Die klinische Forschung in der Pädiatrischen Onkologie hat mittels der konsekutiven
Therapieoptimierungsstudien [2], die überwiegend von der Deutschen Krebshilfe e. V. und zunehmend von der Deutschen
Kinderkrebsstiftung e. V. gefördert werden, zu einem langfristigen Überleben von nahezu
80% der an Krebs erkrankten Kinder geführt [4]. Aber immer noch sterben zu viele Kinder an Krebs, und die Behandlung hat viele
Nebenwirkungen und Folgen. Das erfordert weiterhin höchste Anstrengungen und intensivste
Forschung für neue kurative Maßnahmen. Auch kann ein nicht unerheblicher Anteil der
Patienten wahrscheinlich mit weniger Therapie gesund werden, als zurzeit verabreicht
wird. Hier besteht also ein erheblicher Forschungsbedarf für eine risikoadaptierte
Therapie [3].
Die XX. Jahrestagung der Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung, deren Abstracts
regelmäßig in der Klinischen Pädiatrie veröffentlicht werden (siehe S. 181-198), ist
ein geeigneter Anlass, auf die Wichtigkeit der Forschungsförderung hinzuweisen und
gleichzeitig für die gewährte Unterstützung zu danken.
Jedes Jahr wird durch die Kind-Philipp-Stiftung vor allem den jungen Forschern in
der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie in Wilsede ein Forum geboten, auf dem
die Ergebnisse ihrer experimentellen Forschung vorgestellt und unter erfahrener Leitung
diskutiert werden können. Der Vergleich der jetzigen Abstracts mit denen der beiden
vorhergehenden Tagungen [5]
[6] lässt die innovativen Forschungsansätze genauso wie die kontinuierliche Ausweitung
der bearbeiteten Fragestellungen erkennen. Gleichzeitig wird die vielfältige Forschungsunterstützung
erkennbar, die die verschiedenen Arbeitsgruppen durch gemeinnützige Forschungsförderer,
z. B. die Deutsche Krebshilfe e. V., die Kinderkrebsstiftung e. V., die Deutsche Leukämie-Forschungshilfe
e. V., die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung u. a. oder lokal tätige Elterninitiativen
erfahren.
Die zweite Ebene in der überregionalen Forschungsförderung durch die Kind-Philipp-Stiftung
stellen die in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Expertentagungen auf der Reisensburg
dar. Zu einem Schwerpunktthema der translationalen Forschung werden international
führende Wissenschaftler eingeladen, um durch einen Wissens- und Informationsaustausch
mit den jeweiligen Experten der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie
deren Aktivitäten voranzubringen; das zurückliegende Symposium hatte als facettenreiches
Thema die Immuntherapie onkologischer Erkrankungen zum Inhalt [7].
Mit dem Kind-Philipp-Preis werden dann - gleichsam als dritte Ebene der überregionalen
Forschungsförderung - umfassende Forschungsergebnisse ausgezeichnet, die die Kenntnisse
zur Pathogenese onkologischer bzw. hämatologischer Krankheitsbilder erweitern und
damit grundlegende Erkenntnisse für eine vertiefende Diagnostik oder verbesserte Therapie
vermitteln [8]. Beispielsweise ist durch einen der beiden letztjährigen Preisträger mit der Entdeckung
von KRAS-Mutationen bei Kindern mit Noonan-Syndrom nicht nur die Diagnostik dieser
angeborenen Erkrankung verbessert, sondern auch das Verständnis über die Entstehung
von Herzfehlern allgemein und speziell bei Leukämien erweitert worden. Der andere
Preisträger hat mit seinen molekularbiologischen Untersuchungen in grundlegender Weise
die Kenntnis zur Differenzierung von Neuroblastomen mit günstiger und ungünstiger
Prognose durch die systematische Evaluation von 40 verschiedenen Genen vertieft. Auch
wenn diese Forschungen nur im Rahmen von interdisziplinär arbeitenden Forschergruppen
generiert worden sind, kommt dem Engagement des Einzelnen maßgebliche Bedeutung zu,
um herausragende Erfolge zu erzielen.
Die Kind-Philipp-Stiftung, die von einer betroffenen Familie ins Leben gerufen wurde,
fördert so den Wissenstransfer in hervorragender und konstanter Weise. Hierfür gehürt
der Familie unser aller Anerkennung und Dank. Der gleiche Dank gebührt aber auch den
gemeinnützigen Institutionen, die überregional und regional arbeitenden Elterninitiativen
und Privatpersonen verdient, die seit vielen Jahren in selbstloser Weise die Pädiatrische
Onkologie und Hämatologie in ihren Forschungen und Behandlungsverfahren unterstützen,
sowie die vielen unbekannten Spender.
Das vorliegende Schwerpunktheft ist mit seinen Originalbeiträgen im Wesentlichen der
Verbesserung der Lebensqualität und ihrer Messung bei krebskranken Kindern und Jugendlichen
gewidmet. Speziell die Berichterstattung der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Radioonkologie
(APRO) (siehe S. 166-172) und das GPOH-Positionspapier zur Langzeitnachsorge und Spätfolgenerhebung
(siehe S. 173-178) sowie das Qualitätshaus als Instrument zur Leistungsverbesserung
von Studienzentralen [1] vermitteln den hohen Standard, der innerhalb der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie
inzwischen besteht.
Die bisher erreichten Verbesserungen mit einem Langzeitüberleben von fast 80%[4] rechtfertigen die vielfältigen Förderungen in nachhaltiger Weise. Das Erlangen einer
der allgemeinen Bevölkerung entsprechenden Lebenserwartung bei vollständiger psychosozialer
und beruflicher Integration möglichst aller krebskranken Kinder und Jugendlichen ist
und bleibt das erklärte Ziel der interdisziplinär tätigen Behandelnden wie auch der
großherzigen Förderer und Spender.
Prof. Dr. H. Jürgens
GPOH-Vorsitzender 1996-2006
Prof. Dr. T. Klingebiel
GPOH-Vorsitzender seit 2006
Prof. Dr. U. Göbel
Bandredakteur
Prof. Dr. R.-D. Kortmann
Bandredakteur