Intensivmedizin up2date 2007; 3(4): 281-295
DOI: 10.1055/s-2007-966895
Internistische Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management der kritischen Atemwegsobstruktion

Andreas  Jerrentrup, Claus  Vogelmeier
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Publication Date:
29 October 2007 (online)

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Kernaussagen

Akute Obstruktionen der Atemwege können sehr vielfältige Ursachen haben. Eine schnelle Diagnosestellung und -sicherung der zugrunde liegenden Erkrankung ist entscheidend.

Symptomatik. Leitsymptome können sein: starke Ruhedyspnoe, Tachypnoe (> 25/min), Stridor, Giemen/Brummen oder aufgehobenes Atemgeräusch über der Lunge, Husten, Zyanose, Heiserkeit, Desorientierung Panik und Todesangst.

Diagnostik. Die Symptome Stridor, bzw. einseitig gedämpftes Atemgeräusch oder einseitiges Giemen deuten auf Erkrankungen im Rachen, bzw. der zentralen Atemwege oder auf eine Fremdkörperaspiration hin. Ein beidseitiges Giemen/Brummen bzw. ein aufgehobenes Atemgeräusch kommen dagegen häufiger bei anaphylaktischen Reaktionen, Asthmaanfall, COPD-Exazerbation und (interstitiellem) Lungenödem vor.

An apparativer Diagnostik sind Pulsoxymetrie, Blutdruckmessung, Ruhe-EKG, Blutgasanalyse, Labor und Röntgen-Thorax notwendig.

Therapie. Die Therapie wird bereits nach orientierender Diagnostik begonnen. Generell beginnt die Therapie der obstruktiven Krise mit der Sauerstoffgabe. Bei vermuteter oder nachgewiesener respiratorischer Globalinsuffizienz sollte die Sauerstoffzufuhr vorsichtig so lange gesteigert werden, bis eine Sauerstoffsättigung von 90 % bzw. ein PaO2 von 60 mm Hg erreicht sind, um einen Anstieg des PaCO2 mit CO2-Narkose zu vermeiden.

  • Tritt im Rahmen einer anaphylaktischen Reaktion ein Schock auf, ist eine Adrenalingabe notwendig.

  • Beim Asthmaanfall oder der COPD-Exazerbation gehören inhalative β2-Sympathomimetika, Anticholinergika und Corticosteroide zur Standardtherapie. Eine Theophyllin-Gabe ist obsolet, da Toxizität und Nebenwirkungen zu ausgeprägt sind.

  • Die nicht-invasive Beatmung senkt bei COPD-Exazerbation und kardiogenem Lungenödem die Intubationsrate und die Letalität. Bei diesen Erkrankungen gehört sie zur Standardtherapie und sollte frühzeitig, am besten bei einem pH-Wert zwischen 7,25 und 7,35, beginnen. Nasen-Mund-Masken eignen sich besser als reine Nasenmasken. Zeigt sich nach 30 Minuten unter dieser Therapie keine Verbesserung, sind Fehltriggerungen und Leckagen die häufigsten Ursachen des Therapieversagens.

  • Falls sich ein Asthmaanfall nicht durchbrechen lässt, kann mit Adrenalin-Verneblung, einer Ketaminnarkose oder einer Inhalationsnarkose mit Sevofluran eine Reduktion der Atemwegswiderstände erzielt werden.

Literatur

Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier

Universität Marburg
Klinik für Innere Medizin
Abt. Pneumologie

Baldingerstraße

35043 Marburg

Email: Claus.Vogelmeier@med.uni-marburg.de