben werden.
Empfehlung
Die Dauer der adjuvanten Chemotherapie sollte 6 Monate betragen.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Diese Empfehlung basiert auf der in den randomisierten Studien gewählten Therapiedauer von 6 Monaten [195]
[197]. Es gibt keine Studien, die vergleichend den Effekt einer längeren oder kürzeren Therapiedauer in der adjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms untersucht haben.
Empfehlung
Eine adjuvante Chemotherapie sollte nach Möglichkeit innerhalb von 6 Wochen nach Operation eingeleitet werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Es liegen keine systematischen Untersuchungen über den optimalen Zeitpunkt für den Beginn einer adjuvanten Chemotherapie nach Pankreasresektion vor. Die Empfehlung richtet sich nach der in den vorliegenden Studien geübten Praxis (Therapiebeginn 10 - 42 Tage nach OP [195] bzw. Therapiebeginn im Median 46 Tage nach OP [197]).
Empfehlung
Beim R1-resezierten Pankreaskarzinom sollte eine additive Chemotherapie durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, mehrheitliche Zustimmung
Anmerkung
Diese Empfehlung resultiert aus einer Subgruppenanalyse der CONKO1-Studie, in der 61 Patienten mit R1-Resektion entweder mit Placebo (n = 27) oder Gemcitabin (n = 34) behandelt wurden. Die mit Gemcitabin behandelten Patienten wiesen ein signifikant besseres krankheitsfreies Überleben und ein besseres Gesamtüberleben auf als die Patienten der Placebogruppe [195].
Empfehlung
Die additive Therapie sollte mit Gemcitabin für 6 Monate durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 3, mehrheitliche Zustimmung
Anmerkung
Hier gilt Ähnliches wie für die Therapiedauer in der adjuvanten Situation festgestellt.
Nach einer R0-Resektion bei Pankreaskarzinom gibt es außerhalb von Studien keine Indikationen für die Durchführung einer adjuvanten Radiochemotherapie
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, Konsens
Anmerkung
Eine aktuelle Metaanalyse [196] sowie die ESPAC-1-Studie [197] zeigen keinen Benefit einer adjuvanten Radiochemotherapie beim Pankreaskarzinom.
Empfehlung
Eine additive Radiochemotherapie beim Pankreaskarzinom nach R1-Resektion kann nicht generell empfohlen werden. In Einzelfällen kann sie eine individuell zu diskutierende Option darstellen. Idealerweise sollten diese Patienten im Rahmen von randomisierten, kontrollierten Studienprotokollen behandelt werden.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Es gibt aktuell nur wenige Daten zur Effektivität der Radiochemotherapie nach R1-Resektion und keinen direkten Vergleich zwischen der Effektivität einer Chemotherapie und Radiochemotherapie nach R1-Resektion [198]. Zu beachten sind die im Vergleich zur Chemotherapie in der Regel ausgeprägteren Nebenwirkungen der Radiochemotherapie. Falls eine additive Radiochemotherapie außerhalb von Studien nach R1-Resektion durchgeführt wird, wird eine simultane Therapie mit einer Dauerinfusion von 5-FU empfohlen. Im Anschluss sollte eine Therapie mit Gemcitabin erfolgen. Die Behandlung sollte bevorzugt innerhalb von Studien erfolgen.
Empfehlung
Die chirurgische Therapie ist das einzige kurative Therapieverfahren beim Pankreaskarzinom. Eine alleinige Chemotherapie, eine alleinige Radiochemotherapie oder eine alleinige Strahlentherapie in kurativer Absicht sind nicht indiziert.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 4, Konsens
Empfehlung
Eine neoadjuvante Strahlentherapie, Strahlenchemotherapie oder Chemotherapie ist derzeit beim Pankreaskarzinom außerhalb von Studien nicht indiziert. Dies gilt für Patienten mit lokal fortgeschrittenen, inoperablen Tumoren sowie für Patienten mit T4-Tumoren.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Aktuell gibt es für diese Indikation keine ausreichende Studienlage. Die Behandlung sollte nur innerhalb von Studien erfolgen.
Empfehlung
Für eine intraoperative Strahlentherapie beim Pankreaskarzinom gibt es keine Indikation.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Empfehlung
Targeted Therapies und immuntherapeutische Ansätze haben in der adjuvanten oder neoadjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms keinen Stellenwert.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Bei unzureichender Studienlage kann hierzu aktuell keine Empfehlung ausgesprochen werden.
Die sich aus der Literatur zu diesem Themenkomplex ergebenden Daten sind auf die in Deutschland bestehenden Verhältnisse anwendbar.
Themenkomplex 5: Palliativtherapie
Themenkomplex 5: Palliativtherapie
Einführung
Seit den Studien von Mallinson [199], Palmer [200] und Glimelius [201] hat sich die Chemotherapie in der Palliativsituation gegenüber der besten supportiven Therapie sowohl hinsichtlich des Überlebens der Patienten als auch hinsichtlich der Lebensqualität als überlegen erwiesen. Dies wird in einer aktuellen Cochrane-Analyse bestätigt [202]. Durch die Studie von Burris [203] wurde Gemcitabin als Standard in der palliativen Chemotherapie des Pankreaskarzinoms etabliert. Der Stellenwert neuer Kombinationschemotherapien wurde in zahlreichen Phase-III-Studien untersucht, die Bedeutung von molekularen Therapien („targeted therapies”) wurde und wird in Phase-III-Studien etabliert. Die Mehrzahl der abgeschlossenen Studien steht noch nicht als Vollpublikation, sondern nur als Kongresspräsentation oder Abstract zur Verfügung.
Indikation zur Chemotherapie
Empfehlung
Beim metastasierten Pankreaskarzinom besteht die Indikation für eine palliative Chemotherapie.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkung
Die palliative Chemotherapie führt zur Lebensverlängerung sowie zur Verbesserung der Lebensqualität und des „klinischen Benefits” (clinical benefit), d. h. insbesondere zu verringertem Schmerzmittelverbrauch und geringerem Gewichtsverlust [199]
[200]
[201]
[203].
Empfehlung
Die Chemotherapie sollte primär bei Nachweis von Metastasen begonnen werden. Eine Größenprogredienz des Tumors, Metastasen-induzierte Symptome oder sonstige Komplikationen sollten nicht abgewartet werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Empfehlung
Gewichtsverlauf, Albumin im Serum, CA 19-9-Wert, Hämoglobinwert und Tumordifferenzierungsgrad bei Diagnose haben keinen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkung
Bei Patienten in schlechtem Allgemeinzustand (KI < 70 % ECOG > 2) ist der Nutzen einer Chemotherapie fraglich [195]
[204]
[205]
[206]; dies zeigt auch eine bisher nur in Abstractform vorliegende Subgruppenanalyse einer Phase-III-Studie [207].
Empfehlung
Auch Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem Pankreaskarzinom sollen ab Diagnosestellung behandelt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens
Anmerkungen
Aktuelle Phase-III-Studien zeigen in der Untergruppe der Patienten mit lokal fortgeschrittenem inoperablem Pankreaskarzinom einen ähnlichen Nutzen der Chemotherapie wie in der metastasierten Situation [203]
[205]
[206]
[208]
[209].
Medikamente zur palliativen Erstlinientherapie
Empfehlung
Daten aus mehreren Phase-III-Studien etablieren Gemcitabin als Standarderstlinientherapie für die palliative systemische Behandlung.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, Konsens
Anmerkungen
Die Beurteilung ergibt sich u. a. auf dem Boden eines konsistenten 1-Jahres-Überlebens von 18 - 20 % bei einer Therapie mit Gemcitabin in zahlreichen Phase-III-Studien [203]
[205]
[206]
[208]
[209].
Empfehlung
Gemcitabin sollte in konventioneller Dosierung (1000 mg/m2 über 30 Minuten) verabreicht werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkungen
Es gibt eine pharmakokinetische Rationale für die protrahierte Infusion von Gemcitabin als sogenannte Fixed-Dose-Rate-Infusion (10 mg/m2/min über 150 min; FDR). Dazu gibt es eine publizierte randomisierte Phase-II-Studie, die in ihrem primären Endpunkt (Zeit bis zum Therapieversagen, time to treatment failure) negativ war [210]. Eine Phase-III-Studie zum Vergleich der konventionellen Gemcitabintherapie mit der FDR-Infusion liegt nur mit vorläufigen Daten vor, zeigt jedoch keine signifikante Überlegenheit der FDR-Infusion [211].
Empfehlung
5-FU/Folinsäure wird nicht als Standardtherapie empfohlen.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, Konsens
Anmerkungen
Es sind nur Phase-II-Daten zur Dauerinfusion von 5-FU beim Pankreaskarzinom verfügbar, die uneinheitliche Ergebnisse zeigen. Ein direkter Vergleich mit Gemcitabin in einer Phase-III-Studie fehlt [212]
[213]
[214].
Empfehlungen
Kombinationschemotherapien mit Gemcitabin können derzeit nicht allgemein als Standard in der Erstlinientherapie des metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, Konsens
Dies wird im Folgenden für einzelne Kombinationen näher erläutert.
Gemcitabin/Oxaliplatin oder Gemcitabin/Cisplatin
Empfehlung
Diese Kombination sollte nicht standardmäßig eingesetzt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, Konsens
Anmerkungen
Zur Kombination von Gemcitabin mit Oxaliplatin gibt es 2 randomisierte, kontrollierte Studien, die beide einen Vorteil zugunsten der Kombinationstherapie bzgl. des Tumoransprechens und einen konsistenten Trend zu längerem Überleben zeigen. In beiden Studien erreichte der Unterschied im Überleben jedoch nicht statistische Signifikanz. Die Kombinationstherapie ist jedoch mit einer erhöhten Rate an Nebenwirkungen verbunden [205]
[206]
[207]
[208]
[209]
[210]
[211].
Zur Kombination aus Gemcitabin mit Cisliplatin gibt es 2 randomisierte, kontrollierte Studien, mit konsistentem Trend zu längerem Überleben. Auch bei dieser Kombination wurde in beiden Studien jedoch kein statistisch signifikanter Unterschied im Überleben beobachtet, aber deutlich mehr Nebenwirkungen als bei der Monotherapie [206]
[215].
5-FU/Oxaliplatin
Empfehlung
Diese Kombination sollte nicht als Standard eingesetzt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2a, starker Konsens
Anmerkung
Zur Kombination aus 5-FU und Oxaliplatin gibt es nur eine kleine Phase-II-Studie mit geringer Patientenzahl, die einen Vorteil für die Kombination im Vergleich zur Monotherapie mit 5-FU oder Oxaliplatin zeigte [216].
Gemcitabin/Capecitabin oder Gemcitabin/5-FU
Empfehlung
Die Kombination aus Gemcitabin und Capecitabin oder 5-FU wird bis zum Vorliegen definitiver Publikationen nicht als Standardtherapie empfohlen.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2, Konsens
Anmerkungen
Die Kombination aus Gemictabin und dem oralen Fluoropyrimidin Capecitabin wurde in 2 randomisierten, kontrollierten Studien untersucht. Davon konnte nur in einer Studie ein signifikanter Unterschied im medianen und 1-Jahres-Überleben der Gesamtpopulation zugunsten der Kombination gezeigt werden [207]
[217]. Die Studien sind bislang nur in Abstractform publiziert. Randomisierte, kontrollierte Studien zur Kombination aus 5-FU und Gemcitabin zeigten keinen signifikanten Unterschied im Überleben [208]
[218]
[219].
Gemcitabin/Erlotinib
Empfehlung
Für die Kombination aus Gemcitabin und dem EGF-Rezeptortyrosinkinaseinhibitor Erlotinib zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied im Überleben zugunsten der Kombinationstherapie
[220]
. Der Unterschied im medianen Überleben liegt bei etwa 2 Wochen, das 1-Jahres-Überleben liegt bei 24 % in der Gruppe mit Kombinationstherapie und bei 19 % in der Gruppe mit der Gemcitabin Monotherapie.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, Konsens
Anmerkungen
Eine Auswertung der Studie, die von der CHMP der EMEA im Internet veröffentlicht wurde, zeigt, dass in der Kombinationstherapiegruppe das mediane Überleben der Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom um 22 % verlängert war, sich in der Gruppe von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem Pankreaskarzinom jedoch nicht vom Überleben der Patienten unterschied, die Gemcitabin und Placebo erhalten hatten. Dieser Befund führte zu einer Empfehlung der EMEA, die Kombination Gemcitabin und Erlotinib für die Indikation „metastasiertes Pankreaskarzinom” zuzulassen. Patienten, die unter der Kombinationstherapie mit Erlotinib nach 4 - 8 Wochen eine Hautreaktion > Grad 2 aufwiesen, scheinen von der Therapie besonders zu profitieren. Bei Patienten, die innerhalb der ersten 8 Behandlungswochen keinen Hautausschlag/Rash entwickeln, soll bei fehlendem Tumoransprechen in der Bildgebung (d. h. lediglich Stabilisierung der Erkrankung, keine partielle oder komplette Remission) die weitere Therapie mit Erlotinib überdacht werden.
Gemcitabin/Bevacizumab
Empfehlung
Diese Kombination wird nicht empfohlen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2, starker Konsens
Anmerkungen
In einer Phase-II-Studie wurde für die Kombination aus Gemcitabin und dem VEGF-Antikörper Bevacizumab ein Benefit der Kombination gezeigt, allerdings bei deutlich erhöhter Toxizität [221]. Eine aktuelle, vorzeitig beendete Phase-III-Studie zeigte keinen Überlebensvorteil dieser Kombination im Vergleich zur Monotherapie. Die Studie liegt bislang nur als Abstract vor [222].
Capecitabin/Oxaliplatin
Empfehlung
Für die Kombination aus Capecitabin und Oxaliplatin gibt es keine ausreichende Datenlage.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, starker Konsens.
Empfehlung
Patienten mit gutem Karnofsky-Index (≥ 90 % bzw. ECOG 0 - 1) können von einer Kombinationstherapie mit Gemcitabin/Oxaliplatin, Gemcitabin/Cisplatin oder Gemcitabin/Capecitabin mehr als von einer Monotherapie profitieren.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Subgruppenanalysen von Phase-III-Studien zeigen konsistent einen größeren Überlebensvorteil der Kombinationstherapie bei Patienten mit KPS ≥ 90 % [205]
[206]
[207].
Weitere Substanzen
Substanzen wie Mitomycin C (Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1) [212], die Kombination aus Cisplatin, Epirubicin, 5-FU und Gemcitabin (PEFG) (Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2) [223] und die Kombination aus Gemcitabin und Docetaxel (Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b) [224]
[225]
[226]
[227] haben keinen Stellenwert in der Erstlinientherapie des metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms.
Zweitlinientherapie
Empfehlung
Bei Versagen der Erstlinientherapie kann eine Zweitlinientherapie durchgeführt werden. Insbesondere bei gutem Allgemeinzustand des Patienten, Patientenwunsch, ggf. insuffizienter Vorbehandlung oder gutem Tumoransprechen in der Erstlinientherapie kann eine Zweitlinientherapie durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkungen
Es gibt mehrere, überwiegend einarmige Phase-II-Studien, die die Wirksamkeit einer Zweitlinientherapie des metastasierten Pankreaskarzinoms i. S. v. Tumoransprechen zeigen. Möglich ist eine Therapie mit 5-FU, Capecitabine oder Raltitrexed, ggf. auch in Kombination mit Oxaliplatin, Docetaxel oder Irinotecan [228]
[229]
[230]
[231]
[232]
[233]
[234].
Palliative Therapiealgorithmen
Empfehlung
Die palliative Chemotherapie sollte mit Gemcitabin begonnen werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Es gibt keine Studien, die eine sequenzielle palliative Therapie des Pankreaskarzinoms untersuchen. Die Empfehlung ist, mit Gemcitabin zu beginnen. Alternativ kommen beim metastasierten Pankreaskarzinom die Kombination aus Gemcitabin mit Erlotinib und beim lokal fortgeschrittenen, inoperablen Tumor bei Patienten mit sehr gutem Performance-Status die Kombination aus Gemcitabin mit einem Platinanalog oder Capecitabin infrage (s. o.).
Empfehlung
Allgemein übliche Praxis ist eine Dauertherapie bis zum Progress.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Diese Fragestellung ist bisher formal nicht untersucht; die aktuelle Datenlage beim Pankreaskarzinom erlaubt noch nicht, von der bisherigen Praxis der Dauertherapie abzuweichen.
Klinische Effektivität der Chemotherapie
Empfehlung
Zur Evaluation der klinischen Effektivität der Chemotherapie werden Remissionsverhalten und klinischer Nutzen („clinical benefit”) bzw. die Kombination aus beiden herangezogen.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, starker Konsens
Anmerkung
Diese Verlaufsparameter orientieren sich an der gängigen klinischen Praxis, die durch Phase-III-Studien belegt ist [203].
Palliative Strahlentherapie
Empfehlung
Indikationen für eine palliative Strahlentherapie sind auf symptomatische Metastasen begrenzt (insbesondere Skelett- und zerebrale Metastasen).
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, starker Konsens
Eine alleinige Strahlentherapie des lokal fortgeschrittenen inoperablen Pankreaskarzinoms ist nicht indiziert.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2a, starker Konsens [235]
Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenen, inoperablen Tumoren
Empfehlung
Wenn eine Strahlentherapie beim lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinom durchgeführt wird, sollte eine Radiochemotherapie durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkung
Die Radiochemotherapie ist in einigen (überwiegend älteren) Studien der alleinigen Radiotherapie beim lokal fortgeschrittenen inoperablen Pankreaskarzinom überlegen, die Studienlage ist jedoch nicht einheitlich [236]
[237]
[238]
[239]
[240].
Empfehlungen
Die Radiochemotherapie beim lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinom ist derzeit nicht Standard; ihr möglicher Nutzen ist für solche Patienten gegeben, bei denen ein fraglich resektables Pankeaskarzinom vorliegt.
Konsens
In 5 randomisierten Radiochemotherapiestudien (randomisierte Phase-II-Studien) wurde ein medianes Überleben von 10,3 und 13,2 Monaten beschrieben
[241]
[242]
[243]
[244]
[245].
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3
In 4 randomisierten Phase-III-Studien zur Chemotherapie sind beim lokal fortgeschrittenen inoperablen Pankreaskarzinom vergleichbare Überlebenszeiten von 8,7 - 11,7 Monaten beschrieben worden
[205]
[206]
[209]
[246].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkung
Zum direkten Vergleich zwischen Radiochemotherapie und Chemotherapie zeigen ältere randomisierte Phase-II-Studien [238]
[241] keinen Unterschied bzw. einen geringen Vorteil zugunsten der Radiochemotherapie. Ein aktueller Abstract einer Phase-III-Studie ergibt eine Unterlegenheit der Radiochemotherapie [247]. Die aktuelle Cochrane-Übersicht kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit einer Radiochemotherapie im Vergleich zur besten supportiven Therapie und zur alleinigen Radiotherapie bessere Überlebenszeiten erzielen lassen, die Radiochemotherapie aber mit mehr Toxizität verbunden ist. Es gibt, so die Schlussfolgerung dieses Reviews, aktuell keine ausreichende Evidenz, die Radiochemotherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem Pankreaskarzinom als überlegene Alternative zur alleinigen Chemotherapie zu empfehlen [202].
Problematisch beim Konzept der Radiochemotherapie ist das bei einigen Patienten mit Pankreaskarzinom rasche Auftreten von Metastasen. Diese Tatsache berücksichtigt ein Konzept der französischen GERCOR-Gruppe. In einer retrospektiven Analyse zeigte sich, dass Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem Pankreaskarzinom, die nach 3-monatiger Chemotherapie keinen Progress i. S. v. Metastasen aufwiesen, von einer dann durchgeführten Radiochemotherapie mehr profitierten als von einer alleinigen Chemotherapie [248]. Dieses Konzept sollte in prospektiven Studien geprüft werden.
Empfehlung
Eine Radiochemotherapie ist bei metastasierten Pankreaskarzinomen nicht indiziert.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Wenn eine Radiochemotherapie eines lokal fortgeschrittenen inoperablen Pankreaskarzinoms durchgeführt wird, sollte diese konventionell fraktioniert und dreidimensional geplant werden (Einzeldosis 1,8 - 2 Gy; Gesamtdosis 50 - 54 Gy), um die Toxizität nicht zu erhöhen
[242]
[243]
[244]
[245].
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, Konsens
Empfehlung
Bei deutlichem Ansprechen eines lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms auf eine Radiochemotherapie und Erreichen von potenzieller Resektabilität sollte nach entsprechender Ausbreitungsdiagnostik, ggf. auch einer Laparoskopie, eine Operation erwogen werden.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Bei etwa 10 % der Patienten, die eine RCT erhalten, kann eine sekundäre Resektabilität erzielt werden [249].
Empfehlung
Wenn eine Radiochemotherapie außerhalb von Studien durchgeführt wird, sollte diese mit infusionalem 5-FU durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Es besteht die größte Datenbasis für die 5-FU Dauerinfusion als Radiosensitizer bei einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil [242]
[243]
[245]
[250]
[251].
Empfehlung
Die Kombination aus 5-FU/Mitomycin C sollte zur Radiochemotherapie aufgrund erhöhter hämatologischer Toxizität
[240]
[252]
außerhalb von Studien nicht eingesetzt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 2b, Konsens
Gemcitabin oder die Kombination aus Gemcitabin und Cisplatin sollten ebenfalls zur Radiochemotherapie außerhalb von Studien aufgrund erhöhter Toxizität nicht eingesetzt werden
[244]
[245]
[253]
[254]
[255]
[256].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Stellenwert von Targeted-Therapy-Ansätzen
Empfehlung
Molekulare Therapiestrategien wie Marimastat (Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1), Tanomastat (Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1), Tipifarnib (Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1) und Cetuximab (Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 3) haben aktuell keinen Stellenwert in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms
[209]
[221]
[257]
[258]
[259].
Konsens
Intraarterielle Chemotherapie
Empfehlung
Die intraarterielle Chemotherapie hat keinen Stellenwert in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms
[260]
[261].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Immun-/gentherapeutische Ansätze
Empfehlung
-
Immun- oder gentherapeutische Ansätze
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b, Konsens
-
bzw. Hyperthermie ± Radio-/Radiochemo- oder Chemotherapie
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, Konsens
haben aktuell keinen Stellenwert in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms.
Anmerkung
Diese Therapieansätze haben derzeit experimentellen Charakter und sollten mangels Studiendaten außerhalb von Studien nicht eingesetzt werden [262].
Radiofrequenz-Thermoablation
Empfehlung
Die Radiofrequenz-Thermoablation hat keinen Stellenwert in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Themenkomplex 6:
Supportive Therapie und Nachsorge
Themenkomplex 6:
Supportive Therapie und Nachsorge
Schmerztherapie
Empfehlungen
Für die Diagnostik und Therapie von Schmerzen beim Pankreaskarzinom gelten die allgemeinen Regeln der Tumorschmerztherapie. Das WHO-Stufenschema ist zur medikamentösen Schmerztherapie beim Pankreaskarzinom geeignet. Andere geeignete Schemata gibt es derzeit nicht
[263]
[264]
[265].
Es muss berücksichtigt werden, dass die Stärke und das Auftreten von Schmerzen beim Pankreaskarzinom von der Nahrungsaufnahme abhängig sein können. Das Behandlungsschema ist entsprechend zu adaptieren (Zusatzdosis ermöglichen). Auch haben invasive neuroablative Verfahren (insbesondere die Coeliacusblockade) beim Pankreas-CA einen Stellenwert
[266]
[267]
[268].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Empfehlung
Es gibt keine spezifischen Kriterien, die die Medikamentenauswahl zur Tumorschmerztherapie beim Pankreaskarzinom beeinflussen. Dies gilt für den Einsatz von Nichtopioiden (NSAR, COXIBE, Metamizol, Paracetamol).
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke: 4
Diese Empfehlung gilt auch für den Einsatz und die Auswahl von Opioiden. Es gibt keine Evidenz für die Überlegenheit einer bestimmten Substanz.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1b, starker Konsens
Anmerkungen
Zwei Übersichten von Studien zur Schmerztherapie bei Tumorschmerz kamen zu der Schlussfolgerung, dass aufgrund der Heterogenität der in den Studien eingesetzten Methodik sowie der völlig unterschiedlichen Instrumente, die zur Beurteilung des Ergebnisses eingesetzt wurden, eine Metaanalyse dieser Studien aus methodischen Gründen nicht möglich ist. Auf dieser etwas eingeschränkten Datenbasis zeigten sich NSAR in den Studien der Placebogabe überlegen. Die Kombination aus NSAR und Opiat war der alleinigen Gabe von NSAR oder Opiat nur in einigen Studien geringfügig, aber signifikant überlegen [269]
[270].
Empfehlung
Beim Pankreaskarzinom sind keine bestimmten Applikationswege (oral oder transdermal) für die Opioidgabe zu bevorzugen. Mögliche gastrointestinale Probleme, insbesondere Obstipation, die aufgrund von Motilitätsstörungen entstehen können, sind zu berücksichtigen
[271]
[272].
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, Konsens
Empfehlung
Der Einsatz von Adjuvantien sollte nach dem WHO-Stufenschema erfolgen. Es liegen keine spezifischen Empfehlungen im Hinblick auf den Einsatz von Adjuvantien wie z. B. Antiemetika beim Pankreaskarzinom vor
[267]
[273].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Empfehlung
Invasive Therapieverfahren (vorzugsweise die subkutane oder intravenöse Opioidgabe, ggf. rückenmarksnahe Opioidgabe) können indiziert sein, wenn mit dem WHO-Stufenschema keine ausreichende Schmerzkontrolle erreicht werden kann
[274].
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Empfehlung
Grundsätzlich kann eine Coeliacusblockade zur Schmerztherapie bei Pankreaskarzinom bei einigen Patienten indiziert sein
[275].
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 1b, starker Konsens
Anmerkungen
Zur Thematik der Coeliacusblockade liegt zwar eine Metaanalyse [276] vor, die 59 Publikationen berücksichtigt. Von den 59 Studien berichten nur 24 über 2 oder mehr Patienten, sodass es sich zur Hälfte um Kasuistiken handelt. 21 Studien haben retrospektiven Charakter. In 63 % handelte es sich um den Einsatz der Coeliacusblockade bei Pankreaskarzinomen. Keinesfalls entsprach die angewandte Technik in allen Fällen dem heutigen Standard, in 32 % fand keine radiologische Kontrolle der Alkoholapplikation statt. Nur 2 Publikationen, die hier berücksichtigt wurden, befassen sich mit der Schmerzqualität. Auch die Schmerzcharakteristik findet in keiner der Publikationen Berücksichtigung. Zusammenfassend wird der Methode in 70 - 90 % ein guter Langzeiteffekt bescheinigt, die Nebenwirkungen sind transient und harmlos, schwere Komplikationen selten.
Eine weitere Publikation [277] (Evidenzstärke 3) stellt die Hypothese auf, dass die Plexusblockade bei gleichzeitiger Anwendung von Opioiden die Schmerztherapie und das Überleben verbessert. Es handelt sich um eine doppelblinde, randomisierte Studie, bei der neben der systemischen Therapie eine Plexusblockade mit Alkohol und eine „Sham”-Plexusblockade durchgeführt wurde. Weiterhin wurde die Lebensqualität (QoL) berücksichtigt, eingeschlossen wurden 100 Patienten mit nicht resektablen Pankreaskarzinomen und Schmerzen. Bei diesem Studiendesign verbesserte die Plexusblockade signifikant die Schmerzreduktion im Vergleich zur systemischen Therapie alleine, beeinflusste aber nicht das Überleben der Patienten und hatte keinen Effekt auf die Opioiddosierung.
Empfehlung
Ausreichende Studien zum optimalen Zeitpunkt einer Coeliacusblockade liegen nicht vor.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Empfehlung
Hinsichtlich der optimalen technischen Durchführung ist kein bestimmtes Verfahren zu präferieren.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 4, Konsens
Anmerkungen
In der Metaanalyse von Eisenberg et al. [276] wurden in 32 % keine radiologischen Verfahren (Fluoroskopie oder CT) eingesetzt. Vergleichende Studien, die die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Techniken (CT, Fluoroskopie, US, EUS) beschreiben, existieren nicht. Es gibt keine Studien, die verschiedene Schmerzmittel bei der Blockade miteinander vergleichen. Es werden zudem unterschiedliche Mengen von Alkohol und Lokalanästhetika eingesetzt.
Empfehlung
Der Stellenwert einer thorakoskopischen Splanchniektomie zur Schmerztherapie beim Pankreaskarzinom kann nicht abschließend beurteilt werden. Es handelt sich wegen seiner Invasivität um ein Reserveverfahren.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Anmerkungen
In einer retrospektiven Analyse bei 59 Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom werden die videothorakoskopische Splanchniektomie und die perkutane Coeliacusblockade miteinander verglichen, und zwar hinsichtlich einer Reduktion von Schmerzen, der Lebensqualität und der zu verabreichenden Opioidmenge. Eine Verbesserung der Lebensqualität und eine deutliche Schmerzreduktion war mit beiden Methoden gleichermaßen festzustellen, der Einfluss auf die Lebensqualität erwies sich mit der Plexusblockade als gering überlegen. Die benötigte Opioidmenge konnte durch beide Maßnahmen reduziert werden. Die videothorakoskopische Splanchniektomie wird deshalb als Reservemethode empfohlen, da die Plexusblockade die weniger invasive Maßnahme mit gleicher Effizienz darstellt [278].
Empfehlung
Die Indikation für eine Strahlentherapie mit dem alleinigen Ziel einer Schmerztherapie bildet beim Pankreaskarzinom die Ausnahme.
Empfehlungsgrad: D, Konsens
Anmerkungen
Aufgrund der sofortigen Wirkung z. B. einer Plexusblockade ist die Indikation zu einer Strahlentherapie als Schmerztherapie die Ausnahme, es sind keine vergleichenden Studien verfügbar.
Empfehlung
Pankreasenzyme sind zur Schmerztherapie beim Pankreaskarzinom nicht geeignet.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Empfehlung
Eine psychoonkologische Betreuung kann zur Schmerzlinderung beim Pankreaskarzinom sinnvoll sein.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Ernährung und Tumorkachexie
Enterale Ernährung
Empfehlung
Für Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen. Im Allgemeinen sollte bei Patienten mit malignen Tumoren aufgrund des progredienten Gewichtsverlustes auf eine energetisch ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet werden („leichte Vollkost”).
Bei unzureichender spontaner Nahrungsaufnahme kann eine ergänzende oder totale enterale Ernährung zur Minimierung des Gewichtsverlustes beitragen
[279].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, starker Konsens
Empfehlung
Bei Patienten mit Pankreaskarzinom unter Strahlentherapie gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen. In der Leitlinie „Enterale Ernährung” der DGEM 2003 ist hierzu vermerkt: „Bei Bestrahlungen im Abdomen ist eine routinemäßige enterale Ernährung nach der vorliegenden Datenlage nicht indiziert”
[280].
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Vitamine, Spurenelemente und Mikronutrients
Empfehlung
In physiologischen, d. h. in der Nahrung vorkommenden Mengen sind Vitamine, Spurenelemente und andere Mikronährstoffe wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Kost. Hingegen gibt es keine Belege für den Nutzen einer Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen und anderen Mikronährstoffen in sog. pharmakologischer Dosierung. Ebenso fehlt ein Unbedenklichkeitsnachweis
[280].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Eine kürzlich publizierte Metaanalyse zur Supplementation von Antioxidantien in der Primär- und Sekundärprävention ergab, dass eine Supplementation der Ernährung mit Betakarotin, Vitamin A und Vitamin E möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht, anstatt sie zu erniedrigen [281].
Ernährung nach Pankreatektomie oder bei Pankreasgangobstruktion
Empfehlung
Bei den Ernährungsempfehlungen für Patienten nach Pankreatektomie oder bei langdauernder Pankreasgangobstruktion sind die Konsequenzen einer exokrinen und endokrinen Pankreasinsuffizienz zu beachten. Bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz ist auf eine ausreichende Gabe der Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten zu achten. Beim Vorliegen eines pankreopriven Diabetes ist der Patient mit Insulin nach den gängigen Prinzipien zu behandeln. Darüber hinaus gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 4, starker Konsens
Medikamente zur Appetitsteigerung bei Tumorkachexie
Empfehlung
Es gibt für mehrere Substanzen, z. B. Ibuprofen, Megesterolacetat, Steroide, Thalidomid und Cannabinoide, einzelne positive Studien, ohne dass der klinische Stellenwert für eine medikamentöse Therapie zur Appetitanregung bei Patienten mit Tumorkachexie bei metastasiertem Pankreaskarzinom abschließend beurteilt werden kann
[282]
[283]
[284]
[285].
Empfehlungsgrad: D , Evidenzstärke 1b - 3, starker Konsens
Anmerkung
Es gibt zu den einzelnen Substanzen Studien unterschiedlicher Qualität bis hin zu einer kontrollierten, randomisierten Studie, die die Gabe von Dronabinol mit Megesterolacetat bzw. der Kombination aus Dronabinol und Megesterolacetat bei Patienten mit Tumorkachexie vergleicht. Die Studie zeigt eine Überlegenheit der Megesterolacetatmonotherapie. Ein reiner Placeboarm fehlt jedoch in der Studie, nur etwa 1/3 der Patienten hatten gastrointestinale Tumoren, die Zahl der Patienten mit Pankreaskarzinomen wird nicht berichtet [284].
Supportive Therapie weiterer Symptome eines fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms
Empfehlung
Ein wesentliches Behandlungsziel der supportiven Therapie ist die Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität. Dabei sollte gezielt nach belastenden Symptomen (z. B. Fatigue, Juckreiz, Diarrhö, Obstipation usw.) gefragt und deren Behandlung angestrebt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Maßnahmen bei tumorbedingter Cholestase
Die tumorbedingte Cholestase ist ein häufiges Symptom, das bei Patienten mit Pankreaskarzinom eine palliative Therapie notwendig macht.
Stents
Empfehlung
Metallstents werden als Therapie der Wahl angesehen, Plastikstents sollen eingesetzt werden, wenn die Überlebenszeit auf < 3 Monate eingeschätzt wird.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1a, Konsens
Anmerkungen
Einer Metaanalyse liegen 21 Studien zugrunde, die chirurgische Verfahren mit Stent-Techniken und Metallstents mit Plastikstents vergleichen. Die Studie beinhaltet 1454 Patienten. Stent-Techniken bieten im Vergleich zur Chirurgie eine geringere Komplikationsrate, aber auch eine höhere Rezidivrate hinsichtlich der Obstruktion. Tendenziell bestand in der chirurgischen Gruppe eine höhere 30-Tage-Mortalität. Kein Unterschied ergab sich hinsichtlich des technischen und des therapeutischen Erfolges. Metallstents haben eine geringere Reokklusionsrate als Plastikstents, kein Unterschied fand sich hinsichtlich des technischen Erfolges, des primären therapeutischen Erfolges, der Komplikationen und der 30-Tage-Mortalität. Insgesamt werden Metallstents als Therapie der ersten Wahl bewertet [286].
Empfehlung
Wenn Metallgitterstents verwendet werden, müssen diese nicht zwingend Polyurethan-beschichtet sein.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2b, mehrheitliche Zustimmung
Anmerkungen
Zwei Studien befassen sich mit Polyurethan-beschichteten Stents [287]
[288]. In einer einarmigen Studie mit 30 Patienten entsprechen die Resultate für die Polyurethan-beschichteten Stents den aus der Literatur bekannten Ergebnissen mit nicht beschichteten Metallstents [287], sodass sich kein Vorteil für beschichtete Stents ergibt. Eine zweite Studie mit 112 Patienten vergleicht Polyurethan-beschichtete mit selbstexpandierenden Metallstents und beschreibt eine signifikant höhere Offenheitsrate der beschichteten Stents bei distalen Gallengangsstenosen, da die Beschichtung ein Tumoreinwachsen in den Stent verhindert. Allerdings gab es keine signifikanten Unterschiede im Überleben zwischen beiden Gruppen und in der Gruppe, die beschichtete Stents erhielt, war eine erhöhte Rate an Cholezystitiden und Pankreatitiden zu verzeichnen [288].
Empfehlung
Die perkutane transhepatische Cholangiodrainage, PTCD, ist in der Palliativtherapie des Pankreaskarzinoms bei nicht möglicher endoskopischer Therapie (z. B. bei tumorbedingten Duodenalstenosen) sinnvoll. Die PTCD ist auch bei frustranem Verlauf der endoskopischen Therapie indiziert.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Die Literatur zur PTCD ist „historisch” [289]. Neuere Studien, die die perkutane Applikation von Metallstents mit dem endoskopischen Zugang bei Verwendung eines gleichen Stentdesigns vergleichen, existieren nicht.
Biliodigestive Anastomose
Empfehlung
Ein chirurgischer Eingriff mit dem alleinigen Ziel der Anlage einer biliodigestiven Anastomose bleibt sicher die Ausnahme. Stellt sich jedoch während eines kurativ intendierten chirurgischen Eingriffs eine Irresektabilität heraus, ist bei Cholestase und zu erwartender längerer Überlebenszeit die Anlage einer biliodigestiven Anastomose indiziert. Dabei muss zwischen Patienten mit peritonealer Aussaat oder Lebermetastasen differenziert werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, Konsens
Empfehlung
Wenn in der Palliativsituation eine biliodigestive Anastomose durchgeführt wird, ist der Choledochojejunostomie gegenüber anderen Bypassverfahren der Vorzug zu geben
[290]
[291]
[292].
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 2, Konsens
Rezidivierende Cholangitiden nach biliodigestiver Anastomose
Empfehlung
Vor einer therapeutischen Intervention muss zunächst ein mechanisches Abflusshindernis auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Bei einem mechanischen Hindernis ist entsprechend zu verfahren. Danach kann ein Versuch einer Langzeitgabe von Antibiotika unternommen werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkung
Spezielle Literatur liegt zu diesem Thema nicht vor.
Tumorbedingte Stenosen des oberen Gastrointestinaltraktes
Empfehlung
Bei einer tumorbedingten funktionellen Magenausgangsstenose ist ein medikamentöser Therapieversuch gerechtfertigt, wobei die Medikamente Metoclopramid und Erythromycin im Vordergrund stehen. Eine endoskopische Stentanlage und eine chirurgische Intervention sind nicht empfehlenswert.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, starker Konsens
Anmerkung
Spezielle Literatur ist zu dieser Thematik nicht vorhanden. Die Empfehlungen beruhen auf der Erfahrung mit der klinisch gängigen Praxis.
Empfehlung
Bei einer tumorbedingten Obstruktion im Duodenum stehen grundsätzlich zwei palliative Therapieverfahren zur Verfügung: die endoskopische Stentanlage und die chirurgische Gastroenterostomie. Eine Überlegenheit eines der beiden Verfahren konnte aufgrund der vorliegenden Literatur nicht gezeigt werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke 3, Konsens
Anmerkung
Die zur endoskopischen Stentanlage publizierten Daten sind meist monozentrische Sammelkasuistiken von Patienten mit unterschiedlichen Ursachen für eine Obstruktion im Duodenum [293]
[294]. Randomisierte prospektive Studien zum Vergleich der endoskopischen Stentanlage mit der chirurgischen Gastroenterostomie liegen nicht vor.
Prophylaktische Gastroenterostomie
Empfehlung
Wird intraoperativ eine Irresektabilität diagnostiziert, erscheint nach vorliegenden Daten die Anlage einer prophylaktischen Gastroenterostomie sinnvoll.
Empfehlungsgrad: C, Evidenzstärke 2b, Konsens
Anmerkung
Die dazu publizierte Literatur, eine monozentrische, prospektive, randomisierte Studie, zeigt, dass eine prophylaktische Gastrojejunostomie bei nicht resektablen periampullären Karzinomen das Auftreten einer späteren Magenausgangsstenose signifikant reduziert [144].
Stellenwert hämatopoetischer Wachstumsfaktoren beim lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom
Empfehlung
Granulozyten-stimulierende Wachstumsfaktoren (G-CSF bzw. GM-CSFs) haben keinen Stellenwert in der supportiven Therapie beim lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, starker Konsens
Anmerkung
Eine Chemotherapie, die so aggressiv ist, dass sie den Einsatz von Granulozyten-stimulierenden Wachstumsfaktoren notwendig macht, ist in der palliativen Therapie beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinom nicht sinnvoll. Verwiesen wird auf die aktuellen Guidelines der ASCO zum Einsatz von Wachstumsfaktoren [295].
Empfehlung
Erythrozyten-stimulierende Wachstumsfaktoren (Erythropoetin) können unter bestimmten Bedingungen (z. B. bei chronischer Tumoranämie) einen Stellenwert haben.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, starker Konsens
Anmerkung
Auch hier sei auf die aktuellen Guidelines der ASCO [296] bzw. der EORTC [297] verwiesen.
Stellenwert von Zytoprotektiva/Radikalfängern bei der Chemo- und/oder Radiotherapie des Pankreaskarzinoms
Empfehlung
Amifostin oder andere Zytoprotektiva haben keinen Stellenwert bei der Chemo- und/oder Radiotherapie beim Pankreaskarzinom.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 1, starker Konsens
Anmerkung
Diese Empfehlung folgt der Metaanalyse des Chemotherapie- und Radiotherapie-Expertenpanels der ASCO [298].
Beurteilung der Lebensqualität bei Patienten mit Pankreaskarzinom
Empfehlung
Zur Messung der Lebensqualität steht mit dem QLQ-C30 und dem zugehörigen spezifischen Pankreasmodul QLQ-PAN 26 ein geeignetes Instrument zur Verfügung.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkung
Aufgrund des vergleichsweise hohen zeitlichen Aufwandes erscheint ein routinemäßiger Einsatz des QLQ-C30 und des QLQ-PAN 26 nur im Rahmen klinischer Studien sinnvoll.
Nachsorge
Nachsorgeprogramm nach kurativer Resektion
Empfehlung
Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm kann beim Pankreaskarzinom stadienunabhängig nicht empfohlen werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkungen
Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass eine strukturierte Nachsorge im Sinne der Durchführung regelmäßiger Staginguntersuchungen zu einer Verbesserung des Überlebens beim Pankreaskarzinom führt.
Im Rahmen einer möglichen exokrinen oder endokrinen Insuffizienz ist eine Anamnese und körperliche Untersuchung erforderlich. Diese Untersuchungen können regelmäßig beim betreuenden Hausarzt stattfinden.
Rehabilitation nach kurativer Resektion eines Pankreaskarzinoms
Empfehlung
Eine Anschlussheilbehandlung kann unter bestimmten Umständen in Einzelfällen sinnvoll sein. Es sollte eine Abstimmung mit dem familiären Umfeld erfolgen.
Empfehlungsgrad: D, Evidenzstärke 5, Konsens
Anmerkung
Zum Stellenwert einer Anschlussheilbehandlung nach Pankreaskarzinomresektion in kurativer Intention ist keine auswertbare Literatur vorhanden.
Danksagung
Danksagung
Wir bedanken uns bei den Mitarbeiter/Innen der Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm, T. Locher, R. Lorenz, M. Porzner, I. Rueß, A. Stein, E. Thanner sowie Herrn Christian Aslan für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Konsensuskonferenz.
Anhang
Anhang
Siehe [Tab. 10]
Tab. 10 Suchbegriffe für die Literaturrecherche: Suchebene 1: alle Arbeitsgruppen: pancreatic cancer | pancreatic neoplasm | pancreatic carcinoma | ductal adenocarcinoma of the pancreas; AG-spezifische Suchebenen 2 - 5: Arbeitsgruppe
Suchebene 2 | Suchebene 3 | Suchebene 4 | Suchebene 5 |
Themenkomplex 1 Risikofaktoren
|
risk factor | nutrition | * | dietary fibre | fiber | legume | fruit | vegetables vitamin c | fat | cholesterol | red meat | white meat | barbecued | grilled | nitrate | nitrite | fish sugar | saccharide | milk | milk produce | alcohol | coffee | tea | |
| lifestyle | | *exercise | sports | physical activity | weight | obesity | nicotine | |
| occupational risks | | |
prophylaxis | prevention | vitamins | NSAID | | |
screening | CA19-9 | genomic analysis | genetic analysis | DNA array tool | technique | method Cost-effectiveness | | |
risk group sporadic | * | prevention | propyhlaxis screening | surveillance | tool | technique | method | CA 19-9 | pancreatic juice | genetic analysis (k-ras/p16) |
risk group hereditary | * | familial pancreatic | hereditary pancreatic cancer | prevention | prophylaxis | genetic consultation surveillance | * | genetic consultant tool | technique | method CA 19-9 | pancreatic juice | genetic analysis (k-ras/p16) |
| Peutz-Jeghers Syndrome | FAMMM Syndrome | pancreatic cancer melanoma syndrome | Hereditary breast/ovarian cancer (BRCA2) | HNPCC | Ataxia teleangiectasia | FAP Cystic fibrosis | Li-Fraumeni syndrome | Lindau’s disease | Neurofibromatosis | Fanconi’s anemia | Seattle family X | Familial fibrocystic pancreatic atrophy | Hereditary pancreatitis | therapy | pancreatectomy surveillance | CA 19-9 | |
risk group | chronic pancreatitis diabetes | | |
Themenkomplex 2 Diagnostik
|
diagnosis | abdominal pain| back ache |back pain | hyperglycemia | diabetes | jaundice | acute pancreatitis | age | |
| ERCP | ultrasound | MRI | endoscopic ultrasound | computed tomography | MRCP | supposed malignancy | elevated CA 19-9 | sensitivity | |
| cytology | aspirate | bile duct | pancreatic duct | |
| laboratory test | serum marker | | |
| pancreatic tumor | lesion | biopsy | surgery | solitary | curative | size | localisation | technique | palliative | metastatic |
| | cystic | pseudocyst | serous | mucinous | resection | biopsy | aspirate |
| biopsy | pathological finding | histological report pathological report | content | criteria | pancreatectomy |
| preoperative diagnostic | staging | response to chemotherapy | ultrasound | computer tomography | ct | mri | bone scan | chest x-ray | endoscopic ultrasound | ercp | mrcp | pet | micrometastases | laparoscopy | | |
Themenkomplex 3 Chirugische Therapie des Pankreaskarzinoms
|
surgery | inoperable | nonresectable | age | elderly | comorbidity | infiltration | Celiac artery | truncus coeliacus | Superior mesenteric artery | Superior mesenteric vein | Liver/hepatic vein |
| cholestasis | preoperative stent | ERCP | |
| resection margins | | |
| inoperative | ultrasonography | peritoneal lavage | cytologic examination |
| perioperative | antibiotics | somastatin | octreotide | stent |
| tumor of the head | pylorus preserving | tumor of the tail | tumor of the body | locally advanced growth | extended lymphadenectomy | cystic tumors of the pancreas | intraductal papillary mucinous tumor | metastatic | metastases | laparoscopic | frozen section | rapid section | R0 resection | histology | pathology |criteria inflammation | neoplastic | |
| pancreatic fistula | | |
Themenkomplex 4 Adjuvante und neoadjuvante Chemotherapie
|
adjuvant chemotherapy | curative resection | R0 resection | differentiation | locally advanced |mirco- metastases | |
| Age | elderly | ECOG | 5-FU/folinic acid (Mayo) | 5-FU/folinic acid (AIO) | Gemcitabine | Capecetabine Regional | Start | time after surgery | postoperative begin | R1 resection | | |
adjuvant chemoradiation | chemoradiotherapy | radiochemotherapy | R0 resection | UICC | risk factors | differentiation | locally advanced | micrometastases | |
| 5-fluorouracil continuous infusion | 5-fluorouracil | Mitomycin | Gemcitabine | age | elderly | ECOG | R1 resection | | |
radiotherapy | radiation | curative intention | | |
chemoradiation | chemoradiotherapy | radiochemotherapy | curative intention | | |
chemotherapy | curative intention | | |
neoadjuvant radiotherapy | neoadjuvant radiation | locally advanced | inoperable | T4 | protocol | duration | dosis | technique | chemotherapy | | |
radiotherapy | chemoradiation | radiochemotherapy | chemoradiotherapy | downsizing | tumor mass reduction | stable disease | locally advanced | T4 | inoperable | surgery |
neoadjuvant radiochemotherapy | locally advanced | inoperable | surgery | radiochemotherapy | |
intraoperative radiation | intraoperative radiotherapy | UICC | risk factors | differentiation | locally advanced | micrometastases | |
adjuvant therapy | neoadjuvant therapy | targeted therapies | | |
Themenkomplex 5 Palliative Chemotherapie und Strahlentherapie
|
palliative chemotherapy | * | metastases | metastatic | progressive | size | prognostic factors | Karnofski | ECOG | albumin | CA 19-9 | differentiation | hemoglobin | |
| symptoms | locally advanced | inoperable | first line | gemcitabine 5-fluorouracil/folinic acid (AIO) | gemcitabine/oxaliplatin | gemcitabine/cisplatin | oxaliplatin/5-fluorouracil/folinic acid | gemcitabine/capecitabine | gemcitabine/erlotinib | gemcitabine/bevacizumab| capecitabine/oxaliplatin polychemotherapy second line | fixed dose rate | infusion * | indication | | |
| | 5-FU/folinic acid (Mayo) | 5-fluorouracil continuous infusion | oxaliplatin/5-fluorouracil/ folinic acid | capecitabine mono | capecitabine/oxaliplatin | |
| third line | * | inidcation | oxaliplatin/5-fluorouracil/ folinic acid | 5-fluorouracil/mitomycin | capecitabine/mitomycin | |
| sequence | order | duration | time | surveillance | efficacy | | |
palliative radiotherapy | locally advanced | inoperable | metastatic | symptoms | protocoll | chemotherapy | * | 5-fluorouracil continous infusion | 5-fluorouracil/mitomycin | gemcitabine | |
palliative therapies | targeted therapy | marimastat | tanomastat | tipifamib | bevacizumab | cetuximab | |
| intra-arterial chemotherapy | * | indication | |
| immunotherapy | gene therapy | hyperthermia | radiofrequency thermoablation | | |
Themenkomplex 6 Supportive Therapie
|
palliation | pain therapy | * | WHO | non-opioids | opioids | application | antiemetics | constipation |
| | nmda antagonists | celiac plexus block | pancreatic enzymes | thorascoscopic splanchnicectomy | radiotherapy | radiation | |
| nutrition | metastatic | cachexia | nutrition | vitamins |
| | radiotherapy | radiation | pancreatectomy | supplements |
| | appetite | corticosteroids | dronabinol | megestrol acetate | growth hormone | Eicosapentaenoic acid | probiotics | ibuprofen |
| symptoms | fatigue | pruritus | constipation | diarrhea | pleural effusion | |
| cholestatsis | stent | stenting | plastic | metal |
| | PTCD | |
| | biliodigestive anastomosis | cholangitis |
| gastric outlet obstruciton | drug therapy | erythromycin | metoclopramide |
| | stent | stenting | surgery | |
| duodenal obstruction | stent | stenting | surgery | |
| palliative surgery | | |
| hematopoietic growth factors | * | granulocytes | erythrocytes | |
| cytoprotective agents | * | amifostine | |
| pancreatic enzymes | pancreatectomy | |
| follow-up | after-care | curative resection | rehabilitation |