Quelle: Wiysonge C, Bradley H, Mayosi B et al. Beta-blockers for hypertension. Cochrane Database
Syst Rev 2007; (1): CD002003
Thema: Welches Medikament bzw. welche Substanzgruppe sollte man nach aktueller Datenlage
zur Einleitung der antihypertensiven Therapie bevorzugen? Ein Diuretikum, einen Kalziumantagonisten,
einen ACE-Hemmer, einen Angiotensinrezeptorblocker - oder etwa einen Betablocker?
Fragt man das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG,
ist die Antwort klar: ein Diuretikum (und das nicht nur für den Einstieg in die antihypertensive
Behandlung).
Projekt: Zwei erst kürzlich publizierte systematische Analysen schreiben Betablockern eine
geringere Potenz zu, im Rahmen einer antihypertensiven Erstlinientherapie Schlaganfällen,
Herzinfarkten oder Todesfällen vorzubeugen als allen anderen antihypertensiven Substanzgruppen.
Dies nahmen Dr. Charles S. Wiysonge, Yaoundé (Kamerun), und seine Co-Autoren zum Anlass,
13 Betablockerstudien mit insgesamt 91561 Patienten erneut unter die Lupe zu nehmen.
Dabei waren die Betablocker entweder gegen Placebo, Diuretika, Kalziumantagonisten
oder Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) getestet worden.
Ergebnis: Keinen Unterschied im Bezug auf das Mortalitätsrisiko fanden die Autoren im Vergleich
von Betablockern mit Diuretika und RAS-Inhibitoren. Im Vergleich mit Kalziumantagonisten
jedoch ermittelten die Autoren ein um 0,5 % höheres absolutes Gesamtmortalitätsrisiko
unter der Betablockertherapie ("number needed to harm", NNH = 200), das absolute kardiovaskuläre
Risiko stieg sogar um 1,3 % (NNH = 80).
Zurückzuführen war dies auf eine erhöhte Schlaganfallinzidenz, während sich die Zahl
der kardiovaskulären Ereignisse zwischen diesen beiden Medikationen nicht signifikant
unterschied. Bezogen auf neu auftretende Schlaganfälle schnitten die Betablocker auch
im Vergleich zu RAS-Inhibitoren schlechter ab: Das absolute Risiko der Patienten stieg
unter der Betablockertherapie um 1,5 % (NNH = 65).
Auffällig war außerdem, dass Patienten, die Betablocker einnahmen, häufiger an unerwünschten
Nebenwirkungen litten als andere Patienten und auch eher dazu neigten, die Therapie
abzubrechen.
Fazit: Legt man diese Daten zugrunde, sollte bei der Therapie eines neu diagnostizierten
Hypertonikers nicht der erste Griff zu einem Betablocker gehen. Da jedoch die meisten
Daten mit Atenolol als Vergleichssubstanz erhoben wurden - andere Betablocker waren
in den analysierten Studien eher selten als Vergleichssubstanz eingesetzt worden -,
besteht natürlich die Möglichkeit, dass andere Betablocker das Ergebnis anders beeinflusst
hätten.
Schlüsselwörter: antihypertensive Therapie - Betablocker - ACE-Hemmer - Angiotensinrezeptorblocker
- Kalziumantagonisten