Pneumologie 2007; 61(3): 142
DOI: 10.1055/s-2007-973910
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COPD - Integrierte Betreuung schützt vor wiederkehrenden Krankenhausaufenthalten

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Publikationsdatum:
20. März 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die stationären Krankenhausaufenthalte bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) haben eine gewaltige Auswirkung auf den Krankheitsverlauf und seine Kosten. In der vorgelegten Studie postulieren E. Casas und Mitarbeiter, dass ein einfaches, gut standardisiertes und wenig aufwendiges integriertes Betreuungsprogramm COPD-Patienten vor wiederkehrenden Krankenhausaufenthalten schützen kann. Eur Respir J 2006; 28: 123-130

In der Studie wurden 155 exazerbierte COPD-Patienten bei Entlassung nach stationärem Aufenthalt randomisiert entweder auf das integrierte Betreuungsprogramm (n = 65, Alter: 70 ± 9 Jahre, FEV1 1,1 ± 0,5 L) oder eine übliche Nachsorge (n = 90, Alter: 72 ± 9 Jahre, FEV1 1,1 ± 0,05 L) aufgeteilt. Das integrierte Betreuungsprogramm bestand aus einem individuell ausgerichteten Behandlungsplan, der gemeinsam vom entlassenden Krankenhausteam sowie den ambulant weiterversorgenden Kollegen erstellt wurde. Außerdem erhielten die Patienten Zugang zu einem webbasierten Call-Center eines spezialisierten Krankenpflegeteams. Nach einem Beobachtungszeitraum von 12 Monaten zeigte sich bei den Patienten mit integriertem Betreuungsprogramm im Vergleich zur normalen Nachsorge eine signifikant geringere Hospitalisationsrate (1,5 ± 2,6 vs. 2,1 ± 3,1) und ein höherer Anteil von Patienten ohne stationäre Wiederaufnahme (49 vs. 31%). Ein Unterschied hinsichtlich der Mortalität konnte in diesem Zeitraum nicht gefunden werden.

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Bewertung

Die vorgelegte Studie wird auch in einem zugehörigen Editorial von T.A.R. Seemungal und J.A. Wedzicha kommentiert. Sie zeigt, dass ein wie hier vorgestelltes integriertes Betreuungsprogramm sehr gute Möglichkeiten bietet, rezidivierende Krankenhausaufenthalte zu verringern und die Kosten von chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise bei der COPD, zu senken. Besonders interessant und positiv zu bewerten ist in dem hier untersuchten Nachsorgeprogramm die flexible Koordination zwischen den ambulanten und stationären Versorgern, sowie der Unterstützung durch neue Technologien wie dem webbasierten Call-Center. Ebenso konnten die Autoren zeigen, dass das vorgestellte Programm in 2 medizinisch unterschiedlich organisierten Ländern wie Belgien und Spanien ähnliche Erfolge erzielte. Aufgrund dieser Ergebnisse ist es also denkbar, länderübergreife Versorgungsprogramme zu etablieren.

Referiert und bewertet von J.H. Storre, Freiburg