In einigen Bereichen ist Deutschland in der onkologischen Forschung federführend,
die Umsetzung in den klinischen Alltag ist jedoch zum Teil noch ausbaufähig. "Patienten
mit Lymphdrüsen- oder Blutkrebs bekommen hier sozusagen die 'weltbeste' Behandlung",
meint Prof. Wolfgang Hiddemann, München, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft
für Innere Medizin (DGIM). Dies sei jedoch leider nicht die Regel, so der Krebsspezialist.
Trotz großer Fortschritte in der Krebsforschung in Deutschland ist die Behandlung
der Tumorerkrankung im internationalen Vergleich hierzulande nicht immer die Beste.
Defizite sieht Hiddemann vor allem in der klinischen Forschung und im Fehlen verbindlicher
Leitlinien.
Forschung und Klinik enger verzahnen
Forschung und Klinik enger verzahnen
Wie für andere Krankheitsbilder längst geschehen, müssten in der Onkologie vermehrt
Standards für Diagnose und Behandlung formuliert werden. "Im Vergleich mit anderen
Ländern sind die Behandlungserfolge für zahlreiche Krebsformen hierzulande nicht optimal",
sagt auch Prof. Otmar D. Wiestler, Heidelberg, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen
Krebsforschungszentrums.
In der Forschung bestehe vor allem Bedarf in der Entwicklung von Prävention, Frühdiagnostik
und gezielter neuer Therapien. Es komme darauf an, so Wiestler, vielversprechende
Ergebnisse aus der Forschung rascher als bisher in die klinische Anwendung zu überführen.
"Hierfür muss die Zahl onkologischer Therapiestudien deutlich steigen", betont er.
Doch dies scheitert nicht selten am Geld.
"Krebszentren" könnten die Behandlungsqualität verbessern
"Krebszentren" könnten die Behandlungsqualität verbessern
Erster wichtiger Schritt zur Verbesserung sind mehrere onkologische Spitzenzentren
in Deutschland. Sie entstehen nach dem Vorbild amerikanischer Krebszentren. Dringend
erforderlich sei auch eine engere Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter
Behandlung sowie zwischen Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen.
Mit solchen Ansätzen ist es vielleicht möglich, die Mortalitätsraten der Krebspatienten
zu senken. Noch sterben in Deutschland etwa 50 % der Tumorpatienten an den Folgen
ihrer Krankheit: Jährlich erkranken hier mehr als 420 000 Menschen neu an Krebs, etwa
210 000 erliegen ihrem Tumor.