Z Orthop Unfall 2007; 145(5): 551
DOI: 10.1055/s-2007-991590
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Periprothetische Infektion - Präoperative Antibiotikatherapie beeinflusst nicht den intraoperativen Keimnachweis

Weitere Informationen
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Dr. med. Sven Ostermeier

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

eMail: sven.ostermeier@annastift.deü

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Oktober 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

Ghanem E, Parvizi J, Closhisy J, Burnett S, Sharkey P, Barrack R: Perioperative Antibiotics Should not be Withheld in Proven Cases of Periprosthetic Infection, Clinical Orthopaedics and Related Research 2007, 461: 44-47.

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Einleitung

Nach wie vor tritt eine periprothetische Infektion nach Endoprothesenimplantation in 1-4 % der Fälle auf. Um eine adäquate Therapie gegen diese Infektion durchführen zu können, ist ein entsprechender Keimnachweis notwendig. Obwohl alle klinischen Symptome auf eine Infektion hinweisen, kann solch ein Keimnachweis nicht immer durch eine intraoperative Probenentnahme gelingen. Insbesondere die Gabe von Antibiotika vor der intraoperativen Probenentnahme wird als ein möglicher Grund für dieses falsch-negative Ergebnis angegeben. Das Ziel der vorliegenden Studie ist, den Einfluss von präoperativ gegebener Antibiose auf den intraoperativen Keimnachweis bei bereits präoperativ durch Aspiration gelungenen Keimnachweis zu evaluieren.

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Studiendesign

In dieser retrospektiven Studie wurden die klinischen und mikrobiologischen Ergebnisse von insgesamt 171 Patienten, die eine Revision einer Endoprothese aufgrund präoperativ nachgewiesener periprothetischer Infektion erhielten, vorgestellt. Bei allen Patienten wurde präoperativ nach einer 2-wöchigen antibiotikafreien Phase periprothetisches Aspirat gewonnen und ein Keim nachgewiesen. In der Mehrzahl handelte es sich um Staphylokokken (n = 86). 72 Patienten erhielten anschließend bis zum operativen Eingriff eine Antibiogramm-gerechte Antibiotikatherapie, wobei in der Mehrzahl Vancomycin (49 %) zum Einsatz kam, der Rest blieb ohne Antibiotikatherapie. Die intraoperative Diagnose einer periprothetischen Infektion erfolgte durch mindestens zwei positive Abstrichentnahmen. Jede Änderung der intraoperativ gewonnenen Keimart wurde dokumentiert.

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Ergebnisse

In 87,5 % der Fälle mit präoperativ gegebener Antibiotikatherapie konnte intraoperativ ebenfalls eine periprothetische Keimbesiedlung festgestellt werden, so dass die falsch-negative Rate bei 12,5 % lag. Ohne präoperative Antibiotikagaben betrug die falsch-negative Rate 8 %, so dass kein signifikanter Unterschied eines falsch-negativen Keimnachweis in beiden Gruppen bestand. Die Übereinstimmung von prä- und intraoperativer Keimart betrug insgesamt 97 %.

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Kommentar

Der intraoperative Keimnachweis gilt nach wie vor als "gold-standard" des Nachweises einer periprothetischen Infektion. Trotzdem bleibt eine Rate von falsch-negativen Nachweisen in 10 % der Fälle. Die vorliegende Studie beleuchtet dabei nur einen bestimmten Anteil von periprothetischen Infektionen, was die Autoren in der Diskussion noch einmal klarstellen: Lediglich bei bereits präoperativ nachgewiesener periprothetischer Infektion durch Gelenkaspiration beeinflusst eine folgende Antibiotika-Therapie den intraoperativen Keimnachweis nicht signifikant. Um eine systemische Ausbreitung der Infektion zu verhindern, sollte daher bei bereits durch Gelenkaspiration nachgewiesener periprothetischer Infektion nicht mehr mit einer Antibiogramm-gerechten Antibiose gewartet werden. Dagegen sei ohne präoperative Keimbestimmung der intraoperative Nachweis unter diesen Umständen unzuverlässig. Nach Meinung der Autoren sei eine periprothetische Infektion ohne präoperativ positive Gelenkaspiration möglicherweise nicht "floride" genug, um intraoperativ unter Antibiotka-Therapie nachgewiesen werden zu können.

Dr. med. Sven Ostermeier

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Dr. med. Sven Ostermeier

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

eMail: sven.ostermeier@annastift.deü

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Dr. med. Sven Ostermeier

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

eMail: sven.ostermeier@annastift.deü