Als "unerwünschten psychologischen Effekt" bezeichnet Prof. Uwe Hartmann, Hannover,
die Tatsache, dass das Schlucken der PDE-5-Hemmer in zeitlicher Nähe zum Sex den Patienten
ständig an seine sexuelle Störung erinnert. "Die Liebe findet nach Fahrplan statt,
was die Verkrampfung fördert und den Stress erhöht", betonte er bei einer Pressekonferenz
der Firma Lilly im Juli 2007 in Frankfurt am Main.
Stress sei unter neurobiologischen Gesichtspunkten kontraproduktiv, so der Sexualmediziner:
Die Fluchtantwort des sympathiko-adrenergen Systems bleibt aktiviert: "Das Gehirn
ist in solchen Situationen auf eine Hemmung der Sexualität eingestellt!" Präparate
mit längerer Wirkdauer könnten dagegen Gelassenheit ins Sexualleben bringen.
Prof. Hermann van Ahlen, Osnabrück, erinnerte an die unterschiedlichen Halbwertszeiten
der PDE-5-Hemmer, diese beträgt für Vardenafil[1] und Sildenafil[2] knapp vier Stunden, für Tadalafil[3] aber 17,5 Stunden. Was dies für die Patienten bedeutet, demonstrierte van Ahlen
anhand einer randomisierten Crossover-Studie mit 367 Patienten, die Sildenafil oder
Tadalafil erhielten. Trotz ähnlicher Wirksamkeit und Verträglichkeit beider Wirkstoffe
wollten 71 % der Männer nach Studienende mit Tadalafil weiter behandelt werden. Als
Hauptgründe nannten sie: mehr Spontaneität, höheres sexuelles Selbstvertrauen und
weniger Zeitdruck.
"Die Dissoziation zwischen Tabletteneinnahme und gelebter Sexualität ist wichtig,
um die narzisstische Selbstkränkung, die eine erektile Dysfunktion darstellt, zu überwinden",
sagte Dr. Kornelia Hackl, niedergelassene Urologin aus München. Sie berichtete von
Männern, die - völlig losgelöst von der Sexualität - dreimal wöchentlich eine Tablette
Tadalafil nehmen. Die Männer fühlten sich dadurch wieder "souverän und omnipotent"
und quasi von ihrer Impotenz "geheilt".
Übrigens präferierten auch bis zu Dreiviertel der Partnerinnen den lang wirkenden
PDE-5-Hemmstoff. Für sie sei es wichtig, so Hackl, "auch mal Unlust haben zu dürfen".
Sonja Böhm
Quelle: Pressesymposium "Wert der Zeit in der Sexualität - Ein interdisziplinärer
Blick auf Patientenerwartungen und Patientenpräferenzen in der ED-Therapie" von Lilly
GmbH am 12. Juli 2007 in Frankfurt