Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2007; 4(4): 253-270
DOI: 10.1055/s-2007-965725
Notfallchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbrennungschirurgie

O. Kloeters1 , K. Megerle1 , G. Germann1
  • 1BG-Unfallklinik Ludwigshafen
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Publication Date:
07 November 2007 (online)

Verbrennungen entstehen durch Exposition der Haut gegenüber Hitze in Form von offenem Feuer, heißen Flüssigkeiten, Strom oder chemisch/physikalischen Einflüssen in unterschiedlicher Dauer und Intensität. Zur prognostischen Einschätzung der Überlebenswahrscheinlichkeit eines Schwerverbrannten wird der ABSI‐Score verwendet, der sowohl verbrannte Körperoberfläche (VKOF), Grad der Verbrennung, Geschlecht, Alter, Vorliegen eines Inhalationstraumas und schwere Vorerkrankungen mit berücksichtigt. Verbrennungen können sowohl hinsichtlich der verbrannten Körperoberfläche in % als auch nach der Verbrennungstiefe eingeteilt werden. Eine sichere Einschätzung der Verbrennungstiefe kann erst um den 4. Tag erfolgen. Initial oberflächlich erscheinende Wunden können „abtiefen“ und somit sekundär operationspflichtig werden. Präklinisch kann eine zügig eingeleitete Kühlung verbrannter Areale unter fließendem, ca. 15 - 20 °C kühlem Wasser analgetisch wirken und ein „Abtiefen“ der Verbrennung reduzieren bzw. verhindern. Bei Verbrennungen > 30 % VKOF steht allerdings der Wärmeerhalt im Vordergrund. Der Volumenbedarf eines Verbrennungspatienten wird an unserer Klinik nach einer Modifikation der Parkland-Formel berechnet, der „Ludwigshafener Formel“. Bei großflächigen Verbrennungen, Elektrounfällen und vorbestehendem Inhalationstrauma kann der Volumenbedarf deutlich über dem Errechneten liegen. Zirkulär einschnürende Verbrennungen höheren Grades der Extremität oder des Thorax bedürfen notfallmäßiger Entlastungsschnitte im Dermisniveau (Escharotomie). Aus operativer Sicht sollte die frühzeitige Nekrektomie der verbrannten Areale angestrebt werden, wodurch eine wesentliche Quelle intensivmedizinischer Komplikationen des Verbrennungspatienten beseitigt wird. Verbrennungen Grad II b können schonend tangential im Dermisniveau reseziert werden. Im Gegensatz dazu werden drittgradige Verbrennungen epifaszial nekrektomiert unter Mitnahme der Haut und des gesamten subkutanen Fettgewebes unter Darstellung der Muskelfaszie. Die Deckung erfolgt in der Regel mit gemeshter autologer Spalthaut oder alternativen Verfahren bei großflächig verbrannten Patienten (Meek-Verfahren, kultivierte Keratinozyten, temporäre allogene Transplantate).

Literatur

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Zum Weiterlesen und Vertiefen

  • 12 Bruck, Müller Steen. Handbuch der Verbrennungstherapie. Landsberg; Ecomed 2002
  • 13 Herndon (Hrsg) D N. Total burn care. London; Saunders 2001

Oliver Kloeters

Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie
Zentrum für Schwerbrandverletzte
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie der Universität Heidelberg, Ludwigshafen

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