Die metabolische Azidose ist eine typische Komplikation chronischer Nierenerkrankungen.
Sie ist klinisch nicht immer leicht zu erkennen. Nicht alle Patienten zeigen die typischen
Symptome einer verstärkten, tiefen und beschleunigten Atmung, häufig verbunden mit
Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwäche. Charakterisiert ist die metabolische
Azidose durch einen Abfall des Blut-pH-Wertes. Dieser basiert auf einer verminderten
Konzentration von Serumhydrogenkarbonat (HCO3-), eines Mangels also an säurebindendem Hydrogenkarbonatpuffer. Die Diagnose wird
deshalb durch eine Blutgasanalyse gestellt. Anhand des pH-Wertes, des CO2-Partialdrucks und des Basendefizits lässt sich das Ausmaß einer metabolischen Azidose
bestimmen.
Begleiterscheinungen durch Hydrogenkarbonatsubstitution entgegenwirken
Begleiterscheinungen durch Hydrogenkarbonatsubstitution entgegenwirken
Bei chronischer metabolischer Azidose kann es zu schwerwiegenden Begleiterscheinungen
kommen. Eine Hyperkaliämie kann eine Bradykardie verursachen, außerdem kann die metabolische
Azidose eine Demineralisierung des Knochens und einen gesteigerten Eiweißkatabolismus
mit Muskelverlust und Adynamie auslösen. Auch eine notwendige Erhöhung der EPO-Dosis
kann eine der Folgen der metabolischen Azidose sein.
Um diesen Auswirkungen entgegenzusteuern, wird zur Behandlung der metabolischen Azidose
die orale Substitution von Natriumhydrogenkarbonat empfohlen. Dabei sollte die Abgabe
des Wirkstoffes gleichmäßig, langsam und vollständig erst im Dünndarm erfolgen. Eine
Freisetzung im Magen ist nicht erwünscht, da diese zu Gasbildung mit Blähungen und
abdominellen Schmerzen führen würde.
Deshalb werden magensaftresistente Präparate bevorzugt. Das Natriumhydrogenkarbonat
Nephrotrans® in den Dosierungen 500 und 840 mg erfüllt die Magensaftresistenz durch
eine dreifache Schutzfunktion. Im Einzelnen handelt es sich um einen magensaftresistenten
Überzug, eine Weichgelatinekapsel und eine lipophile Matrix. Durch die Einbettung
des Wirkstoffes in die lipophile Matrix wird eine gleichmäßige Freisetzung des Wirkstoffs
über den Dünndarm gewährleistet.
Weichgelatinekapsel Tablettenformulierung überlegen
Weichgelatinekapsel Tablettenformulierung überlegen
Bezüglich der Substanzfreisetzung im Magen erwies sich die Weichgelatinekapsel gegenüber
der Tablettenformulierung in einer In-vitro-Studie als überlegen (Abb. [1]; [1]). Bei pH 4,5, dem In-vitro-Modell für einen Magen nach Nahrungsaufnahme oder einen
Patienten unter Protonenpumpeninhibitor-Therapie, zeigten sich signifikante Unterschiede
in der Wirkstofffreisetzung: Die Weichgelatinekapsel gab durchschnittlich lediglich
0,6 % des Natriumhydrogenkarbonatgehalts innerhalb von vier Stunden ab. Die Freisetzung
aus der Tablette überstieg dagegen bereits 50 % vor Ablauf einer Stunde und war nach
90 Minuten nahezu abgeschlossen.
Abb. 1 Magensituation bei pH 4,5 nach
[1]
Bei pH 6,8 - wie normalerweise im Dünndarm üblich - gab die Weichgelatinekapsel während
fünf Stunden kontinuierlich Wirkstoff ab (Abb. [2]; [1]). Hingegen wurde aus der Tablette innerhalb von weniger als einer Stunde der Wirkstoff
komplett freigesetzt.
Abb. 2 Darmsituation bei pH 6,8 nach
[1]
Hohe Stabilität sorgt für bessere Verträglichkeit
Hohe Stabilität sorgt für bessere Verträglichkeit
Für Breitkreutz und Mitarbeiter sind die drei Schutzmechanismen der Weichgelatinekapsel
für die höhere Stabilität verantwortlich [1]. Die hohe Protonenkonzentration stabilisiert den Überzug der Kapsel im sauren Milieu
(pH 1,0) - was die Freisetzung des Wirkstoffs verhindert. Die Weichgelatine und die
triglyzeridbasierte Matrix behindern unter basischen Bedingungen im Kapselinnern die
Diffusion von Protonen oder Wassermolekülen und den Kontakt mit den Natriumhydrogenkarbonatmolekülen.
Den Autoren zufolge erklären die erhobenen Befunde die bessere Verträglichkeit der
Kapselformulierung gegenüber der Tablette. Um die ungünstigen Auswirkungen einer chronischen
metabolischen Azidose bei niereninsuffizienten Patienten zu vermeiden, empfiehlt sich
daher die Korrektur mit einer magensaftresistenten Weichgelatinekapsel.
Dr. Oliver Heine, Frankfurt/M.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Medice Arzneimittel Pütter
GmbH & Co. KG, Iserlohn