Dass Rauchexposition Nichtraucher gefährdet, ist längst in aller Munde. Dass das langjährige
Passivrauchen konkrete Atem-wegssymptome hervorruft und die Lungenfunktion beein-trächtigt,
zeigte eine schweizerische Studie von Margaret W. Gerbase et al. Am J Respir Crit Care Med 2006; 174: 1125-1131
Im Rahmen der Swiss Study on Air Pollution and Lung Disease in Adults (SAPALDIA) wurden
1661 Nichtraucher 2-mal im Abstand von 11 Jahren untersucht - in den Jahren 1991 und
2002. Die Teilnehmer hatten niemals geraucht und wiesen zum Zeitpunkt der ersten Erhebung
keine Atemwegssymptome auf. 1202 von ihnen gaben zu Beginn an, im letzten Jahr keinem
Passivrauch ausgesetzt gewesen zu sein. 309 berichteten von einer regelmäßigen Rauchexposition
zu Hause oder am Arbeitsplatz.
Weitere Belege für die Notwendigkeit des Nichtraucherschutzes in der Öffentlichkeit
- wie in der vorliegenden Studie - sollten eigentlich gar nicht mehr nötig sein (Bild: Avan Sidiq, Stuttgart).
Bei langer Rauchexposition Dyspnoegefahr
Nach 11 Jahren konnten 87% der Teilnehmer erneut evaluiert werden. Etwa jeder 2.,
der bei der ersten Untersuchung noch eine aktuelle Rauchexposition zu Hause oder am
Arbeitsplatz angegeben hatte, berichtete zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von einer
solchen Belastung, 9% der ursprünglichen Kohorte war auch zu diesem Zeitpunkt noch
exponiert. Husten trat bei Passivrauchern signifikant häufiger auf als bei nicht rauchexponierten
Studienteilnehmern, die Odds Ratio als Maß der Wahrscheinlichkeit für das Symptom
lag bei 2,1 (95% Konfidenzintervall: 1,2-3,7; p = 0,01). Deutlicher noch waren diejenigen
betroffen, die zu Beginn der Studie bereits eine bronchiale Hyperreagibilität (BHR)
im Metacholin-Provokationstest gezeigt hatten. Bei ihnen wurde eine starke Assoziation
zwischen Rauchexposition und der Entwicklung von Giemen, Husten, Dyspnoe und chronischer
Bronchitis beobachtet. Statistisch signifikant war dieser Zusammenhang allerdings
nur für die Dyspnoe (p < 0,01). Diejenigen, die zu Beginn eine BHR aufwiesen und über
viele Jahre regelmäßig Tabakrauch ausgesetzt waren, hatten einen signifikant niedrigeren
Quotienten FEV1/FVC (forciertes expiratorisches Einminutenvolumen zu forcierter Vitalkapazität; 72,9
± 7,7 vs. 76,8 ± 6,1; p < 0,01) als die Teilnehmer, die weder hyperreagibel noch Rauch
ausgesetzt waren. Derselbe signifikante Unterschied ergab sich auch bezüglich des
Quotienten FEF25-75/FVC (forcierter expiratorischer Fluss zu forcierter Vitalkapazität;
56,1 ± 22,5 vs. 68,1 ± 21,6; p < 0,01).
Fazit
Die Studie belegt einmal mehr: Passivrauchen führt zu Atemwegssymptomen und beeinträchtigt
die Lungenfunktion. Je länger die Rauchexpositon anhält, umso deutlicher zeigen sich
die Folgen. Besonders betroffen sind dabei Menschen mit bronchialer Hyperreagibilität,
die möglicherweise bei Rauchexposition ein besonders hohes Risiko haben, chronische
Atemwegserkrankungen zu entwickeln.
Friederike Klein, München