Die Impfung gegen Krebs ist eine vielversprechende Therapieoption. Ihr Ziel ist, die
körpereigene Abwehr gegen den Tumor zu verstärken. Ein Team um Prof. Stefan Stevanovic,
Tübingen, hat Strukturen - sogenannte Tumorantigene - auf Nierenkrebszellen identifiziert,
die zur Impfung gegen Nierentumoren eingesetzt werden. Erste klinische Studien mit
diesen Antigenen laufen bereits. Die Deutsche Krebshilfe hat dazu erforderliche Forschungsarbeiten
mit über 80 000 Euro gefördert.
Körpereigene Abwehrreaktion gegen die Krebszellen verstärken
Das Immunsystem hat die Aufgabe, Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze
zu zerstören. Auch Krebszellen verraten sich gegenüber dem Immunsystem durch Eiweißmoleküle
auf ihrer Oberfläche. Spüren Abwehrzellen diese Tumorantigene auf, lösen sie eine
Immunreaktion im Körper aus. Im Idealfall kann das körpereigene Abwehrsystem den Krebs
bekämpfen. "Die Immunantwort ist jedoch meist zu schwach, um die bösartigen Zellen
effektiv zu vernichten", erklärt Stevanovic.
Die Tumorantigene lassen sich allerdings einsetzen, um die Abwehrreaktion gegen die
Krebszellen zu erhöhen. Bei dieser Immuntherapie wird der Patient mit Tumorantigenen
geimpft, die auch auf den Krebszellen in seinem Körper vorkommen. Auf diese Weise
werden die krebsspezifischen Strukturen den Abwehrzellen vermehrt gezeigt. Dies kann
die Immunreaktion erheblich verstärken.
"Es sind bereits viele Dutzend Tumorantigene bekannt, die zu einer Reaktion der T-Killerzellen
gegen Krebs führen", erklärt Stevanovic. "Der große Vorteil der von uns entdeckten
Tumorantigene ist, dass sie auch die T-Helferzellen aktivieren, von denen wir uns
eine besonders effektive Immunreaktion versprechen."
Erste Ergebnisse werden Ende 2007 erwartet
Der Tübinger Arbeitsgruppe ist es außerdem gelungen, den Bauplan dieser Tumorantigene
aufzuschlüsseln. So können sie diese im Labor herstellen und für eine Immuntherapie
einsetzen. Drei dieser Tumorantigene werden derzeit an der Klinik für Urologie unter
der Leitung von Prof. Arnulf Stenzl in klinischen Studien als Impfstoff zur Immuntherapie
bei Nierenzellkrebs erprobt.
"Dabei konnten wir bereits ein Ansprechen von T-Zellen in Patienten beobachten, ohne
dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftraten. Zudem ist die Impfung technisch einfach",
erklärt Stevanovic. "Die tatsächliche Bedeutung für die klinische Praxis können wir
jedoch erst nach einer Zwischenauswertung - voraussichtlich Ende 2007 - beurteilen".
Diese Art der Immuntherapie könnte in Zukunft insbesondere dafür eingesetzt werden,
um Tumorreste, die beispielsweise nach einer Operation noch im Körper sind, zu vernichten.
idw