Die Lebenspartner von schwer erkrankten Menschen sind psychisch deutlich stärker belastet
als bislang angenommen. Diesen Schluss erlaubt eine aktuelle Studie unter der Leitung
von Prof. Volker Köllner, Blieskastel. Über den Zeitraum von zwei Jahren untersuchte
er 485 Probanden, deren Partner jeweils an Herzrhythmusstörungen litten, bezüglich
ihrer Ängstlichkeit und Depressivität. Jeder Fünfte zeigte pathologische Ängste (20,3 %),
und über ein Drittel der Probanden litt an Symptomen einer Depression (37 %). Zum
Vergleich: Nur 7,5 % der Normalbevölkerung haben pathologische Ängste, 26,1 % sind
depressiv.
Ernsthafte Folgen für sich selbst und den Partner
Ernsthafte Folgen für sich selbst und den Partner
Diese psychische Belastung hat ernsthafte Folgen: Zum einen können die Betroffenen
ihren Partner emotional nicht mehr unterstützen. Gerade bei kardiologischen Erkrankungen
ist die Bedeutung dieses Beistands jedoch gut belegt. Zum anderen gibt es Anhaltspunkte
dafür, dass eine unbefriedigende Partnerschaft den Gesundheitszustand des Patienten
beeinträchtigen kann.
Kaum beachtet wurden bislang die Folgen einer solchen psychischen Belastung für die
Lebenspartner selbst, deren Lebensqualität durch die Ängste um das Überleben ihres
herzkranken Partners und den damit einhergehenden sozialen, familiären und partnerschaftlichen
Problemen stark beeinträchtigt sein kann. "Durch die geringe körperliche Belastbarkeit
des Patienten schränkt auch der Partner häufig seine Aktivitäten ein, was zur Abnahme
der eigenen körperlichen Belastbarkeit und damit der Lebensqualität insgesamt führt",
so Köllner.
Welche Ausprägung die psychische Belastung nach sich zieht, hängt dabei vor allem
vom Geschlecht ab: Partnerinnen leiden verstärkt an Ängstlichkeit und depressiven
Verstimmungen. Männer dagegen sind davon etwas seltener betroffen, erleben dafür ihre
körperliche Lebensqualität im Vergleich zu Frauen als stärker eingeschränkt.
Konsequenzen für die Therapie
Konsequenzen für die Therapie
"Die Partner der Patienten müssen in der kardiologischen Versorgung stärker berücksichtigt
werden", appellierte Köllner. "Wichtig ist hier die Aufklärung über potenzielle Risiken
und die Unterstützungsmöglichkeiten bei Notfällen." Daher sollte auch gezielt nach
dem Befinden der Partnerinnen und Partner gefragt und Hilfe angeboten werden, bevor
eine psychiatrische Erkrankung ausbricht. Helfen kann es auch, wenn beide Lebenspartner
in die Therapie einbezogen sind.
Pressemitteilung "Wenn das Leid des Partners krank macht - Studie zeigt auf: Pathologische
Ängste und Depressionen sind bei Partnern von Herz-Patienten weit verbreitet", herausgegeben
von MediClin, Offenburg