Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-965578
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Psychologische Krisenintervention in der Notfallmedizin
Publication History
Publication Date:
26 October 2007 (online)

Kernaussagen
Eine primäre psychologische Krisenintervention in einem notfallmedizinischen Setting lässt sich durch folgende Merkmale charakterisieren:
-
schneller Beginn,
-
zeitliche Begrenzung der Intervention,
-
Ausrichtung des Behandlungsfokus auf die aktuelle Krise und/oder die Auslöser der Krise,
-
Ziel ist die rasche Linderung krisenbedingter psychosozialer Leidenszustände,
-
Nutzung von Ressourcen des Patienten und seines sozialen Umfeldes,
-
Wahrung einer flexiblen therapeutischen Haltung, von Zuhören bis zu direktiver Gesprächsführung bzw. aktivem Handeln, je nach Bedarf und Zustand des Patienten,
-
transparentes, nachvollziehbares und eindeutiges therapeutisches Vorgehen.
Zu diesem Zweck müssen die Rettungsdienstmitarbeiter unter Zeit- und Handlungsdruck eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, die prototypisch in Abbildung [1] dargestellt sind.
Eine notwendige Voraussetzung für eine adäquate Durchführung psychologischer Erster Hilfe stellt eine entsprechende intensive Schulung der Rettungsdienstmitarbeiter in primärer psychologischer Krisenintervention dar. Darüber hinaus sollte regelmäßig eine einsatzbegleitende und ‐auswertende Supervision angeboten werden, um die Sicherheit im Handling psychischer Krisen zu erhöhen [[18]]. Diese Maßnahmen sind auch deshalb notwendig, weil Untersuchungen gezeigt haben, dass die Belastung für die Notärzte und Rettungsdienstmitarbeiter durch psychiatrische Notfälle oder psychisch auffällige Menschen nach pädiatrischen Notfällen am höchsten ist [[19], [20]].

Abb. 1 Ablaufschema bei einer psychologischen Krisenintervention.
Literatur
- 1 Pajonk F G, Moecke H.
Psychiatrische Notfälle in der Notfallmedizin - Definition, Häufigkeit, Epidemiologie. Madler C, Jauch KW, Werdan K, Siegrist J, Pajonk FG Das NAW‐Buch. 3. Auflage. München; Elsevier - Urban & Fischer 2005MissingFormLabel - 2
Pajonk F G, Poloczek S, Schmitt T K.
Der psychiatrische Notfall - Abgrenzung zu Psychotraumatologie und Krise.
Notfall & Rettungsmedizin.
2000;
3
363-370
MissingFormLabel
- 3 Pajonk F G, Grünberg K, Paschen H R, Moecke H. Arbeitsgruppe Psychiatrie und Rettungswesen . Psychiatrische Notfälle im Notarztdienst einer deutschen Großstadt. Fortschr Neurol Psychiatr. 2001; 69 170-174
- 4 Simmich T, Reimer C, Alberti L. et al . Empfehlung zur Behandlungspraxis bei psychotherapeutischen Kriseninterventionen. Psychotherapeut. 1999; 44 394-398
- 5 Berger P, Riecher-Rössler A.
Definition von Krise und Krisenassessment. Riecher-Rössler A, Berger P, Yilmaz AT, Stieglitz RD Psychiatrisch-psychotherapeutische Krisenintervention. Göttingen; Hogrefe 2004MissingFormLabel - 6 Lasogga F, Gasch B.
Psychische Erste Hilfe. Bengel J Psychologie in Notfallmedizin und Rettungsdienst. 1. Auflage. Berlin; Springer Verlag 1997MissingFormLabel - 7 Sonneck G. Krisenintervention und Suizidverhütung. Wien; Facultas Universitätsverlag 2000
MissingFormLabel
- 8 D'Amelio R, Archonti C, Pajonk F G. Psychologische Konzepte und Möglichkeiten der Krisenintervention in der Notfallmedizin. Notfall & Rettungsmedizin. 2006; 9 194-204
- 9 Ellis A. Die rational-emotive Therapie. Das innere Selbstgespräch bei seelischen Problemen
und seine Veränderung. München; Pfeiffer 1977
MissingFormLabel
- 10 Lazarus R S.
Psychological stress and the coping process. McGraw-Hill Series in Psychology. New York; McGraw-Hill Book Company 1966MissingFormLabel - 11 Dorrmann W. Suizid: Therapeutische Interventionen bei Selbsttötungsabsichten. 2. erweiterte Auflage. München; Pfeiffer 1996
MissingFormLabel
- 12 Pajonk F G. Der Umgang mit suizidalen Patienten im Notarzt- und Rettungsdienst. Anästh Intensivmed. 2000; 41 783-788
- 13 Pajonk F G. Der aggressive Patient im Rettungsdienst und seine Herausforderungen. Notfall & Rettungsmedizin. 2001; 4 206-216
- 14 Pajonk F G.
Psychopharmakotherapie im Notarztdienst und in der Notaufnahme. Madler C, Jauch KW, Werdan K, Siegrist J, Pajonk FG Das NAW‐Buch. Akutmedizin der ersten 24 Stunden. 3. Auflage. München; Elsevier - Urban & Fischer 2005MissingFormLabel - 15
Pajonk F G, Stoewer S, Kinn M, Fleiter B.
Psychopharmakotherapie in der Notfallmedizin.
Notfall & Rettungsmedizin.
2006;
9
393-402
MissingFormLabel
- 16 Warnecke M, Pajonk F G.
Psychosoziale Akutdienste. Madler C, Jauch KW, Werdan K, Siegrist J, Pajonk FG Das NAW Buch. 3. Auflage. München; Elsevier - Urban & Fischer 2005MissingFormLabel - 17 Kindt H.
Forensische Fragen bei Notfallentscheidungen. Hewer W, Rössler W Das Notfallpsychiatriebuch. München; Urban & Schwarzenberg 1998MissingFormLabel - 18 Pajonk F G, Riemenschneider O, Moecke H. Arbeitsgruppe Psychiatrie und Rettungswesen . Evaluation eines Fortbildungsprogramms „Psychiatrie für Notfallmediziner“. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2001; 36 105-109
- 19 Pajonk F G, Gärtner U, Sittinger H, v. Knobelsdorff G, Andresen B, Moecke HP. Psychiatrische Notfälle aus der Sicht von Rettungsdienstmitarbeitern. Notfall & Rettungsmedizin. 2004; 7 161-167
- 20 Pajonk F G, Lubda H, Sittinger H, Andresen B, Moecke H P, v. Knobelsdorff G. Psychiatrische Notfälle aus der Sicht von Notärzten - eine Reevaluation nach 7 Jahren. Anaesthesist. 2004; 53 709-716
Prof. Dr. Frank-Gerald Pajonk
Privat-Nerven-Klinik Dr. Kurt Fontheim
Lindenstraße 15
38704 Liebenburg
Phone: 0 53 46/81-11 50
Fax: 0 53 46/81-11 52
Email: pajonk@klinik-dr-fontheim.de