Die diesjährige Tagung "Interdisziplinäre Herztagung III" wurde durch ein sehr trauriges
Ereignis überschattet: Mein Co-Organisator der Tagung und Freund Univ. Doz. Dr. Michael
Stiskal ist nur wenige Wochen vor der Tagung bei einem schrecklichen Verkehrsunfall
tödlich verunglückt. Er hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke in der österreichischen
radiologischen Gesellschaft. Wir verlieren mit ihm einen enthusiastischen Anwender
und Verfechter der kardialen Bildgebung, einen sehr dynamischen Radiologen und guten
Freund. Wir werden uns stets mit hohem Respekt und bester Gesinnung seiner erinnern.
In Sinne von Doz. Stiskal wurde die Tagung dennoch wie geplant am 13./14. Oktober
im EVN Forum in Maria Enzersdorf bei Wien abgehalten. Knapp 180 Teilnehmer unterschiedlicher
Fachgruppen mit einer geringen Dominanz an Radiologen und Radiotechnologen erlebten
einen dynamischen, interdisziplinären Wissensaustausch zwischen Kardiologen, Radiologen
und Herzchirurgen. Diesmal neu integriert waren auch Nuklearmediziner, zwar noch in
der Minorität vertreten, aber erstmals als Partner der nichtinvasiven Herzdiagnostik
aktiv anwesend.
Jahrestagung Interdisziplinäre Herzdiagnostik III
Aus radiologischer Sicht können dem Meeting drei wesentliche Punkte entnommen werden.
Die Radiologie wird als Partner in der nichtinvasiven Herzdiagnostik zunehmend akzeptiert.
Dies liegt einerseits an der enormen Technologieentwicklung der letzten Jahre, aber
auch am steigenden Interesse und Wissensstand der Radiologen selbst. Zweitens haben
Herzchirurgen andere Anforderungen an die Radiologie als Kardiologen. Die Kommunikation
der Herzchirurgen mit Radiologen scheint von Anfang an sehr gut zu funktionieren.
Die nichtinvasive Herzdiagnostik wird von der Herzchirurgie als wichtiges präoperatives
Tool bei einer Reihe von Herzerkrankungen angesehen, insbesondere in der Bypassdiagnostik,
beim dissezierenden Aortenaneurysma und in der Notfalldiagnostik. Auch bei der präoperativen
Abklärung einer Aortenklappenstenose scheint das CT an Bedeutung zu gewinnen. Drittens
gibt es zwischen invasiven und konservativen Kardiologen unterschiedliche Ansichten
bezüglich Abklärung und Behandlung der koronaren Herzkrankheit. Wird den invasiven
Kardiologen ein "okulostenostischer Blick" von den konservativen Kardiologen unterstellt,
so wird umgekehrt das "Konservieren von Patienten" den konservativen Kardiologen nachgesagt,
bis keine interventionelle oder chirurgische Therapie ein befriedigendes Ergebnis
anbieten kann.
Natürlich stehen wir als Radiologen hier zwischen den Fronten und müssen mit guter
Bild- und Befundqualität allen unseren Zuweisern gerecht werden. Jedenfalls kann die
lebhafte Diskussion nur fruchtbar für unsere Patienten sein.
Die Tagung war durch eine sehr gute Industrieausstellung begleitet.
Bei der am Freitag Abend abgehaltenen Task Force Sitzung wurde ein von Kardiologen
sehr ausführlich und fundiert ausgearbeitetes Paper zu den Indikationen des Herz-CT
lebhaft emotional, aber auch fachlich kompetent diskutiert. Bis zur nächsten Sitzung
im Jänner 2007 sollen die streitbaren Punkte des Manuskripts aufgezeigt und besprochen
werden, sodass im nächsten Jahr eine Empfehlung zu den Herz-CT-Indikationen erscheinen
kann. Die Ausbildungskriterien zur Anwendung des Herz-CT und Herz-MRT soll an die
Guidelines des American College of Radiology angepasst werden, um österreichischen
Radiologen Richtlinien zur Herzausbildung geben zu können.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen herzlichst bedanken, die mitgeholfen haben,
die Tagung erfolgreich werden zu lassen. Zuletzt bleibt mir noch die Ankündigung nach
Beschluss in der Task Force Sitzung, dass die "Interdisziplinäre Herzdiagnostik IV"
im Oktober 2007 in Salzburg stattfinden wird.
Univ. Doz. Dr. Klaus Hergan
Leiter AG cardiale Bildgebung der ÖRG