Verbrennungen entstehen durch Exposition der Haut gegenüber Hitze in Form von offenem
Feuer, heißen Flüssigkeiten, Strom oder chemisch/physikalischen Einflüssen in unterschiedlicher
Dauer und Intensität. Zur prognostischen Einschätzung der Überlebenswahrscheinlichkeit
eines Schwerverbrannten wird der ABSI‐Score verwendet, der sowohl verbrannte Körperoberfläche
(VKOF), Grad der Verbrennung, Geschlecht, Alter, Vorliegen eines Inhalationstraumas
und schwere Vorerkrankungen mit berücksichtigt. Verbrennungen können sowohl hinsichtlich
der verbrannten Körperoberfläche in % als auch nach der Verbrennungstiefe eingeteilt
werden. Eine sichere Einschätzung der Verbrennungstiefe kann erst um den 4. Tag erfolgen.
Initial oberflächlich erscheinende Wunden können „abtiefen“ und somit sekundär operationspflichtig
werden. Präklinisch kann eine zügig eingeleitete Kühlung verbrannter Areale unter
fließendem, ca. 15 - 20 °C kühlem Wasser analgetisch wirken und ein „Abtiefen“ der
Verbrennung reduzieren bzw. verhindern. Bei Verbrennungen > 30 % VKOF steht allerdings
der Wärmeerhalt im Vordergrund. Der Volumenbedarf eines Verbrennungspatienten wird
an unserer Klinik nach einer Modifikation der Parkland-Formel berechnet, der „Ludwigshafener
Formel“. Bei großflächigen Verbrennungen, Elektrounfällen und vorbestehendem Inhalationstrauma
kann der Volumenbedarf deutlich über dem Errechneten liegen. Zirkulär einschnürende
Verbrennungen höheren Grades der Extremität oder des Thorax bedürfen notfallmäßiger
Entlastungsschnitte im Dermisniveau (Escharotomie). Aus operativer Sicht sollte die
frühzeitige Nekrektomie der verbrannten Areale angestrebt werden, wodurch eine wesentliche
Quelle intensivmedizinischer Komplikationen des Verbrennungspatienten beseitigt wird.
Verbrennungen Grad II b können schonend tangential im Dermisniveau reseziert werden.
Im Gegensatz dazu werden drittgradige Verbrennungen epifaszial nekrektomiert unter
Mitnahme der Haut und des gesamten subkutanen Fettgewebes unter Darstellung der Muskelfaszie.
Die Deckung erfolgt in der Regel mit gemeshter autologer Spalthaut oder alternativen
Verfahren bei großflächig verbrannten Patienten (Meek-Verfahren, kultivierte Keratinozyten,
temporäre allogene Transplantate).
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Zum Weiterlesen und Vertiefen
- 12 Bruck, Müller Steen. Handbuch der Verbrennungstherapie. Landsberg; Ecomed 2002
- 13 Herndon (Hrsg) D N. Total burn care. London; Saunders 2001
Oliver Kloeters
Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie
Zentrum für Schwerbrandverletzte
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie
der Universität Heidelberg, Ludwigshafen
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