Diabetes aktuell 2007; 5(4): 149
DOI: 10.1055/s-2007-985951
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Patientenselbstmanagement - Selbstmessung bei Typ-2-Diabetes - nur Kosten, kein Nutzen?

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Publication Date:
27 August 2007 (online)

 
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Zumindest bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die kein Insulin spritzen, führte die Blutzucker-Selbstmessung über einen Zeitraum von einem Jahr nicht zu einer besseren Kontrolle der Glukosespiegel. Dies belegt ein Report, der bei den 67th Sessions der American Diabetes Association vorgestellt wurde.

Die Blutzuckerselbstmessung beim nicht insulinpflichtigen Diabetes ist teuer, man glaubte die Kosten aber rechtfertigen zu können, weil daraus eine bessere Kontrolle resultiert. Aus den bisher dazu durchgeführten Studien ließ sich aus verschiedenen Gründen ein belastbarer Beweis für diese These aber nicht ableiten. Ob also wirklich die Selbstmessung der entscheidende Faktor für die bessere Kontrolle ist, oder ob andere Faktoren hierbei eine Rolle spielen, war ungeklärt. Um hier Klarheit zu schaffen, wurde die DiGEM-Studie (Diabetes Glycemic Education and Monitoring) auf Kiel gelegt, über deren Ergebnisse der Diabetologe Andrew J. Farmer (FRCGP) aus der University of Oxford berichtete. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob bei Typ-2-Diabetikern die Selbstmessung - entweder per se oder verbunden mit zusätzlichen Informationen, wie die Ergebnisse der Messungen in das Selbstmanagement einfließen sollten - effektiver ist als eine Standardversorgung.

In den Praxen von 48 Hausärzten wurden insgesamt 453 Patienten mit Typ-2-Diabetes rekrutiert (Durchschnittsalter 65,7 Jahre, 57 % Männer) und in eine von drei Gruppen randomisiert:

  • Standardversorgung ohne Selbstmessung, der Hausarzt sah die Patienten alle drei Monate für die Bestimmung des HbA1C (Gruppe 1)

  • Selbstmessung mindestens sechs Mal wöchentlich, die Werte wurden in ein Tagebuch eingetragen und alle drei Monate mit einer spezialisierten Pflegerin besprochen - die Patienten wurden aber darüber informiert, dass sie den Hausarzt aufsuchen sollten, wenn die Werte ein vorher definiertes Niveau über- oder unterschreiten sollten (Gruppe 2)

  • Selbstmessung mindestens sechs Mal wöchentlich, nach individuellem Training und verbunden mit einer Telefon- und Klinikkontrolle zur Interpretation der Werte, um die Motivation zur Einhaltung der gesetzten Ziele, der Diät, der körperlichen Aktivität und des Medikamentenregimes zu stärken (Gruppe 3).

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Keine signifikant besseren Ergebnisse durch die Selbstmessung

Nach zwölf Monaten wurde eine "Intention-to-treat"-Analyse durchgeführt, es wurden also alle randomisierten Patienten eingeschlossen, die Zahl der Aussteiger war in allen Gruppen nahezu gleich gewesen. Insgesamt waren 57 Patienten (13 %) nicht mehr für die Endauswertung verfügbar. Am Ende der Untersuchung hatten 66 % in Gruppe 2 und 52 % in Gruppe 3 mehr als zwei Mal wöchentlich ihren Blutzucker gemessen. Der HbA1C lag zu Studienbeginn bei allen drei Gruppen vergleichbar bei 7,5 % - und so war es auch nach zwölf Monaten. Der mittlere Unterschied beim HbA1C-Wert lag zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2 bei - 0,14 % und zwischen Gruppe 1 und Gruppe 3 bei -0,17 %. Damit waren die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch nicht signifikant (p = 0,12). "Um klinisch bedeutsam zu sein, hätten wir einen Unterschied von mindestens -0,5 % sehen müssen", erklärte Farmer, "die Studie war auch auf die Entdeckung eines solchen Unterschieds angelegt". Patienten, Ärzte und Gesundheitspolitiker sollten die Ergebnisse der Studie sorgfältig prüfen und sie mit heranziehen, um den richtigen Stellenwert für die Blutzuckerselbstmessung zu finden, erklärte der Diabetologe weiter.

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Mit Insulin behandelte Patienten sind eine andere Welt

Selbstverständlich, so Farmer, gelten diese Resultate nicht für Patienten mit Typ-1-Diabetes und für insulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes - hier gibt es bereits ausreichend Evidenz für den Sinn und den positiven Effekt einer Blutzuckerselbstmessung zur Vermeidung von Hyper- und Hypoglykämien und für die Anpassung der Insulindosis.

gb

Quelle: "Late Breaking Clinical Studies" bei den 67th Sessions der American Diabetes Association am 26. Juni 2007 in Chicago

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