Z Orthop Unfall 2007; 145(4): 415
DOI: 10.1055/s-2007-990724
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Femoroazetabuläres Impingement - Behandlung des FAI bei Epiphyseolysis capitis femoris durch chirurgische Hüftgelenksluxation

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Dr. Thoma Pressel

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

Email: thomas.pressel@annastift.de

Publication History

Publication Date:
02 October 2007 (online)

 
Table of Contents

Spencer S, Millis MB, Kim YJ (2006): Early results of treatment for hip impingement syndrome in slipped capital femoral epiphysis and pistol grip deformity of the femoral head-neck junction using the surgical dislocation technique. J Ped Orth 26:281-28

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Einleitung

Das femoroacetabuläre Impingement (FAI) ist mittlerweile als mögliche Ursache von Hüftschmerzen und langfristig auch einer Coxarthrose akzeptiert. Ein solches Impingement kann neben anderen Ursachen auch durch eine Epiphyseolysis capitis femoris ausgelöst werden. Die vorgestellte Arbeit untersuchte, ob sich Hüften mit einem idiopathischen Impingement und nach Epiphyseolysis capitis femoris im Verlauf nach Behandlung mit einer chirurgischen Hüftluxation im klinischen und radiologischen Ergebnis unterscheiden.

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Studiendesign

19 Patienten im Alter zwischen 13 und 43 Jahren, die zwischen 2001 und 2003 mit einer chirurgischen Hüftgelenksluxation und Korrektur eines FAI mit der Technik nach Ganz behandelt wurden, wurden in die retrospektive Studie eingeschlossen. Zwölf Patienten hatten eine Epiphyseolysis capitis femoris in der Vorgeschichte, bei sieben Patienten lag ein idiopathisches Impingement vor. Auf prä- und postoperative Röntgenaufnahmen wurden Gelenkspaltweite sowie Hinweise auf Pseudarthrose der Trochanterosteotomie oder Osteonekrose untersucht. Die klinischen Ergebnisse wurden mit dem WOMAC-Score bestimmt.

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Ergebnisse

Während bei den Patienten mit einem idiopathischen FAI die präoperativ bestehenden Schmerzen (6 auf einer Skala von 0-20) im Mittel unverändert blieben, kam es bei den Patienten nach Epiphyseolyse zu einer Verbesserung, die bei Patienten nach zusätzlicher intertrochanterer Umstellungsosteotomie wegen einer ausgeprägten Dislokation der Epiphyse noch deutlicher bei stärkeren präoperativen Schmerzen war (4 auf 3, mit Osteotomie 9 auf 5). Auch die Funktion gemessen als Beugung und Innenrotation in Flexion verbesserte sich nach Epiphyseolyse bei schlechterem Ausgangsbefund um über 20°, während beim idiopathischen Impingement nur durchschnittlich 7° mehr Innenrotation erreicht wurden. In allen Gruppen war das klinische Resultat schlechter, die postoperativen Schmerzen stärker und der Funktionsgewinn geringer, wenn intraoperativ eine Läsion des Gelenkknorpels nachgewiesen wurde obwohl auf präoperativen Röntgenbildern keine starke Verschmälerung des Gelenkspaltes nachweisbar war. Insgesamt folgerten die Autoren, dass offenbar Patienten nach einer Epiphyseolysis capitis femoris von der chirurgischen Hüftluxation stärker profitieren als dies bei einem idiopathischen Impingement der Fall ist.

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Kommentar

Die Arbeit legt nahe, dass eine Deformität des proximalen Femurs nach Epiphyseolysis capitis femoris möglicherweise besonders erfolgreich mit einer chirurgischen Hüftgelenksluxation nach Ganz [1] behandelt werden kann. Allerdings ist die Patientenzahl in der Arbeit klein; ein statistischer Vergleich der Gruppen wird ebenfalls nicht präsentiert. Ein zusätzlicher Einflussfaktor ist, dass in der Gruppe mit idiopathischem FAI bei der Mehrzahl der Patienten ein Knorpelschaden bestand und dieser Faktor allein zu einem schlechteren Ergebnis führte. Die Gruppen sind deswegen nicht vollständig vergleichbar. Außerdem waren die Patienten nach Epiphyseolysis capitis femoris präoperativ funktionell stärker eingeschränkt und haben somit stärker von der chirurgischen Hüftluxation profitiert. Auch die geringeren Operationszahlen und damit die geringere Erfahrung der Gruppe im Vergleich zu der Arbeitsgruppe um Ganz [2] kann sich auf die Resultate auswirken.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass den Ergebnissen dieser Arbeit zufolge eine deutliche Rotationseinschränkung bei einem FAI mit einer chirurgischen Hüftluxation gut gebessert werden kann und dass selbst mäßige Knorpelschäden das klinische Resultat deutlich verschlechtern, so dass dieser Faktor bei der präoperativen Diagnostik berücksichtigt werden sollte.

Dr. Thomas Pressel

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Literatur

  • 01 Ganz R . Gill T.J . Gautier E . Ganz K . Krugel N . Berlemann U . (2001). Surgical dislocation of the adult hip a technique with full access to the femoral head and acetabulum without the risk of avascular necrosis.  J. Bone Joint Surg. Br.. 83 1119-1124
  • 02 Ganz R . Parvizi J . Beck M . Leunig M . Notzli H . Siebenrock K.A . (2003). Femoroacetabular impingement: a cause for osteoarthritis of the hip. Clin. Orthop. Relat Res. 112-120. 
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Dr. Thoma Pressel

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

Email: thomas.pressel@annastift.de

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Literatur

  • 01 Ganz R . Gill T.J . Gautier E . Ganz K . Krugel N . Berlemann U . (2001). Surgical dislocation of the adult hip a technique with full access to the femoral head and acetabulum without the risk of avascular necrosis.  J. Bone Joint Surg. Br.. 83 1119-1124
  • 02 Ganz R . Parvizi J . Beck M . Leunig M . Notzli H . Siebenrock K.A . (2003). Femoroacetabular impingement: a cause for osteoarthritis of the hip. Clin. Orthop. Relat Res. 112-120. 
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Dr. Thoma Pressel

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

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