Diabetes aktuell 2007; 5(5): 197
DOI: 10.1055/s-2007-993256
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Psychosomatik - Angst kann Herz-Patienten entscheidenden Impuls geben

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Publication Date:
31 October 2007 (online)

 
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Ängstliche Herz-Patienten haben langfristig eine höhere Überlebenschance als weniger ängstliche - sagt zumindest eine Studie, die unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Köllner, Chefarzt der Fachklinik für Psychosomatische Medizin an den MediClin Bliestal Kliniken durchgeführt wurde. 498 Patienten wurden unmittelbar vor und fünf Jahre nach einer Herzkatheter-Untersuchung in Bezug auf Ängstlichkeit, Depressivität und Lebensqualität untersucht. Ein Vergleich der Daten von in der Zwischenzeit verstorbenen Patienten mit denen der überlebenden ergab, dass die Verstorbenen vor der Herzkatheter-Untersuchung niedrigere Werte hinsichtlich Ängstlichkeit erzielten. Außerdem wiesen überlebende Patienten einen höheren Bildungsstand auf. "Die Studie unterstreicht eindeutig einen Zusammenhang zwischen Sterblichkeit von Herz-Patienten, niedrigem sozialen Status und niedrigen Angstwerten", so Prof. Köllner. "Eine Erklärung hierfür ist, dass Angst wie ein Signal funktionieren kann, das eigene Leben zu verändern - wenn man in der Lage ist, das Signal richtig zu deuten."

Die Ergebnisse der im März dieses Jahres auf der Jahreskonferenz der American Psychosomatic Society in Budapest[1] vorgestellten und dort auch prämierten Studie widersprechen der Einschätzung, wonach Angst per se gesundheitsschädlich sei. Angst macht auf Gefahren aufmerksam und nimmt eine wichtige Schutzfunktion ein. Ängstliche Menschen versuchen, weiteren Schaden von ihrem Herzen fernzuhalten. "Wer nach einem Herzinfarkt noch lange weiterleben möchte, sollte seine Erkrankung keinesfalls bagatellisieren, sondern seine Lebensweise ändern - also etwa das Rauchen aufgeben, das Gewicht normalisieren und regelmäßiges Ausdauertraining betreiben", so Köllner.

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Rehabilitation lenkt Angst in die richtige Richtung

Eine weitere Studie unter der Leitung von Prof. Köllner konnte nachweisen, dass es in der Rehabilitation möglich ist, auf das Herz bezogene Ängste günstig zu beeinflussen. "Bei Patienten, die ihre Erkrankung bislang verdrängt haben, werden in der Therapie die Sorge um das Herz und die Selbstaufmerksamkeit hinsichtlich der Alarmsymptome gesteigert. Außerdem werden sie dazu motiviert, das Gesundheitsverhalten zu ändern", so Köllner. "Patienten mit extrem hohen Angstwerten konnten durch die Rehabilitation hingegen mehr Selbstvertrauen gewinnen und Ängste abbauen. Dies kann dabei helfen, gesundheitsschädliches Vermeidungsverhalten abzubauen und sich wieder auf das körperliche Ausdauertraining einzulassen." 186 Patienten, überwiegend nach Herzinfarkt bzw. Herzoperationen, wurden vor und nach der Rehabilitation über herzbezogene Ängste, Depressivität und Lebensqualität befragt. Hierbei konnte nachgewiesen werden, dass die Patienten sich hinsichtlich Lebensqualität und allgemeiner psychischer Belastung so weit verbesserten, dass sie in vielen Bereichen wieder das Niveau der Normalbevölkerung erreichten.

Thomas Hessel Public Relations

01 Abstract 1566: Köllner V, et al: Stress response symptoms before and after cardiac catherterization: Indications of an adjustment disorder?

01 Abstract 1566: Köllner V, et al: Stress response symptoms before and after cardiac catherterization: Indications of an adjustment disorder?