Diabetes aktuell 2007; 5(3): 132
DOI: 10.1055/s-2007-985281
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wenn die nichtmedikamentöse Therapie versagt - Gestörter Schlaf beim Diabetiker

Further Information

Publication History

Publication Date:
22 August 2007 (online)

 
Table of Contents

    Bei etwa 20% der Patienten in der Hofheimer Schlafambulanz sind organische Ursachen für eine chronische Schlafstörung verantwortlich. Der Diabetes mellitus, dabei vor allem der Typ 1, spiele unter den organischen Ursachen der Schlafstörungen eine wichtige Rolle, so Professor Stephan Volk, Hofheim am Taunus, auf einem Satellitensymposium beim DDG-Kongress in Hamburg. Die Therapie chronischer Ein- und Durchschlafstörungen sollte zunächst einen nichtmedikamentösen Ansatz verfolgen. Dem Patienten müssen die physiologischen Grundlagen des Schlafes und ein individuelles Störungsmodell vermittelt werden. Auch solle der Betroffene ein Entspannungsverfahren erlernen. Volk berichtete über besonders gute Erfahrungen mit der progressiven Muskelrelaxation. Weiter könnten verhaltenstherapeutische Methoden sinnvoll sein. In vielen Fällen sei aber trotzdem eine unterstützende medikamentöse Behandlung notwendig.

    Der Blutzucker der Patienten sollte stabil eingestellt werden, um nächtliche Hyper- oder Hypoglykämien zu vermeiden, die ihrerseits oft Schlafstörungen verursachen. Wird ein Einsatz von Hypnotika notwendig, sollte der Patient von vornherein darüber aufgeklärt werden, dass es sich um keine Dauermedikation handelt, Verabreichte Medikamente sollten möglichst wenig verbleibende Wirkung am nächsten Morgen haben, und - je nach zu behandelnder Störung - gezielt das Einschlafen oder das Durchschlafen verbessern.

    In der Hofheimer Klinik werden als Hypnotika häufig Zopiclon oder Zolpidem eingesetzt, in hartnäckigen Fällen kombiniert mit Antidepressiva wie Trimipramin oder Mirtazapin. Volk verwies in diesem Zusammenhang auf eine "interessante neue Substanz": das Antiepileptikum Pregabalin (Lyrica®). Dieses Medikament verbessere die Schlafeffizienz, vermehre Tiefschlafstadien und reduziere die Einschlaflatenz. Untersuchungen zu den Auswirkungen gestörten Schlafs bei postherpetischer Neuralgie sowie bei diabetischen Neuropathien hätten eindeutig einen Rückgang der nächtlichen Schlafunterbrechungen gezeigt. Nach Auffassung von Volk wird das Pregabalin mit seiner antinozeptiven und anxiolytischen Wirkung bei der Therapie von Schlafstörungen "aufgrund des fehlenden Abhängigkeitspotentials in Zukunft eine größere Bedeutung erlangen".

    Jürgen Setton

    Quelle: Satellitensymposium der Pfizer GmbH im Rahmen der 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft: "Was stört den Schlaf des Diabetikers?" am 16. Mai 2007 in Hamburg