Zusammenfassung
Im Rahmen der sozialmedizinischen Begutachtungen wird eine Reihe wichtiger Daten bezüglich
der Fähigkeit von Rehabilitanden zur Teilnahme an und der Prognose des Erfolgs einer
Rehabilitationsmaßnahme erhoben. Die sozioökonomische Relevanz der Reintegration in
die Erwerbsfähigkeit und die zu optimierende Erkenntnislage ihrer Bedingung bilden
den Hintergrund der vorliegenden Arbeit, die im Rahmen des Förderschwerpunktes „Rehabilitationswissenschaften”
entstanden ist. Bei N = 290 erstmalig an der Bandscheibe operierten Patienten in der
stationären Anschlussheilbehandlung wird der Hypothese, dass die umfassende, also
patienten- und arztseitige Beurteilung einen großen Beitrag zu einer adäquaten Prognostizität
hinsichtlich der Rückkehr an den Arbeitsplatz leisten kann, nachgegangen. Dazu werden
die Daten der Rehabilitanden, die zu drei Messzeitpunkten erhoben wurden, analysiert
und mit den Angaben der behandelnden Ärzte verglichen. Dabei zeigte sich, dass gravierende
Unterschiede etwa in dem Sinne, dass die Selbsteinschätzung der Patienten in Bezug
auf ihre Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben schlechter ausfällt oder die körperlichen
Einschränkungen aggraviert beurteilt werden, ebenso wenig bestätigt werden konnten,
wie die Annahme, dass der Erwerbsstatus nach 12 Monaten die „subjektiven” Einschätzungen
widerlegt.
Abstract
In the context of expert assessments in the field of social medicine, a series of
important data is collected concerning the ability of the individual undergoing rehabilitation
to take part in a rehabilitation measure as well as the chances of success. The socioeconomic
relevance of restoring work capacity and the still-to-be optimised state of knowledge
regarding the conditions of such a restoration form the backdrop of the current paper,
which was produced in the framework of the special research program on rehabilitation
sciences. In a sample of 290 individuals receiving after-care treatment following
first-time intervertebral disc operations, the hypothesis was tested that comprehensive
evaluation, i.e. evaluation by the patient and the physician, can greatly contribute
to the accuracy of prognoses regarding return to work. To this end, data gathered
from rehabilitation patients at three measurement occasions was analysed and compared
with the statements of attending physicians. Major differences between patient and
physician evaluations, in the sense of, for example the patient rating their employment-related
achievement potential considerably lower or their physical limitations considerably
higher, were not confirmed. Similarly, no evidence was found to support the assumption
that employment status at a twelve month follow-up disconfirms previous “subjective”
ratings.
Schlüsselwörter
Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung - Reintegration in die Erwerbsfähigkeit -
stationäre Rehabilitation - Bandscheibenoperation
Key words
assessments in the field of social medicine - restoring work capacity - inpatient
rehabilitation - first-time intervertebral disc operations
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Korrespondenzadresse
Prof. Dr. M. Morfeld
Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)
Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften
Rehabilitationspsychologie
Osterburger Straße 25
39576 Stendal
Email: matthias.morfeld@hs-magdeburg.de
URL: http://www.hs-magdeburg.de/fachbereiche/f-ahumanw/