Zusammenfassung
Neurochirurgische Eingriffe und neuroradiologische Diagnostik und Interventionen bei
Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern stellen aufgrund Ihrer Komplexität häufig
eine anästhesiologische Herausforderung dar. Das anästhesiologische Management erfordert
nicht nur fundierte Kenntnisse in der Kinderanästhesie, sondern auch genaue Kenntnisse
der Neuropathophysiologie. Im Folgenden werden die perioperativen anästhesiologischen
Besonderheiten detailliert aufgezeigt, insbesondere das Atemwegsmanagement, Lagerungstechniken,
Flüssigkeitstherapie und intraoperatives Monitoring.
Summary
Due to the complexity of neurosurgical and neuroradiologic interventions and diagnostic
procedures in pediatric patients the anesthesiologist is particularly challenged.
Anesthesiological management in neuropediatric interventions necessitates both profound
knowledge of pediatric anesthesia and thorough understanding of neurological pathophysiology.
This review describes in detail neuropediatric anesthesiology with an emphasis on
airway management, intraoperative positioning, volume therapy and intraoperative monitoring.
Schlüsselwörter:
Kinderanästhesie - Neuroanästhesie - Volumentherapie - Lagerungsschäden - Atemwegssicherung
Key words:
pediatrics - anesthesia - neuroanesthesia - volume therapy - airway management
Kernaussagen
-
Im Prämedikationsgespräch werden zusätzlich zu sorgfältiger Anamneseerhebung und körperlicher
Untersuchung die Befunde der neurologischen bzw. neuroradiologischen Untersuchungen
bewertet.
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Darüber hinaus sind bei komplexen Missbildungen gegebenenfalls zusätzliche Untersuchungen
für die Vorbereitung und den reibungslosen Verlauf der Anästhesie unverzichtbar.
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Die Ausstattung des Narkosearbeitsplatzes muss dem Alter des Kindes angepasst sein.
Gleiches gilt für die vorhandenen Medikamente und deren Verdünnung. Auf eine adäquate
Raumtemperatur muss unbedingt geachtet werden.
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Zusätzlich zur Standardüberwachung der Vitalparameter können invasive Blutdruckmessung
und die Bestimmung des zentralen Venendruckes notwendig sein. Zentralvenöse und arterielle
Punktionen sollten zur Reduktion von Komplikationen bevorzugt ultraschallgesteuert
durchgeführt werden.
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Das Risiko von Lagerungsschäden ist insbesondere bei langdauernden neurochirurgischen
Eingriffen erhöht.
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Aufgrund der zunehmenden Prävalenz von Latexallergien empfiehlt es sich, alle Anästhesiearbeitsplätze
latexfrei auszustatten.
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Kinder mit kranio- oder mandibulofazialen Entwicklungsstörungen erfordern besondere
Kenntnisse im Management des schwierigen Atemweges einschließlich der fiberoptischen
Intubation.
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Der intraoperative Flüssigkeitsbedarf wird altersabhängig aus dem präoperativen Defizit,
dem intraoperativen Erhaltungsbedarf und dem intraoperativen Korrekturbedarf berechnet.
Die Volumentherapie bei Blutverlusten wird entsprechend der Stufentherapie mit Kristalloiden,
Kolloiden und Blutkomponenten durchgeführt.
-
Oberstes Ziel der Volumentherapie ist es, die Normovolämie im perioperativen Verlauf
aufrechtzuerhalten, um eine adäquate Organperfusion sicherzustellen. Der intraoperative
Volumenstatus bei Kindern wird in erster Linie anhand klinischer Zeichen wie dem systolischen
Blutdruck, durch Beurteilung der Rekapillarisierungszeit und mithilfe des Säure-Basen-Status
und des Laktats im Serum beurteilt.
-
Bei der Auswahl der Anästhetika für die neuropädiatrische Anästhesie muss deren Wirkung
auf die zerebrale Durchblutung - entweder durch eine direkte Wirkung auf die Hirngefäße
oder indirekt durch die Beeinflussung des Hirnstoffwechsels - berücksichtigt werden.
Hirndrucksteigernde Medikamente müssen vermieden werden.
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Dr. med. Herbert Trautner
Email: Trautner_H@klinik.uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. med. Franz Kehl
Email: Kehl_F@klinik.uni-wuerzburg.de
PD Dr. med. Martin Anetseder
Email: martin.anetseder@kh-landshut-achdorf.de