Diabetes aktuell 2007; 5(5): 221
DOI: 10.1055/s-2007-993260
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Perspektiven der kardiovaskulären Pharmakotherapie - Warten auf ONTARGET...

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Publication Date:
31 October 2007 (online)

 
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Entscheidend bei der Behandlung des Hypertonikers sind nicht nur der systolische und der diastolische Blutdruck. Zu berücksichtigen ist ebenso die gesamte Stoffwechsellage des Patienten sowie die Gefäßelastizität und damit auch der Alterungszustand der Gefäße, betonte Privatdozent Dr. med. Friedhelm Späh, Medizinische Klinik I des Klinikums Krefeld bei einer Veranstaltung von Bayer Vital GmbH in Köln.

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Pulse Pressure - Maß für die Gefäßalterung

Ein Messparameter, der in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Blutdruckamplitude, auch "Pulse Pressure" genannt. Ihr Stellenwert steigt mit zunehmendem Lebensalter. So ist nach den Framingham-Daten davon auszugehen, dass die kardiovaskuläre Gefährdung des Hochdruckpatienten bis etwa zum 50. Lebensjahr wesentlich durch den diastolischen Blutdruck bestimmt wird, da von der Hypertonie vor allem die Peripherie betroffen ist. Zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr sind sowohl systolischer und diastolischer Blutdruck wie auch der Pulsdruck risikobestimmend, während jenseits des 60. Lebensjahres maßgeblich der Pulsdruck angibt, wie hoch das kardiale Risiko ist.

Er stellt quasi ein Maß für den Alterungsprozess der Gefäße dar und sollte möglichst den Normalwert von 50 mmHg nicht überschreiten. Sicher pathologisch sind Werte ab 65 mmHg. Übersteigt die Blutdruckamplitude diese Marke, so ist sie als zusätzlicher unabhängiger Risikofaktor zu bewerten.

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Neben dem Blutdruck auch den Stoffwechsel günstig beeinflussen

Kaum Auswirkungen auf den Pulsdruck haben die lange Zeit als Standard-Antihypertensiva eingesetzten Betablocker und Diuretika. Beide Wirkstoffklassen werden allerdings noch aus anderen Gründen inzwischen deutlich zurückhaltender verordnet als noch vor einigen Jahren. Denn es ist gut dokumentiert, dass sowohl Betablocker wie auch Diuretika negative Begleiteffekte auf den Lipid- wie auch den Kohlenhydratstoffwechsel haben, ein Phänomen, das beim Hypertoniker äußerst unerwünscht ist. Es ist einer der Hauptgründe dafür, dass Betablocker in einer unabhängigen Cochrane-Analyse nicht mehr als Mittel der ersten Wahl zur Hypertoniebehandlung aufgeführt werden.

Denn beim Hochdruckpatienten soll nicht nur der Blutdruck gesenkt werden, es soll also keine "Blutdruck-Kosmetik" betrieben werden, sondern es soll gleichzeitig auch möglichst günstig auf den Lipid- wie auch den Kohlenhydratmetabolismus eingewirkt werden. Betablocker und Diuretika sind in dieser Hinsicht ungünstig zu bewerten, während für andere Antihypertensiva wie die Sartane und speziell für Telmisartan sogar ausgesprochen positive Effekte auf das Lipidprofil und auf den Glukosestoffwechsel beschrieben sind.

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Telmisartan: Zuverlässige Blutdrucksenkung mit ausgeprägtem Zusatznutzen

Standard bei der Hochdrucktherapie sind damit zunehmend die ACE-Hemmer sowie die Sartane, wobei letztere offenbar besonders gut einem Schlaganfall vorbeugen. Es gibt darüber hinaus weitere Unterschiede, wie eine aktuelle Vergleichsstudie zwischen dem Wirkstoff Ramipril, der als Goldstandard unter den ACE-Hemmern angesehen wird, und dem AT2-Antagonisten Telmisartan andeutet. In der Studie wurde gezeigt, dass Telmisartan, nicht aber Ramipril, den Blutdruck zuverlässig bis in die frühen Morgenstunden senkt und dem gefürchteten frühmorgendlichen Blutdruckanstieg entgegen wirkt. Die Sartane und vor allem Telmisartan bewirken außerdem eine deutlich stärkere Senkung der Blutdruckamplitude als ACE-Hemmer.

Speziell Telmisartan, ein Wirkstoff, der eine ausgeprägte Reduktion des systolischen und des diastolischen Blutdrucks sowie der Blutdruckamplitude bewirkt, hat zudem günstige Effekte über die Blutdrucksenkung hinaus. In Studien wurde gezeigt, dass das Sartan sowohl das Cholesterin, als auch die Triglyzeride senken kann und zudem die Glukosetoleranz verbessert. Erste klinische Daten zur Reduktion des viszeralen Fettes liegen ebenfalls vor. Erklärt werden diese Zusatzwirkungen durch eine durch Telmisartan vermittelte selektive Stimulation von PPAR-gamma-Rezeptoren (Peroxisomen Proliferator Activated Receptor gamma).

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Head-to-Head-Vergleich in ONTARGET

Inwieweit die unterschiedlichen Effekte von ACE-Hemmern und Sartanen klinisch relevant sind und wie sich durch die beiden Wirkstoffgruppen kardiovaskuläre Endpunkte wie die kardiovaskuläre Mortalität sowie die Herzinfarkt- und Schlaganfallrate beeinflussen lassen, wird derzeit in der ONTARGET-Studie (Ongoing Telmisartan Alone and in combination with Ramipril Global Endpoint Trial) bei mehr als 30 000 Patienten geprüft.

In der Studie wird in einem dritten Arm außerdem untersucht, inwieweit möglicherweise die Kombination von Ramipril und Telmisartan (Kinzalmono®, Kinzalkomb®) zusätzliche Vorteile beim Hypertoniker vermittelt. Die Ergebnisse der ONTARGET-Studie werden mit Spannung erwartet und sollen im März 2008 vorliegen.

gb

Quelle: Pressekonferenz "Herz und Sport, Sport und Herz: Perspektiven 2007" der Bayer Vital GmbH in Köln am 26. September 2007

 
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