Ob das Onkogen c-erbB-2, ebenfalls bekannt unter dem Namen HER2/neu, auch beim kleinzelligen
Bronchialkarzinom (SCLC) von prognostischer Bedeutung ist, wurde nun in einer türkischen
Studie untersucht. Lung 2006; 184: 267-272
In der retrospektiven Untersuchung von O. Canoz et al. wurden Lungengewebeproben von
67 Patienten, bei denen zwischen 1998 und 2004 ein SCLC diagnostiziert worden war,
immunohistochemisch auf c-erbB-2 untersucht. Verwendet wurde dazu ein polyklonaler
Antikörpertest. Die Patienten waren bei der Diagnose im Mittel 57 Jahre alt und wurden
mit Zytostatika behandelt. 28 Patienten (42%) hatten laut Staging eine limitierte
und 39 Patienten (58%) eine ausgedehnte Erkrankung.
Wie die Wissenschaftler von der Universitätsklinik in Kayseri berichten, wurde mit
dem Antikörpertest bei 12 Patienten (18%) eine Überexpression von c-erbB-2 im Lungengewebe
nachgewiesen. 9 dieser Patienten hatten eine ausgedehnte Erkrankung. Im Durchschnitt
betrug die Gesamtüberlebenszeit von Patienten mit c-erbB-2-positiven Zellen nur
8 Monate im Vergleich zu 11 Monaten bei Patienten ohne c-erbB-2-Überexpression. Die
Ein-Jahres-Überlebensraten betrugen bei c-erbB-2-positiven Patienten nur 17%; keiner
dieser Patienten war nach 2 Jahren noch am Leben. Von den c-erbB-2-negativen Patienten
waren indes nach 1 Jahr noch 49% und nach 2 Jahren 23% am Leben. Auf die Chemotherapie
- mit den Zytostatika Cyclophosphamid, Epirubicin, Vincristin, Cisplatin und Etoposid
- sprachen 33% der c-erbB-2-positiven Patienten und 48% der übrigen Patienten an.
Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC). Das Onkogen c-erbB-2 könnte bei Patienten
mit SCLC ein potenzielles Ziel für eine spezifische Immuntherapie sein (Bild: Innere
Medizin, Thieme 1999).
Fazit
Eine Überexpression des Onkogens c-erbB-2 beim SCLC ist mit einer schlechten Prognose
assoziiert. Nach Meinung der Autoren könnte das Onkogen c-erbB2 künftig nicht nur
bei Brustkrebspatientinnen sondern auch bei Patienten mit SCLC ein potenzielles Ziel
für eine spezifische Immuntherapie sein. Für den Nachweis einer c-erbB-2-Überexpression
empfehlen sie zusätzlich zu immunhistochemischen auch molekulare Methoden.
Roland Fath, Frankfurt/Main