Z Orthop Unfall 2007; 145(1): 12-13
DOI: 10.1055/s-2007-965860
Orthopädie aktuell

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blick ins Ausland - Unterstützungsprojekt der Organisation Charité International in Vietnam

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PD Dr. med. habil. Heinz-Helge Schauwecker

DRK Kliniken Berlin Westend

Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie

Spandauer Damm 130

14050 Berlin

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Publication Date:
08 March 2007 (online)

 
Table of Contents

Im Oktober 2006 besuchte PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, DRK Kliniken Berlin Westend, mit einer Delegation aus Krankenhausmanagern und Hygienikern einige Krankenhäuser in Vietnam. Es handelte sich um ein Unterstützungsprojekt der Organisation Charité International der Berliner Charité.

Auf Anfrage des vietnamesischen Gesundheitsministeriums an die Organisation Charité International besuchte ich als Unfallchirurg und Mitglied einer Delegation aus Krankenhausmanagern und Hygienikern Anfang Oktober einige Krankenhäuser in Vietnam. Die Organisation kümmert sich um Kooperationen mit medizinischen Hochschulen und Gesundheitsministerien im Ausland. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Projekte für ärztliche Fortbildung und Know-How-Transfer.

Aufgabe war es, verschiedene vom Gesundheitsministerium vorgeschlagene Krankenhäuser zu besuchen, um auf der Basis festgestellter Defizite Unterstützungsprojekte ins Leben zu rufen. Bei unserem Besuch zeigten sich die Krankenhäuser in der Hauptstadt Hanoi einschließlich des Deutsch-Vietnamesischen Krankenhauses technisch modern ausgestattet und baulich neu oder in Renovierung begriffen.

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Abb. 1 30 Jahre alte Bausubstanz der Provinzkrankenhäuser (Bild: Autor).

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Abb. 2 OP-Technik auf europäischem Standard (Bild: Autor).

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Hohe Infektionsrate

Trotz der technisch guten Ausstattung der Krankenhäuser in der Hauptstadt wurde von den Chirurgen eine Infektionsrate von 18 % bei elektiven Eingriffen beklagt, die Mängeln in der Organisation und Hygiene anzulasten sind.

Eigentliche Ziele unserer Reise aber waren die Provinzkrankenhäuser, die wir immer in Begleitung eines Mitarbeiters des Gesundheitsministeriums besuchten. Beide vom Gesundheitsministerium vorgeschlagenen Spitäler liegen etwa      100 km von Hanoi entfernt und sind mit dem PKW auf Landstraßen oder autobahnähnlichen Straßen in 3 Stunden zu erreichen.

Trotz zahlreicher schwerster Unfälle auf den Landstraßen stehen nur primitivste Rettungsmittel im Sinne von kleinen Transportfahrzeugen ohne medizinische Ausstattung zur Verfügung und ca. 30 % der Schwerstverletzten erreichen das Krankenhaus nicht lebend. Die beiden Provinzkrankenhäuser wurden am Ende des Vietnamkriegs 1975 mit Spendengeldern und Plänen aus dem Ausland errichtet und befinden sich, einschließlich der immobilen technischen Ausstattung, wie Wäscherei, Heizung, Sterilisation und Klimaanlagen in einem   30 Jahre alten Zustand. Die Bausubstanz der Häuser ist zerfallend und nur das Notwendigste wird repariert.

In den OP-Räumen finden sich alte, aber funktionsfähige europäische Ausstattungen. Die Hygienestandards sind ohne Schleusen und Umkleidungen minimal, die OP-Techniken einschließlich Narkose (Spinalanaesthesie) befinden sich auf europäischem Standard. Die Ausstattung für Osteosynthese ist minimal; Endoprothetik findet auf dem Lande nicht statt.

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Krankengymnastik durch Angehörige

Im Gegensatz zu den OP-Bereichen sind die Intensivstationen mit modernstem Beatmungsgerät ausgestattet und auch dort, wie auf allen Stationen, werden die Kranken und Verletzten von zahlreichen Angehörigen betreut, die für Essen sorgen und einfache Massagen oder Bewegungsübungen durchführen.

Leitende Ärzte und Verwaltungsleiter beklagten vor allem fehlende Mittel für bauliche und ausstattungstechnische Renovierung, während trotz noch höherer Infektionsrate als in der Hauptstadt wenig Bewusstsein für organisatorische Mängel, besonders für Operationsbereich und allgemeine Hygienemaßnahmen, bestand.

Der Besuch in den Provinzkrankenhäusern zeigt, dass Unterstützung für technische Ausstattung nur in enger Verzahnung mit einer gemeinsamen Projektplanung zur Verbesserung der organisatorischen Abläufe und konsistentes Hygienemanagement als unterstützende Maßnahme sinnvoll erscheint.

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Abb. 3 Pflege durch Angehörige (Bild: Autor).

Insgesamt zeigt sich, dass Vietnam als höchst dynamisches Entwicklungsland derzeit erhebliche Anstrengungen auf die Verbesserung seiner medizinischen Standards verwenden möchte und mit zahlreichen großen Neubau-Projekten sowohl in der Stadt wie auf dem Land die gewünschte Ankoppelung an ein höheres Niveau medizinischer Versorgung vorantreibt. Dazu ist sowohl finanzielle Unterstützung als auch Beratung durch erfahrene Fachleute erwünscht.

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PD Dr. med. habil. Heinz-Helge Schauwecker

DRK Kliniken Berlin Westend

Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie

Spandauer Damm 130

14050 Berlin

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PD Dr. med. habil. Heinz-Helge Schauwecker

DRK Kliniken Berlin Westend

Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie

Spandauer Damm 130

14050 Berlin

 
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Abb. 1 30 Jahre alte Bausubstanz der Provinzkrankenhäuser (Bild: Autor).

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Abb. 2 OP-Technik auf europäischem Standard (Bild: Autor).

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Abb. 3 Pflege durch Angehörige (Bild: Autor).