Pneumologie 2007; 61(5): 278
DOI: 10.1055/s-2007-980281
Pneumo-Fokus

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Schlafapnoe - Fahrtüchtigkeit deutlich eingeschränkt

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Publication Date:
24 May 2007 (online)

 
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Erhöhte Tagesmüdigkeit wird als der Hauptgrund für die erhöhte Unfallgefahr im Straßenverkehr bei Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) angesehen. Bisherige Studien haben die Fahrtüchtigkeit der OSAS-Patienten an Fahrsimulatoren getestet, Studien in natürlicher Verkehrsumgebung lagen jedoch bisher nicht vor. In der Studie von Mazza et al. wurde die Fahrtüchtigkeit dieser Patientengruppe auf einer Verkehrssicherheitsstrecke getestet und mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Eur Respir J 2006; 28: 1020-1028

Diese Ergebnisse wurden zusätzlich mit im Labor durchgeführten Vigilanz- und Aufmerksamkeitstests verglichen. Gemessen wurden die Reaktionszeit, der Bremsweg und die Anzahl der Kollisionen beim Autofahren. Im Labor wurden die Fähigkeit wach zu bleiben untersucht sowie das Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit, ebenso wie die selektive und geteilte Aufmerksamkeit. Bei den OSAS-Patienten zeigte sich eine deutlich langsamere Reaktionszeit (p < 0,001), die, verglichen mit gesunden Probanden, zu längeren Bremswegen (ca. 9 m bei 40 km/h, p = 0,001) sowie tendenziell mehr Unfällen führten. Es zeigte sich bei den OSAS- Patienten jedoch keine vermehrte objektive Schläfrigkeit oder Defizite hinsichtlich der selektiven Aufmerksamkeit sowie dem Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit. Allerdings zeigte sich ein Defizit in der geteilten Aufmerksamkeit, die mittels Fahrsimulator untersucht wurde. Zusammenfassend zeigt sich, dass Patienten mit OSAS eine deutlich eingeschränkte Fahrleistung besitzen, welche in den theoretischen Labortests jedoch nicht eindeutig abgebildet werden konnten. Nach Durchführung einer CPAP-Therapie zeigten die OSAS-Patienten verglichen mit der gesunden Kontrollgruppe keine Unterschiede mehr im Fahrverhalten.

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Bewertung

Die Studie von Mazza et al. konnte zeigen, dass trotz weitestgehend unauffälligen theoretischen Tests im Labor die Fahrtüchtigkeit von Patienten mit OSAS deutlich eingeschränkt ist. Es zeigten sich jedoch ähnliche Ergebnisse beim Fahrsimulator (Test der geteilten Aufmerksamkeit) verglichen mit dem realen Autofahren auf der Teststrecke, welches für die klinische Routinetestung von Bedeutung ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch eindrücklich, dass einige standardisierte Tests nicht in der Lage waren, die erhöhte Gefährdung für den Straßenverkehr durch einen nicht erholsamen Schlaf bei Patienten mit OSAS zu dokumentieren. Umso wichtiger ist bei diesen Patienten eine adäquate Therapie der nächtlichen Atemstörungen, um die vermutlich immer noch unterschätzte Gefahr dieser Erkrankung für das öffentliche Leben zu reduzieren.

Referiert und bewertet von J. H. Storre, Freiburg