Die gesetzlich vorgeschriebene Veröffentlichung von Qualitätsberichten soll dazu beitragen,
die Qualität der Kliniken und der angebotenen Leistungen zwischen den Häusern transparent
und vergleichbar zu machen. Doch schon darüber, was eine hohe Qualität ausmacht, scheiden
sich die Geister. So müssen hohe Fallzahlen nicht unbedingt für ein Haus sprechen.
Schon ein schlechter Chirurg reicht aus, um den Schnitt auch in einer großen Klinik
kaputt zu machen.
Ein weiteres Manko ist, dass bei der Erstellung der Berichte keine aktuellen Daten
aus dem laufenden Jahr mit in die Bewertung eingehen. Was also Ende November zu lesen
sein wird, bezieht sich auf das Jahr 2006, sodass die Daten und Ergebnisse unter Umständen
schon am Tage der Veröffentlichung überholt sein könnten. Und selbst wenn die Qualitätsberichte
gut aufbereitet sind, sind viele Zuweiser, aber vor allem die Patienten überfordert,
wenn es darum geht, die Qualität einzelner Häuser oder der angebotenen Leistungen
zu vergleichen. Denn eine vergleichende Analyse wird es auch in diesem Jahr nicht
geben.
GBA und DGK haben die Initiative ergriffen
GBA und DGK haben die Initiative ergriffen
Zwar haben die Mitarbeiter des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) in den vergangenen
zwei Jahren versucht, die Transparenz und die Qualität der Berichte zu verbessern.
So gibt es jetzt unter anderem differenzierte Ausfüllhinweise, eine Lesehilfe für
die Nutzer, und die Angaben zu den Maßnahmen für das Qualitätsmanagement sollen stärker
systematisiert werden. Gefordert wird zudem eine einheitlichere Verwendung medizinischer
Fachtermini.
Und auch die Kliniken geben sich selbstbewusst. Denn die Deutsche Krankenhausgesellschaft
(DGK) hat sich Mitte des Jahres mit den Krankenkassen darauf verständigt, dass 27
Qualitätsindikatoren für die Veröffentlichung im Qualitätsbericht verpflichtend sind,
um die Vergleichbarkeit der Behandlungsergebnisse gewährleisten zu können. Darüber
hinaus steht es dem Krankenhaus frei, weitere bewertete Indikatoren zu publizieren.
Insgesamt können die Kliniken auf mehr als 200 Qualitätsindikatoren zugreifen und
ihr Abschneiden im bundesweiten Vergleich darlegen. Grundlage sind die Daten, die
alle Krankenhäuser an die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) übermitteln.
Die DGK zumindest sieht hier einen „bahnbrechenden Forschritt in der Transparenz und
Qualität der stationären Versorgung”.
Ob sich all dies in einer besseren Vergleichbarkeit der Daten niederschlagen wird,
wird sich allerdings erst zeigen, wenn die neuen Qualitätsberichte veröffentlicht
worden sind.
Klinikführer: Mal besser,mal schlechter
Klinikführer: Mal besser,mal schlechter
Inzwischen gibt es viele - mehr oder weniger umfangreiche und subjektive - Angebote,
die Patienten bei der Suche nach der für sie optimalen Klinik unterstützen wollen.
Allein auf Fallzahlen und Patientenberichten basiert zum Beispiel Medmonitor. Dieses
private Portal ist seit Mai dieses Jahres online, enthält bisher aber nur sehr wenige
Beurteilungen.
Etwas mehr Vergleichsmöglichkeiten bietet ein Klinikführer der Techniker Krankenkasse.
Für diesen gaben 100000 Versicherte Auskunft über ihre Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis,
der medizinisch-pflegerischen Versorgung oder der Organisation und Unterbringung.
Ergänzt werden die Daten mit Angaben über die Ausstattung der Krankenhäuser oder der
behandelten Fallzahlen. Sicherlich ist dies ein guter Ansatz, allerdings werden nur
rund ein Zehntel aller deutschen Kliniken erfasst.
Deutlich umfassender ist das Angebot der Stuttgarter AnyCare GmbH, die derzeit zusammen
mit der Abteilung Klinische Sozialmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg ihr
Angebot „QualitätsKompass Klinik” um ein gemeinsames wissenschaftliches Projekt, die
„Ärztebefragung 2007”, erweitert.
Im Rahmen der bundesweiten, unabhängigen Studie erhalten alle in neun Metropolregionen
- eingeschlossen sind derzeit zum Beispiel Stuttgart, Berlin, Frankfurt oder München
- ansässigen Haus- und Fachärzte aus insgesamt 18 Fachdisziplinen einen Fragenkatalog.
Dabei können die befragten Ärzte ihre Empfehlung für eine Klinik in ihrer Region abgeben.
Gefragt wird aber auch, wie sie die medizinische Kompetenz einer Fachabteilung oder
die praktische Zusammenarbeit mit den Niedergelassenen einschätzen.
Immerhin erreicht das Projekt so über 50 % der niedergelassenen Ärzte - und damit
auch die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland. Neben den Patienten profitieren auch
die Kliniken. Denn sie können erfahren, wo sie aus Sicht der niedergelassenen Ärzte
vor Ort stehen. Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich Ende November vorliegen.
sts