Diabetes aktuell 2007; 5(1): 38
DOI: 10.1055/s-2007-985313
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ADOPT-Studie präsentiert - Rosiglitazon in der Monotherapie Metformin und SH überlegen

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Publication Date:
18 July 2007 (online)

 
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Bei Patienten mit einem Typ-2-Diabetes ist über einen Zeitraum von fünf Jahren (maximale Studiendauer) die Therapie mit Rosiglitazon der Monotherapie mit Metformin oder Sulfonylharnstoff überlegen - dies ist das wichtigste Ergebnis der beim 19. Kongress der International Diabetes Federation (IDF) am 4. Dezember 2006 in Kapstadt präsentierten ADOPT-Studie[1],[2].

In die ADOPT-Studie waren 4 360 Patienten im Alter zwischen 30 und 75 Jahren mit einem neu diagnostizierten und bisher unbehandelten Typ-2-Diabetes (≤ 3 Jahre) aufgenommen worden. Eine Vorbehandlung war lediglich mit Diät und körperlicher Bewegung erlaubt, der Nüchternblutzucker in der Studienpopulation lag bei Beginn der Studie zwischen 126 und 180 mg/dl (7-10 mmol/l). Es sollte in der Studie geprüft werden, wie lange die Blutzuckerspiegel unter der Monotherapie mit den Wirkstoffen Rosiglitazon, Metformin oder Sulfonylharnstoff gut einzustellen waren. Als Versagen der Monotherapie galt ein bestätigter gemessener Spiegel der Nüchternplasmaglukose von mehr als 180mg/dl (10,0 mmol/l). Ein nicht schuldhafter "Mangel" der Studie ist, dass bei Studienbeginn nicht der HbA1c als primärer Endpunkt gewählt wurde, aber zu dieser Zeit lag der Fokus bei den Richtlinien noch sehr viel stärker auf der Bestimmung des Nüchternblutzuckers - nichtsdestotrotz taucht HbA1c als sekundärer Endpunkt auf.

Die Studienpopulation wurde in drei Therapiearme aufgeteilt und erhielt zu Beginn entweder 4 mg Rosiglitazon, 500 mg Metformin oder 2,5 mg Glibenclamid. Die Dosis wurde dann auf 4 mg Rosiglitazon zweimal täglich, 1 g Metformin zweimal täglich und 7,5 mg Glibenclamid zweimal täglich auftitriert. Stieg der Nüchternblutzucker auf ≥ 140 mg/dl (≥ 7,8 mmol/l) wurde die Dosis erhöht, ein Absenken der Dosis war beim Auftreten unerwünschter Wirkungen erlaubt. Die Studienteilnehmer wurden über einen Zeitraum von vier bis sechs Jahren therapiert.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die initiale Therapie mit Rosiglitazon das Risiko für ein Versagen der Monotherapie im Vergleich mit Metformin um 32 % und im Vergleich mit dem Sulfonylharnstoff um 63 % reduziert (beide p = 0,001). Dieses Ergebnis war bei zwei verschiedenen Blutzucker-Grenzwerten vergleichbar - sowohl bei einem Blutzucker > 180 mg/dl (> 10 mmol/l) als auch beim heute als Zielwert angesetzten Grenzwert von > 140 mg/dl (> 7,8 mmol/l). Auch beim HbA1c zeigte sich das Rosiglitazon langfristig überlegen, unter dieser Therapie wurde der mittlere HbA1c-Wert 60 Monate unter 7 % gehalten, unter Metformin nur 45 Monate und unter Glibenclamid nur 33 Monate.

Die Zahl der Studienabbrecher unterschied sich in der Rosiglitazon- und der Metformingruppe nicht signifikant (37 % vs. 38 %), aus der SH-Gruppe stiegen 44 % der Patienten aus - vor allem auch deshalb, weil es unter diesem Regime zu mehr Hypoglykämie-Episoden kam. Die Zahl neuer Fälle von Herzinsuffizienz lag bei jeweils 0,8 % unter Rosiglitazon und Metformin und bei 0,2 % unter Glibenclamid. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen im Studienverlauf waren Ödeme (Rosiglitazon (R) 14,1 %, Glibenclamid (G) 8,5 %, Metformin (M) 7,2 %), Gewichtszunahme (R = 6,9 %, G = 3,3 %, M = 1,2 %), gastrointestinale Nebenwirkungen (M = 38,3 %, R = 23 %, G = 21,9 %) und Hypoglykämie (G = 38,7 %, M = 11,6 %, R = 9,8 %). Eine weitere Analyse zeigte eine geringere Frakturrate bei Frauen unter dem SH-Regime (3,5 %) und unter Metformin (5,1 %) als unter Rosiglitazon (9,3 %). Am häufigsten betroffen waren die Knochen des Fußes und der oberen Extremitäten. Die Raten liegen aber insgesamt in einem Bereich, wie sie in Beobachtungsstudien und Datenbankanalysen bei Frauen mit Typ-2-Diabetes festgestellt wurden - und bei Männern war zwischen den Behandlungsgruppen kein Unterschied festzustellen. Dies - so die Experten - weist darauf hin, dass vor allem ältere Frauen mit Typ-2-Diabetes ein generell erhöhtes Frakturrisiko haben.

"ADOPT liefert die Grundlage für eine frühere Behandlung des Typ-2-Diabetes mit Rosiglitazon", erklärte Dr. Steven Kahn, University of Washington School of Medicine in Seattle. Es sei dies die erste Langzeitstudie, die nachweisen konnte, dass der fortschreitende Verlust der Blutzuckerkontrolle verzögert und mit Rosiglitazon länger im Zielbereich gehalten werden kann als mit Metformin oder dem Sulfonylharnstoff, den beiden auch heute noch am häufigsten verordneten oralen Antidiabetika.

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Neuer Internetservice für Ärzte

GlaxoSmithKline bietet Ärzten seit neuestem einen Internservice zu Rosiglitzon. Unter www.rosiglitazon.de stehen aktuelle Informationen und Ergebnisse zu den beiden Endpunktstudien ADOPT und DREAM (Diabetes Reduction Assessment with Ramipril and Rosiglitazone Medication). Überschaubar kann man zwischen Studiendesign, Ergebnissen und Zusammenfassung wählen.

Die Website ermöglicht auch eine schnelle Kontaktaufnahme mit Diabetes-Experten von GSK über eine Telefon-Hotline oder E-Mail und es können auch die Originalpublikationen zu den beiden Endpunktstudien angefordert werden.

Günther Buck

Quelle: Präsentation beim 19. Weltkongress der International Diabetes Federation (IDF) am 4. Dezember 2006 in Kapstadt

Übersetzung:

Gyburid = Glibencalmid

Metformin = Metformin

Rosiglitazone = Rosiglitazon

Months = Monate

Durability of Glycemic Control = Dauerhaftigkeit der Glykämischen Kontrolle

Time to Mean HbA1c = Zeit bis zu einem mittleren HbA1c

01 ADOPT = A Diabetes Outcome Progression Trial

02 Kahn SE, Haffner SM, Heise MA, et al fort he ADOPT Study Group. Glycemic Durability of Rosiglitazone, Metformin, or Glyburide Monotherapy. N Eng J Med 2006; 355: 2427-2443

01 ADOPT = A Diabetes Outcome Progression Trial

02 Kahn SE, Haffner SM, Heise MA, et al fort he ADOPT Study Group. Glycemic Durability of Rosiglitazone, Metformin, or Glyburide Monotherapy. N Eng J Med 2006; 355: 2427-2443