Das atopische Ekzem ist die häufigste chronische Hauterkrankung im Kindesalter. Für
viele Eltern bricht mit der Diagnosestellung „Ihr Kind hat eine Neurodermitis” die
Welt zusammen. Hierfür besteht jedoch in den meisten Fällen überhaupt kein Grund,
da die Erkrankung in über 80 % der Fälle leicht verläuft. Die schweren Erkrankungsfälle
sind die Ausnahme. Somit kommt dem Erstgespräch mit den besorgten Eltern auch die
Bedeutung zu, eine Einschätzung über die Schwere des Ekzems und seiner Prognose zu
geben, wobei für die Einordnung die in [Tab. 1] genannten klinischen Gesichtspunkte herangezogen werden können. Zusätzlich ist der
Nachweis von IgE-Sensibilisierungen ein weiterer ungünstiger Parameter [7].
Tab. 1 Klinische Kriterien zur Beurteilung des Schweregrades des kindlichen atopischen Ekzems
Kriterien für das leichte atopische Ekzem mit günstiger Prognose |
Kriterien für das schwere atopische Ekzem mit schlechter Prognose |
Auftreten nach dem 6. Lebensmonat |
Auftreten bereits in den ersten 3 Lebensmonaten |
nummuläre Variante |
Prurigoform |
lokalisierte Verläufe mit Ausnahme des Gesichts |
disseminierte oder generalisierte Verläufe |
geringe Ekzeminfiltration |
stärkere Ekzeminfiltration |
geringer Juckreiz |
stärkerer Juckreiz |
Stadiengerechte Behandlung und Vermeidung von Provokationsfaktoren bilden die zentralen
Bestandteile des Managements
Die sich am klinischen Bild orientierende Behandlung des Ekzems bzw. der trockenen
Haut gehört zum festen Bestandteil jedes therapeutischen Ansatzes wie auch die konsequente
Aufdeckung und Vermeidung möglicher irritativer oder allergischer Provokationsfaktoren.
Basistherapie
Obwohl bis heute nicht gezeigt werden konnte, dass durch den Einsatz von Basisexterna
das Auftreten eines atopischen Ekzems im Sinne einer Primärprävention verhindert werden
kann [10], ist ihr Stellenwert im Rahmen der Sekundärprävention gut belegt. Dies zeigen auch
die aktuellen Daten der über 2000 Patienten umfassenden ATOPA-Studie. Eine konsequente
Basistherapie, wobei eine Creme mit N-Palmitoylethanolamin (Physiogel® A.I. Creme)
zum Einsatz gelangte, zeigte signifikante Verbesserung hinsichtlich des klinischen
Bildes als auch der subjektiven Parameter Juckreiz und Schlafverlust [2].
Topische antiinflammatorische Behandlung: Steroide und Topische Calcineurin-Inhibitoren
Eine Abheilung der Ekzeme ist häufig auch unter einer konsequenten Basistherapie nicht
möglich, so dass zusätzlich antientzündlich wirksame Substanzen zum Einsatz gelangen
müssen. Neben den topischen Steroiden der 4. Generation, zu denen Hydrocortisonaceponat
(Retef® AP), Hydrocortisonbuteprat (Pandel®), Hydrocortison-17-butyrat (Alfason®,
Laticort®), Methylaceponat (Advantan®), Prednicarbat (Dermatop®, Prednitop®) gehören,
stehen die topisch anwendbaren Makrolaktame Pimecrolimus und Tacrolimus als Steroidalternativen
zur Verfügung, die über Vorteile [14], jedoch auch Nachteile [1] gegenüber den topischen Steroiden verfügen. In der täglichen Praxis ist auch der
gleichzeitige oder alternierende Einsatz der topischen Steroide und der Calcineurin-Inhibitoren
häufig für eine befriedigende Ekzemstabilisierung notwendig.
Leider stehen weitere vergleichbar wirksame Alternativen nicht zur Verfügung. Dies
gilt für Gerbstoff-, Phytopharmaka- oder für Schieferöl-haltige Externa. Neben einer
geringen Wirksamkeit besteht für Bufexamac zusätzlich das Risiko einer Auslösung schwerer,
auch generalisiert verlaufender allergischer Reaktionen. Eine aktuelle Untersuchung
zur Häufigkeit von Typ IV-Sensibilisierungen zeigte keinen Unterschied zwischen Kindern
mit atopischem Ekzem und einer nicht-atopischen Kontrollgruppe mit einer Ausnahme:
bei den Kindern mit atopischem Ekzem bestand eine dreimal häufigere Kontaktsensibilisierung
gegenüber Bufexamac [6].
Gegen Staphylococcus aureus-gerichtete Therapiemaßnahmen
Die Hautflora von Patienten mit atopischem Ekzem unterscheidet sich von der von Patienten
ohne atopisches Ekzem hinsichlich der Kolonisation mit dem grampositiven Bakterium
Staphylococcus aureus. Der Erreger ist in der Lage, Entzündungsreaktionen über Toxine und Superantigene
auszulösen und zu unterhalten [3]. Unlängst konnte auch ein verstärkender Effekt von Superantigenen des Erregers auf
durch Hausstaubmilben-induzierte Patchtestungen gezeigt werden [8].
Die durch den Einsatz von Antiseptika wie z. B. Triclosan reduzierte Besiedelung der
Haut mit S. aureus korreliert mit einer Ekzemverbesserung. Auch der kombinierte Einsatz von Triclosan
und Chlorhexidin in einer kommerziell erhältlichen Zubereitung unter Verwendung von
für den kosmetischen Bereich zugelassenen Konzentration von 0,3 % Triclosan und 0,34
% Chlorhexidin (Lipoderm Lotion®) resultiert in einer Ekzemverbesserung [13].
Neben dem Einsatz von Antiseptika haben sich auch funktionelle Textilien mit antimikrobiellen
Zusätzen in Form von mit einer quarternären Ammoniumverbindung beschichteten Seide
[9] oder einer silberbeschichteten Mikrofaser [5] bewährt.
Hausstaubmilben als wichtiger allergischer Provokationsfakor
Insbesondere bei Auftreten von Ekzemen in frei getragenen Arealen wie Gesicht, Hals
und Dekolleté ist an Hausstaubmilben als Provokationsfaktor zu denken und eine entsprechende
Abklärung sinnvoll. Neben Hausstaubmilben-reduzierenden Maßnahmen wie dem Einsatz
von Hausstaubmilben undurchlässigen aber atmungsaktiven Matratzen-, Bettdecken- und
Kopfkissenüberzügen („Encasings”) kann auch eine spezifische Immuntherapie eine geeignete
Therapiemaßnahme darstellen [11].
Hitliste der irritativen Provokationsfaktoren
Schwitzen, insbesondere bei körperlicher Anstrengung, unsachgemäße Kleidung wie z.
B. Wolle und heißes Wetter sind aufgrund einer aktuellen Untersuchung bei Schulkindern
die wichtigsten Provokationsfaktoren des atopischen Ekzems [12]. Ein 4-wöchiger Aufenthalt in einem milden, UV-reichen Klima führt zu einer deutlichen
Ekzemverbesserung mit einer auch noch nach drei Monaten nach Rückkehr nachweisbaren
Stabilisierung, was eine Untersuchung bei 4- bis 13-jährigen Kindern aus Norwegen
mit Aufenthalt auf Gran Canaria zeigte [4].