Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(10): 524
DOI: 10.1055/s-2007-970373
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sport und Verdauungssystem - Erwiderung

P. Deibert , D. König
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 July 2007 (online)

Der BMI spiegelt in der Tat nicht die Körperkomposition, die in vielen Fällen wichtig für die Risikoprädestination ist, wieder. Ein muskulöser Sportler kann daher bei gleicher Größe den identischen BMI aufweisen wie ein Adipöser. Man sollte jedoch die Einschränkung zulassen, dass dies vor allem auf Kraft- oder Spielsportarten und wenig auf Ausdauersportarten zutrifft.

Unsere Übersicht bezog sich jedoch nicht nur auf sehr sportliche Personen mit hoher Muskelmasse [1]. Der Body Mass Index wurde im Zusammenhang mit der Refluxkrankheit erwähnt. Der Korrelation eines hohen BMI und der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist an großen Kollektiven der „Normalbevölkerung” gesichert [2], ebenso die Korrelation zum Ösophagus- und Magenkarzinom [3] [4]. Interessanterweise war hier in einer Untersuchung die körperliche Aktivität am höchsten in der Gruppe mit einem BMI zwischen 25,0 - 29,9 [5]. Auch steigt die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms mit dem BMI, und dieser Zusammenhang bleibt auch bestehen, wenn nach Ausmaß der körperlichen Aktivität stratifiziert wird [6].

Frau Kiene weist zu Recht auf die kritische Beurteilung des Zusammenhangs zwischen BMI und Divertikulose bei jungen Männern hin. Explizit haben wir in unserer Arbeit hierauf hingewiesen. Die zitierte prospektive Studie konnte nahezu eine Halbierung des Risikos (RR 0,63) einer symptomatischen Divertikelkrankheit bei bekannter Divertikulose durch intensive körperliche Aktivitäten nachweisen [7]. In der multivariaten Analyse war eine signifikante Risikoreduktion nur für Joggen und Laufen nachweisbar, nicht jedoch für Rückschlagspiele und Radsport. Die sportlich aktiven Studienteilnehmer hatten dabei sowohl eine erhöhte Faserzufuhr als auch einen tendenziell niedrigeren BMI. Ein Zusammenhang zwischen BMI und Divertikulose ist nicht durch große epidemiologische Studien gesichert. Hier sind die wesentlichen Einflussfaktoren sportliche Aktivität, Ernährung und weitere Lebensstilfaktoren, die sich nur unzureichend im BMI widerspiegeln [8] [9] [10]. Allerdings sind Komplikationen nach Divertikulitis häufiger bei hohem BMI [11].

Literatur

  • 1 Deibert P, König D, Allgaier H P, Berg A. Sport und Verdauungssystem.  Dtsch Med Wochenschr. 2007;  132 155-160
  • 2 Hampel H, Abraham N S, El Serag H B. Meta-Analysis: Obesity and the Risk for Gastroesophageal Reflux Disease and Its Complications.  Ann Intern Med. 2005;  143 199-211
  • 3 Lagergren J, Bergstrom R, Nyren O. Association between Body Mass and Adenocarcinoma of the Esophagus and Gastric Cardia.  Ann Intern Med. 1999;  130 883-890
  • 4 Chow W H, Blot W J, Vaughan T L, Risch H A, Gammon M D, Stanford J L. et al . Body mass index and risk of adenocarcinomas of the esophagus and gastric cardia.  Journal of the National Cancer Institute. 1998;  90 150-155
  • 5 Vigen C, Bernstein L, Wu A H. Occupational physical activity and risk of adenocarcinomas of the esophagus and stomach.  Int J Cancer. 2006;  118 1004-1009
  • 6 Giovannucci E, Ascherio A, Rimm E B, Colditz G A, Stampfer M J, Willett W C. Physical activity, obesity, and risk for colon cancer and adenoma in men.  Ann Intern Med. 1995;  122 327-334
  • 7 Aldoori W H, Giovannucci E L, Rimm E B, Ascherio A, Stampfer M J, Colditz G A. et al . Prospective study of physical activity and the risk of symptomatic diverticular disease in men.  Gut. 1995;  36 276-282
  • 8 Painter N S, Burkitt D P. Diverticular disease of the colon: a deficiency disease of western civilization.  BMJ. 1971;  2 450-454
  • 9 Gear J SS, Furdson P, Nolan D J. et al . Symptomless diverticular disease and intake of dietary fibre.  Lancet. 1979;  1 511-514
  • 10 Hjern F, Johansson C, Mellgren A, Baxter N N, Hjern A. Diverticular disease and migration - the influence of acculturation to a Western lifestyle on diverticular disease.  Aliment Pharmacol Ther. 2006;  23 797-805
  • 11 Dobbins C, Defontgalland D, Duthie G, Wattchow D A. The relationship of obesity to the complications of diverticular disease.  Colorectal Dis. 2006;  8 37-40

Dr. med. Peter Deibert
Priv.-Doz. Dr. med. Daniel König

Medizinische Universitätsklinik, Rehabilitative und Präventive Sportmedizin

Hugstetter Straße 55

79106 Freiburg

    >