Bullöse Autoimmundermatosen
Blasenbildende Autoimmunerkrankungen sind seltene, schwere, chronisch verlaufende
und zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen der Haut und Schleimhäute und eine Domäne
unseres Fachgebietes. Sie werden durch pathogene Autoantikörper gegen Strukturproteine
oder Adhäsionsmoleküle der Epidermis bzw. der dermoepidermalen Junktionszone ausgelöst.
Die Klassifikation richtet sich nach der Lokalisation der Blasenbildung. Es werden
Erkrankungen mit intraepidermalem Adhäsionsverlust (Akantholyse), die Pemphiguserkrankungen,
von solchen mit subepidermalem Adhäsionsverlust unterschieden.
Einteilung der bullösen Autoimmundermatosen (nach [1]):
1. Intraepidermaler Adhäsionsverlust
1.1 Pemphigus vulgaris
1.2 Pemphigus foliaceus
1.3 Paraneoplastischer Pemphigus
1.4 Arzneimittelinduzierter Pemphigus
1.5 IgA-Pemphigus mit den Sonderformen: Subkorneale pustulöse Dermatose und intraepidermale
neutrophile Dermatose
2. Subepidermaler Adhäsionsverlust
2.1 Pemphigoid
Bullöses Pemphigoid
Pemphigoid gestationis
Vernarbendes Schleimhautpemphigoid
2.2 Lineare IgA-Dermatose
2.3 Epidermolysis bullosa acquisita
2.4 Dermatitis herpetiformis Duhring
Bei klinischem Verdacht erfolgt zunächst eine Probebiopsie aus läsionaler Haut für
die konventionelle Histologie, um die Lokalisation der Blasenbildung zu bestimmen.
Gleichzeitig ist eine Biopsie aus periläsionaler Haut für die Durchführung der direkten
Immunfluoreszenz (DIF) am Gefrierschnitt erforderlich. Zusätzlich sind die indirekte
Immunfluoreszenz (IIF) sowie der ELISA unverzichtbare diagnostische Hilfsmittel. Mittels
IIF am Substrat Affenoesophagus, ggf. auch Rattenblase (Nachweis von AK gegen Desmoplakine
beim paraneoplastischen Pemphigus) lassen sich zirkulierende Autoantikörper gegen
Strukturen der epidermalen Basalmembran oder gegen Desmosomen nachweisen.
Erkrankungen mit intraepidermaler Akantholyse
Die Gruppe der Pemphiguserkrankungen ist gekennzeichnet durch eine intraepidermale Akantholyse in unterschiedlichen Epidermislagen
in der Histologie, durch eine netzförmige interzelluäre Fluoreszenz mit verschiedenen
Immunglobulinen (Ig) in der DIF ([Abb. 1]) sowie durch Auto-AK gegen Bestandteile der epidermalen Interzellularsubstanz. Hier
handelt es sich vorwiegend um Desmogleine, welche Adhäsionsmoleküle sind und zur Proteinfamilie
der Catherine gehören, die in Desmosomen zahlreicher Gewebe zu finden sind. Die Diagnostik
der verschiedenen AK gegen Desmogleine erfolgt mittels ELISA. [Tab. 1] zeigt Hauptautoantigene bei Pemphiguserkrankungen.
Abb. 1 Direkte Immunfluoreszenz (DIF): Netzförmige Fluoreszenz der Interzellularsubstanz
mit IgG beim Pemphigus vulgaris.
Tab. 1 Hauptautoantigene bei Pemphiguserkrankungen
Pemphigus vulgaris |
Desmoglein 3 Desmoglein 1 Desmocolline |
v. a. Schleimhautbefall v. a. Hautbefall |
Pemphigus foliaceus |
Desmoglein 1 |
|
Paraneoplastischer Pemphigus |
Desmoplakine BP230 Desmoglein 3 Desmoglein 1 |
|
IgA-Pemphigus Subkorneale Pustulose Intraepidermale neutrophile Dermatose |
Desmocollin 1 Desmoglein 1 Desmoglein 3 |
|
Arzneiinduzierter Pemphigus |
Desmoglein 1 Desmoglein 3 |
|
Erkrankungen mit subepidermaler Blasenbildung
Die Gruppe der bullösen Autoimmundermatosen mit subepidermaler Blasenbildung zeigt in der DIF aus periläsionaler Haut IgG-/C3- oder IgA-Ablagerungen ([Abb. 2]) in der dermoepidermalen Junktionszone. Weiterhin lassen sich in der IIF zirkulierende
AK gegen Bestandteile der Basalmembran nachweisen. Eine weiterführende Differenzierung
der Antigene gelingt mittels IIF auf „salt-split-skin” bzw. ELISA. In [Tab. 2] sind Hauptautoantigene der bullösen Dermatosen mit subepidermaler Blasenbildung
aufgeführt.
Abb. 2 Direkte Immunfluoreszenz (DIF): Lineäre Fluoreszenz der Basalmembranzone mit IgG bei
bullösem Pemphigoid.
Tab. 2 Hauptautoantigene bei bullösen Autoimmundermatosen mit subepidermaler Blasenbildung
Bullöses Pemphigoid |
BP180 BP230 |
Pemphigoid gestationis |
BP180 BP230 |
Vernarbendes Schleimhaut-Pemphigoid |
BP180 Laminin-5 (Epiligrin) |
Lineare IgA-Dermatose |
LAD-1 BP180 BP230 |
Dermatitis herpetiformis Duhring |
epidermale Transglutaminase Gliadin (Gluten) Endomysium |
Epidermolysis bullosa acquisita |
Kollagen VII (Ankerfibrillen) |
Zur Differenzierung zwischen bullösem Pemphigoid, SH-Pemphigoid und Epidermolysis
bullosa acquisita ist die IIF auf NaCl-separater Spalthaut (Salt-split-skin-Methode),
wo eine artefizielle Spaltbildung in der Lamina lucida erfolgt, ein hervorragendes
diagnostisches Hilfsmittel und einfach durchzuführen. Bei bullösem Pemphigoid erfolgt
die Spaltbildung in der Lamina lucida, somit binden die AK des Patientenserums im
Blasendach. Bei der Epidermolysis bullosa acquisita, wo die Spaltbildung unterhalb
der Lamina densa der Basalmembram liegt, binden die AK im Blasenboden. Beim vernarbenden
SH-Pemphigoid binden AK sowohl im Blasenboden als auch im Blasendach, da die Spaltbildung
in Höhe der tiefen Lamina lucida erfolgt und die entsprechenden Antigene BP 180 sowie
Laminin-5 (ein Strukturprotein der Ankerfilamente) sind.
Kollagenosen
Kollagenosen sind autoimmune Systemerkrankungen mit Beteiligung zahlreicher Organsysteme
und oft auch der Haut. Deshalb sind Kollagenosen interdisziplinäre Erkrankungen, die
die Fachgebiete Dermatologie, Rheumatologie, Innere Medizin betreffen. Die Dermatologie
hat in Forschung und Klinik einen wesentlichen Anteil am Wissenszuwachs auf dem Gebiet
der Kollagenosen. Unter allen etablierten Methoden der klinischen Immunologie hat
die Immunfluoreszenztechnik in der Kollagenosediagnostik einen besonders hohen Stellenwert,
wie die Auswertungen an unserem Krankengut der Jahre 1987 bis 1997 zeigen konnten
[2].
Als antinukleäre Antikörper (ANA) werden Autoantikörper, die gegen Proteine, Nukleinsäuren
(DNS, RNS) und Protein-Nukleinsäure-Komplexe der Zellkerne, aber auch des Zytoplasmas
gerichtet sind, bezeichnet. Ihnen kommt eine große Bedeutung in der Diagnostik und
Charakterisierung der Kollagenosen und deren Subtypen zu. Von Bedeutung sind Antikörper
der IgG-Klasse, während IgA- und IgM-Antikörper häufiger auch bei Gesunden vorkommen,
so dass für die IIF die Verwendung von polyvalenten oder IgG-Seren wichtig ist [3].
Die IIF dient als primärer qualitativer und semiquantitativer Suchtest. Sie erlaubt
eine partielle Differenzierung von ANA, denn ein Teil der Antikörper ergibt charakteristische
Kernfluoreszenzmuster, die sich vom erfahrenen Beurteiler den verschiedenen Spezifitäten
zuordnen lassen [4]. Als Antigensubstrate bei der IIF werden in unserem Labor seit Anfang der 90er Jahre
kommerziell erhältliche HEp2-Zellkulturen (uniforme humane Tumorzelllinie eines Kehlkopfkarzinoms)
verwendet, wodurch die Sensitivität im Vergleich zu den zuvor gebräuchlichen, selbst
hergestellten Rattenlebergefrierschnitten erheblich gesteigert werden konnte. Des
Weiteren kommen Ausstriche von Mikroorganismen, z. B. Crithidia luciliae, einem nicht
humanpathogenem Haemoflagellaten, zur Anwendung. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass
diese Einzeller in den 80er Jahren in unserem Labor selbst gezüchtet wurden.
Immunfluoreszenzoptisch werden vor allem vier Fluoreszenzmuster differenziert: homogen,
gesprenkelt („speckled”; grob-, feingesprenkelt), nukleolär und zentromer, wobei auch
Mischformen auftreten können ([Tab. 3]).
Tab. 3 ANA-IF-Muster auf HEp2-Zellen und Charakteristika
Muster |
Charakteristika |
Homogen |
Kompakte Kernfärbung, auch ringförmige Betonung möglich, mit oder ohne Maskierung
der Nukleolen Antigen: dsDNS, Histone, Nukleosomen |
Speckled |
feine bis grobe granuläre Kernfärbung, ohne Anfärbung der Nukleolen Antigen: Ro, La, Sm, U1-RNP, Scl-70, PM-Scl, PCNA, Jo-1, Mi-2, Ku u. a. |
Nukleolär |
Anfärbung der Nukleoli innerhalb des Kernes, im Allgemeinen weniger als 6 Granula
pro Zelle Antigen: 4 - 6 s RNS, RNS-Polymerase I, Polypeptide in nukleolären Ribonukleinpartikeln,
Fibrillarin u. a. |
Zentromer |
einzelne gesprenkelte nukleäre Fluoreszenzen der Zentromerregion der einzelnen Chromosomen,
in der Mitose typische „Garnrolle” Antigen: chromosomales Kinetochor (Proteine CENP-A/-B/-C) |
Neben der Bestimmung von Fluoreszenzmustern sind zum Nachweis von Auto-Antikörper-Spezifitäten
weitere, spezifischere und sensitive, aber kostenintensivere Techniken erforderlich:
ELISA; Immunodiffusion, RIA, Immuno- oder Westernblot. ELISA-Untersuchungen zeichnen
sich durch gute Automatisierbarkeit, schnelle Durchführbarkeit, hohe Sensitivität,
aber niedrige Nachweisgrenzen aus. So lassen sich z. B. hochaffine ds-DNS-Antikörper
mittels IIF auf Crithidia luciliae nachweisen, während alle Antikörper-Affinitäten,
auch niedrigaffine Antikörper im ELISA erfasst werden. Hier ist die IIF eine hochspezifische
Methode.
Zu den „Kollagenosen im engeren Sinne” werden heute die folgenden systemischen Autoimmunerkrankungen
zusammengefasst:
-
Systemischer Lupus erythematodes
-
Mixed connective tissue disease (Sharp-Syndrom) und andere serologisch definierte
Overlap-Syndrome
-
Sjögren-Syndrom
-
Polymyositis und Dermatomyositis
-
Progressive systemische Sklerodermie
-
Antiphospholipidsyndrom
Systemischer Lupus erythematodes
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist gekennzeichnet durch typischerweise hochtitrige ANA der IgG-Klasse. Beim SLE
können Auto-Antikörper in einer großen Vielzahl und Variationsbreite auftreten. Immunfluoreszenzoptisch
werden überwiegend folgende Kernfluoreszenzmuster gefunden: homogen, ringförmig und
gesprenkelt. Die Muster homogen und gesprenkelt können auch Kombinationen spezifischer
Auto-Antikörper beinhalten. Ein gleichmäßiges homogenes Fluoreszenzmuster spricht
für das Vorhandensein von ds-DNS- und/oder Histon-Antikörper, wobei erstere eine besondere
diagnostische Spezifität für den SLE haben und Hinweis auf einen multisystemischen
Befall sind [5] ([Tab. 4]). Zunehmende Bedeutung in der Diagnostik des SLE haben Nukleosomen-Antikörper. Nukleosomen
besitzen Epitope, die Antikörper gegen Histone und gegen ds-DNS binden können sowie
Antikörper, die gegen Strukturen gerichtet sind, die durch Histon-DNS-Interaktionen
entstehen, so genannte nukleosomenspezifische Antikörper. Nukleosomen-Antikörper sollen
früher nachweisbar werden als Antikörper gegen ds-DNS, treten jedoch auch bei fehlenden
DNS-Antikörpern auf, so dass durch die zusätzliche Untersuchung dieser Antikörper
die serologische Diagnostik bei SLE gesteigert werden kann.
Tab. 4 Zuordnung der IIF-Muster zu den Auto-Antikörper-Spezifitäten und entsprechende klinische
Bedeutung bei SLE
Fluoreszenzmuster |
Zuordnung der Auto-Antikörper -Spezifitäten |
Klinische Relevanz |
homogen |
dsDNS-Antikörper/Nukleosomen-Antikörper |
hochspezifisch, Prävalenz 70 - 90 %, Multiorganbefall, Nierenbeteiligung |
|
Histon-Antikörper |
Arzneiinduktion |
feingesprenkelt |
SS-A-Antikörper (Ro- Antikörper) |
35 - 50 % bei SLE Photosensitivität 60 - 70 % bei SCLE Neonataler SLE mit AV-Block |
|
SS-B- Antikörper (La- Antikörper) |
10 - 20 %. In Kombination mit SS-A Sekundäres Sjögren-Syndrom |
grobgesprenkelt |
U1-RNP-Antikörper Sm-Antikörper |
30 - 40 % bei SLE 5 - 20 %, SLE-spezifisch, Multiorganbefall |
pleomorph gesprenkelt |
PCNA-Antikörper |
3 % bei SLE |
Neben ANA finden sich bei SLE-Patienten in geringer Häufigkeit Antikörper gegen zytoplasmatische
Antigene, z. B. Phospholipide, deren Differenzierung durch die IIF nicht gelingt.
Antiphospholipid-Antikörper werden mittels ELISA bestimmt und zu 20 - 50 % beim SLE
gefunden [6]. Weiterhin haben antiribosomale Antikörper eine Bedeutung für eine neurologische
oder psychotische Symptomatik.
Die Methodik der DIF ist bei den kutanen und systemischen Formen des LE von diagnostischer
Bedeutung. Charakteristisch sind bandförmige oder homogen-grobschollige Ablagerungen
von Ig, insbesondere IgG und C3 an der dermoepidermalen Junktionszone in der erkrankten
Haut von Patienten mit SLE, CDLE und SCLE bzw. in der gesunden Haut (lichtgeschütztes
Areal: Unter-, Oberarminnenseite) von SLE-Patienten. Die diagnostische Wertigkeit
bandförmiger Ig-Ablagerungen in erkrankter Haut ([Abb. 3]) ist beim LE nur in Kombination mit der konventionellen Histologie gegeben. Feingranuläre
oder lineäre alleinige IgM- und C3-Ablagerungen werden unspezifisch auch bei anderen
entzündlichen Dermatosen oder in gefäßreicher Haut gefunden [7].
Abb. 3 Bandförmige IgG-Ablagerungen an der Basalmembranzone bei chronisch-diskoidem Lupus
erythematodes.
Der Lupusbandtest aus klinisch gesunder Haut, speziell unbelichteter Haut aufgrund
höherer Spezifität, hat besondere diagnostische Bedeutung bezüglich einer Korrelation
mit dem Auftreten von ds-DNS-Antikörpern und somit einer schlechteren Prognose.
Overlap-Syndrome
Bei mixed connective tissue disease (MCTD; Sharp-Syndrom) und anderen serologisch definierten
Overlap-Syndromen handelt es sich um Kollagenosen, die klinisch überlappende Symptome mit dem SLE,
der progressiv-systemischen Sklerodermie (PSS), der Dermatomyositis (DM)/Polymyositis
(PM), der rheumatoiden Arthritis (RA) oder dem Sjögren-Syndrom (SS) aufweisen. Die
Symptomatik kann sich im Verlauf so wandeln, dass eine Zuordnung zu mehreren definierten
Kollagenosen möglich ist, andererseits geht ein Teil der Overlap-Syndrome im Verlauf
in gut definierte Kollagenosen über.
Bei der MCTD mit Mischung von Symptomen der PSS, des SLE, der PM und der RA herrscht am meisten
diagnostische Unsicherheit. Obligat werden hohe ANA-Titer mit der Spezifität anti-U1RNP
gefunden [4]
[6]. Die DIF aus klinisch gesunder Haut zeigt in 80 % in den Epidermiskernen ein gesprenkeltes
Fluoreszenzmuster [8].
Das Jo-1-Syndrom ist klinisch durch eine PM in Verbindung mit fibrosierender Alveolitis
und Polyarthritis und serologisch durch Jo-1-Antikörper (Antihistidyl-tRNS-Synthetase)
gekennzeichnet.
Der Nachweis von PM-Scl-Antikörpern zeigt klinisch oft eine Überlappung einer DM und
PSS.
Das SS-LE-Overlap-Syndrom zeigt klinisch zusätzlich häufig Zeichen einer Vaskulitis
mit palpabler Purpura oder Urticae und Sweet-Syndrom-artigen Infiltraten sowie immunserologisch
SS-A- und SS-B-Antikörper [9].
Sjögren-Syndrom
Die Diagnostik des Sjögren-Syndroms bezieht sich zum einen auf die klinische Trias Arthritis, Xerostomie und Xerophthalmie
und zum anderen auf den immunserologischen Nachweis von SS-A- und SS-B-Antikörper
bei ca. 45 - 90 % der Fälle [10].
Polymyositis und Dermatomyositis
Polymyositis und Dermatomyositis gehören zur Gruppe entzündlich erworbener akuter oder subakuter Muskelerkrankungen
unklarer Ätiologie. Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes mit charakteristischen
Hautveränderungen und/oder proximaler Muskelschwäche, Muskelatrophie in Verbindung
mit typischen elektromyografischen und muskelbioptischen Veränderungen sowie Anstieg
skelettmuskeltypischer Enzyme (CK, Aldolase, LDH, SGOT, SGPT) im Serum gestellt. Dem
Nachweis von Auto-Antikörpern bei der DM kommt in der Diagnostik nur eine geringe
Bedeutung zu, eine Ausnahme bilden die myositisspezifischen Jo-1-AK, die mittels ELISA
nachgewiesen werden [11]. Es handelt sich um Antikörper gegen Histidyl-tRNS-Synthetase (Jo-1-Antigen) aus
der Gruppe der Aminoacyl-tRNS-Synthetasen, welche bei etwa 15 - 20 % (- 30 %) aller
Myositispatienten vorkommen [12]. Häufig (> 70 %) werden Antikörper gegen Jo-1 im Rahmen von Overlap-Syndromen (Polymyositis
mit Sklerodermie) gefunden, meist mit Zeichen einer fibrosierenden Alveolitis oder
Lungenfibrose sowie Polyarthritis [6].
Anti-Mi-2 (Antinukleoprotein-Antikörper) ist hochspezifisch für die DM im Erwachsenenalter,
jedoch nur bei 10 - 30 % der Erkrankungsfälle positiv, auch bei juvenilen und tumorassoziierten
Formen [6].
Weitere Antikörper, jedoch nicht myositistypische, die als Marker für Overlap-Syndrome
mit Zeichen einer Sklerodermie gelten, sind PM-Scl-Antikörper (PM/SSc-Overlap-Syndrom)
und Ku-Antikörper (PM/SSc- oder PM/SLE-Overlap-Syndrome). Der Nachweis gelingt mittels
Immunodiffusion, Immunoblot oder ELISA.
Progressive systemische Sklerodermie
Erhöhte ANA-Titer finden sich bei über 90 % der Patienten, wobei Titerhöhe oder Titerverlauf
keine Aussage zur Krankheitsaktivität erlauben [6]. Der nukleoläre Fluoreszenztyp, vor allem in hohen Titern, spricht für das Vorliegen
einer PSS. Scl-70-Antikörper (Antikörper gegen Topoisomerase I) gelten als Marker
der systemischen Sklerodermie. In der IIF auf HEp2-Zellen zeigen sie ein charakteristisches
Fluoreszenzmuster: feingesprenkelte Nukleoplasma- und homogene nukleoläre Fluoreszenz.
Antikörper gegen Zentromere (CEN-Antikörper), die Marker des CREST-Syndroms (Prävalenz
80 %), haben ebenfalls ein charakteristisches IF-Muster: grobgesprenkelt nukleär in
Mitosezellen, [Abb. 4]). Bei systemischer Sklerodermie können sie zu 20 - 40 % nachgewiesen werden und
signalisieren eine limitierte Verlaufsform. Der gezielte Nachweis der ANA-Spezifitäten
bei positiver IIF erfolgt mittels ELISA.
Abb. 4 Indirekte Immunfluoreszenz (IIF) auf HEp2-Zellen: charakteristisches Muster für Zentromer-Antikörper.
Im Rahmen einer systematischen Untersuchung an Patienten mit systemischen und kutanen
Sklerodermieformen konnten wir eine koinzidente primär biliäre Zirrhose (PBC) mit
einer Häufigkeit von 12,2 % nachweisen [13]. Aus diesem Grunde werden unsere Sklerodermiepatienten routinemäßig auf das Vorliegen
von AMA und speziell anti-M2-Antikörpern, die einen prädiktiven Wert für die PBC besitzen,
untersucht.
Antiphospholipidsyndrom
Klinisch handelt es sich um einen Symptomenkomplex von rezidivierenden Thrombosen,
Spontanaborten, Thrombozytopenie, neurologischen Symptomen und Livedo racemosa sowie
variablen Hauterscheinungen in Form von hämorrhagische Nekrosen, Vaskulitis, Purpura,
Thrombophlebitiden u. a.. Serologisch hinweisend sind bei entsprechender Klinik Cardiolipin-Antikörper
sowie beta2-Glykoprotein-Antikörper, welche mittels ELISA bestimmt werden.
Systemische Vaskulitiden
Auch in der Diagnostik der systemischen Vaskulitiden der kleinen Gefäße ist die immunologische Diagnostik unverzichtbar geworden. Hier spielt der Nachweis
von Auto-Antikörpern gegen zytoplasmatische Bestandteile der Neutrophilen (ANCA) eine
entscheidende Rolle.
Die Diagnosestellung der Wegener’schen Granulomatose erfolgt mittels Histologie sowie dem Nachweis von c-ANCA in der IIF und Anti-Proteinase3-Antikörpern
(Anti-PR3-Antikörpern) mittels ELISA, welche hochspezifisch u. hochsensitiv sind [14].
Bei der mikroskopischen Polyangiitis (mikro-PAN) lassen sich hochtitrige p-ANCA (IIF) vom Myeloperoxidase-(MPO-)Typ (ELISA) nachweisen.
Bei den Systemvaskulitiden mittelgroßer und großer Gefäße spielen ANCA eher keine
Rolle.
Lichen ruber
Abschließend möchten wir auf die Bedeutung der DIF als wichtiges diagnostisches Hilfsmittel
neben der konventionellen Histologie in der Diagnostik des Lichen ruber hinweisen. Hier kann sich die DIF als sehr hilfreich erweisen, gerade wenn die Histologie
nicht eindeutig ist oder zur Abgrenzung von insbesondere blasenbildenden Dermatosen
oder dem LE bei isoliertem Schleimhautbefall. Der Nachweis von fransigen lineären
Fibrinogen-Ablagerungen entlang der Basalmembranzone sowie von Cytoid-Bodies erwies
sich als typischster Befund für die Diagnose Lichen ruber ([Abb. 5]).
Abb. 5 Direkte Immunfluoreszenz (DIF): fasrige Fibrinogen-Niederschläge in der Basalmembranzone
sowie Cytoid-Bodies.