Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2007; 42(10): 716-723
DOI: 10.1055/s-2007-993021
Fachwissen
Topthema: Versorgung des Polytraumas
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schockraummanagement nach dem ATLS®-Algorithmus

Initial management of polytraumatized patients in the emergency departmentFrank Hokema, Bernd Donaubauer, Thilo Busch, Bertil Bouillon, Udo Kaisers
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Oktober 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die Systematik des Advanced Trauma Life Support® (ATLS®) ermöglicht eine strukturierte und effiziente initiale Diagnostik und Behandlung von polytraumatisierten Patienten im Schockraum. Die Basis für ein erfolgreiches Schockraummanagement nach ATLS® bildet ein funktionierendes interdisziplinäres Team unter der Leitung eines erfahrenen Trauma Leaders. Die primären Aufgaben des Teams sind die Sicherstellung der Vitalfunktionen durch eine adäquate Oxygenierung und die Infusions- und Transfusionstherapie zur Kreislaufstabilisierung. Parallel dazu werden je nach Dringlichkeit diagnostische und therapeutische Interventionen durchgeführt. Der nachfolgende Beitrag beschreibt das Schockraummanagement nach den Grundsätzen des ATLS®.

Abstract

Advanced Trauma Life Support® (ATLS®) provides a structured and efficient approach to the treatment of patients with multiple trauma in the emergency department. The performance of a well functioning interdisciplinary trauma team coordinated by an experienced trauma leader plays a pivotal role during the initial phase of patient care. The team's primary task is to establish and maintain stable vital signs by ensuring adequate oxygenation and fluid resuscitation while diagnostic or immediate life saving interventions and procedures are initiated. The following article describes the management of patients with multiple injuries in the emergency department based on the ATLS® algorithm.

Kernaussagen

  • Basis für ein erfolgreiches Schockraummanagement nach ATLS® ist ein funktionierendes, interdisziplinäres Team unter der Leitung eines in der Polytraumaversorgung erfahrenen Arztes.

  • Primäre Aufgaben des Teams sind die Etablierung und die Sicherung der Atemwege sowie einer adäquaten Ventilation.

  • Zusätzlich werden arterielle und venöse Zugänge platziert sowie das erforderliche Flüssigkeitsmanagement zur Therapie des Kreislaufschocks und nötige Transfusionen (EK, FFP) initiiert.

  • Die chirurgische Intervention bei instabilen Patienten sollte möglichst kurz sein, unter Umständen ist lediglich ein Packing mit anschließender Stabilisierung auf der Intensivstation durchzuführen (Damage Control Surgery).

  • Mit Anlage von Bülaudrainagen ist die Mehrzahl der Thoraxtrauma-Patienten ausreichend versorgt.

  • Das Konzept der Damage Control Surgery sollte auch bei stabilen Patienten mit bilateralen Lungenkontusionen, multiplen Frakturen der Röhrenknochen sowie Koagulopathien und einer geschätzten Operationszeit von mehr als 6Stunden Anwendung finden.

  • Bei stabilen Patienten mit Verdacht auf Schädelhirntrauma hat die CT-diagnostische Bestätigung und die frühzeitige neurochirugische Versorgung subduraler und epiduraler Hämatome Vorrang vor anderen Maßnahmen.

  • Die Umsetzung des ATLS®-Konzepts hat einen hohen Ausbildungswert und verbessert die Qualität des Schockraummanagements.

Literatur

Dr. med. Frank Hokema

eMail: frank.hokema@medizin.uni-leipzig.de

Dr. med. Bernd Donaubauer

eMail: bernd.donaubauer@medizin.uni-leipzig.de

Dr. rer. medic. Thilo Busch
Prof. Dr. med. Bertil Bouillon
Prof. Dr. med. Udo Kaisers