Psychiatr Prax 2007; 34(8): 408
DOI: 10.1055/s-2007-993276
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Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie - 1000 kommentierte Prüfungsfragen

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Publication Date:
06 November 2007 (online)

 

Klein und Pajonk haben versucht mit diesem Buch eine Brücke zu bauen. Eine Brücke zwischen dem während der Weiterbildungszeit erworbenen Wissen aus der alltäglichen Praxis, den Weiterbildungsveranstaltungen, der Lektüre von Büchern und der Facharztprüfung. Nimmt man das Buch in die Hand, wird dies nicht sofort klar. Der mit mannigfaltigen Versprechungen und "MEDI-LEARN Gütesiegel" ausgestattete Buchrücken erinnert eher an das Physikum als an die Facharztprüfung. Lässt man sich aber von dieser, wahrscheinlich dem Zeitgeist geschuldeten Aufmachung nicht abschrecken, so findet man ein hilfreiches Buch zur Ergänzung und Abrundung der Lernphase vor der Facharztprüfung.

Zunächst erfährt man Theoretisches zur Facharztprüfung selbst, erhält sinnvolle Tipps zur Lernplanung und zum Ablauf der Prüfung. Das nächste Kapitel - zur Theorie der evidenzbasierten Psychiatrie und Psychotherapie - wirkt trotz der zunehmenden Bedeutung der EbM etwas unpassend an dieser Stelle. Schließlich soll bisher Gelerntes überprüft und sattelfest gemacht werden, Überfrachtung ist hier fehl am Platz.

Das eigentliche Kernstück des Buches, der Fragenteil, ist in sieben Hauptkapitel gegliedert, die einen vollständigen Überblick über das Fachgebiet geben sollen: Diagnostik und Befund, Spezifische Krankheitslehre, Apparative Zusatzuntersuchungen, Therapie und Therapieplanung, Mental Health, Versorgungsstrukturen, Epidemiologie, Rechtliche Grundlagen und interdisziplinäre Kenntnisse. Diese Aufteilung lässt die Befürchtung aufkommen, dass die Gewichtung der einzelnen Kapitel nicht immer ausgewogen ist. Und so wirken manche Kapitel, wie z.B. das zu Mental Health, Versorgungsstrukturen, Epidemiologie überdimensioniert, während man sich z.B. zur Psychopathologie etwas mehr gewünscht hätte. Auch die Qualität der Fragen schwankt zwischen den Unterkapiteln erheblich. Manche Autoren konzentrieren sich auf das Basiswissen und ergänzen mit Spezialwissen, andere scheinen die kleinen Gemeinheiten zu kultivieren, vor denen jeder Prüfungskandidat zittert, z.B. wenn gefragt wird, welche neurofunktionellen Zusammenhänge der "Papez-Kreis" beinhalte. Nicht, dass man dies nicht wissen könnte, aber sollte das für die Facharztprüfung relevant sein?

Und damit wird das Hauptproblem dieses Buches charakterisiert: Was will es und vor allem was kann es wirklich? Trotz der teilweise ausführlichen aber meist prägnanten Antwortbeispiele ist es kein Lehrbuch, bei fehlendem Index kann es kein Nachschlagewerk sein. Aber eines hat das Buch geschafft und darauf weisen die Herausgeber zu Recht im Vorwort hin: zum ersten Mal wurde in Deutschland der Versuch unternommen, Rahmenbedingungen für die wenig bis gar nicht operationalisierte Facharztprüfung abzustecken. Und deshalb sollte man das Buch einfach als das nehmen, was es eigentlich ist: Eine über weite Strecken gelungene Fragensammlung um das Gelernte zu überprüfen. Wer mit dieser Art zu lernen zurechtkommt, für den sind die € 49,95, die das Buch kostet, gut angelegtes Geld.

Raoul Borbé, Weissenau

Email: raoul.borbe@zfp-weissenau.de

Klein HE, Pajonk F-G. Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie - 1000 kommentierte Prüfungsfragen. Stuttgart: Thieme, 2007, € 49,95

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