Diabetes aktuell 2007; 5(3): 103
DOI: 10.1055/s-2007-985045
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Prävention des Typ-2-Diabetes - Vollkornbrot enthält wertvolle Ballaststoffe

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Publication Date:
22 August 2007 (online)

 
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Menschen, die ihren Körper ausreichend mit Ballaststoffen aus Vollkornprodukten versorgen, haben ein geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken als Menschen, die nur wenig von dieser Art Ballaststoffe verzehren. Die Aufnahme von Ballaststoffen aus Obst und Gemüse spielt dagegen keine Rolle für das Diabetes-Risiko.

Dies sind die Ergebnisse einer neuen Untersuchung, die ein Forscherteam des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) in den Archives of Internal Medicine (2007; 167: 956-965) veröffentlichte.

"Um Klarheit in die bisherige Datenlage zu bringen und um eine Basis für genauere Ernährungsempfehlungen zu schaffen, werteten wir einerseits die Daten von 26067 Studienteilnehmern der Potsdamer-EPIC-Studie aus (siehe Kasten). Andererseits analysierten wir die Daten von neun weiteren prospektiven Studien, wobei wir die Zusammenhänge zwischen dem Ballaststoffverzehr, der Art der Ballaststoffe, der Magnesiumaufnahme und dem Typ-2-Diabetes-Risiko untersuchten", erklärt Matthias Schulze, Erstautor der Studie.

Die Auswertung der Potsdamer EPIC-Studien-Daten lieferte folgendes Ergebnis: Studienteilnehmer, die viel Vollkornprodukte oder Müsli aßen, hatten im Vergleich zu Teilnehmern mit dem geringsten Verzehr ein um 28 % verringertes Diabetes-Risiko (RR 0,72 [0,56-0,93]). Dagegen waren in dieser Studie der Verzehr von Ballaststoffen aus Früchten (RR 0,89 [0,70-1,13]) oder Gemüse (RR 0,93 [0,74-1,17]) sowie eine hohe Magnesiumaufnahme (RR 0,99 [0,78-1,26]) nicht signifikant mit einem gesenkten Erkrankungsrisiko verbunden.

Auch die Meta-Analyse der neun anderen prospektiven Studien führte im Hinblick auf den Ballaststoffverzehr zu sehr ähnlichen Ergebnissen: Die Aufnahme von Getreide-Ballaststoffen war mit einem um 33 % verringerten Diabetes-Risiko verbunden (RR 0,67 [0,62-0,72]), während die Ballaststoffaufnahme aus Obst (RR: 0,96 [0,88-1,04]) und Gemüse (RR 1,04 [0,94-1,15]) keine Rolle zu spielen schien.

Acht der neun prospektiven Studien berücksichtigten neben der Ballaststoffaufnahme auch die Magnesiumaufnahme. Anders als bei der Auswertung der EPIC-Studie führte die Meta-Analyse zum Ergebnis, dass auch eine hohe Magnesiumaufnahme mit einem um bis zu 23 % verringerten Diabetes-Risiko der Studienteilnehmer verbunden war (RR 0,77 [0,72-0,84]).

"Vollkornprodukte enthalten verschiedene Substanzen, von denen angenommen wird, dass sie sich günstig auf den Blutzuckerstoffwechsel auswirken. Zu ihnen zählen vor allem Ballaststoffe und Mineralstoffe wie Magnesium, aber auch phenolische Komponenten", kommentiert Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie die Ergebnisse. "Verschiedene Studien lassen vermuten, dass Ballaststoffe aus Getreideprodukten die Insulinwirkung verbessern. Zudem lässt eine ballaststoffreiche Kost den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen, sodass Blutzuckerspitzen vermieden werden, die die Entstehung eines Diabetes begünstigen. Ausgehend von unseren Untersuchungsergebnissen könnte ein hoher Verzehr von Vollkornprodukten dazu beitragen, das Typ-2-Diabetes-Risiko zu senken."

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EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition

Die EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and ist eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519 000 Studienteilnehmern beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie mit mehr als 27 500 Studienteilnehmern/ innen im Erwachsenenalter leitet Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Innerhalb der Potsdamer EPIC-Studie erkrankten während einer Nachbeobachtungszeit von etwa sieben Jahren 844 der Teilnehmer/innen an einem Typ-2-Diabetes. Grundlage für die Untersuchung bildeten die Daten von 9 702 Männern und 15 365 Frauen.

gb

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrück (DIfE)

 
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