Laryngorhinootologie 2008; 87(10): 704-710
DOI: 10.1055/s-2007-995723
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aussprachestörungen bei Kindern mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen und schwerhörigen Kindern im Vergleich[1]

Articulation Deficits in Children with Hearing Impairment and Children with Specific Language Impairment – a Matched-pairs-studyA.  Keilmann1 , P.  Klüsener1 , C.  Freude1
  • 1Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der Universitäts-HNO-Klinik Mainz (Leiterin des Schwerpunkts: Prof. Dr. A. Keilmann)
Further Information

Publication History

eingereicht 2. Januar 2008

akzeptiert 12. März 2008

Publication Date:
17 April 2008 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund: Bei vielen schwerhörigen Kindern fallen vor allem Lautbildungsfehler auf und scheinen damit typisch für eine „audiogene” Sprachentwicklungsstörung.

Methode und Patienten: In einer Matched-pairs-Untersuchung wurden 5- und 6-jährige Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung verglichen (n = 48), die entweder schwerhörig waren oder unter einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung litten. Die Parallelisierung erfolgte im Hinblick auf das Alter, das Geschlecht, den Schweregrad der Sprachentwicklungsstörung sowie im Hinblick auf die Intelligenz. Die Aussprache wurde anhand des Neuen Mainzer Lautstatus verglichen. Bei den schwerhörigen Kindern wurde der Einfluss des Schwerhörigkeitsgrads ermittelt.

Ergebnisse: Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen und schwerhörige Kinder zeigten die gleichen Aussprachestörungen bei Konsonanten, am häufigsten waren die Zischlaute betroffen. Kinder mit einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung zeigten etwas häufiger Lautersetzungen. Bei den schwerhörigen Kindern hing der Schweregrad der Sprachentwicklungsstörung, nicht aber der der Aussprachestörung vom Ausmaß der Hörstörung ab.

Schlussfolgerung: Die Aussprachestörung bei schwerhörigen Kindern im Vorschulalter ähnelt der bei Kindern mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen.

Abstract

Background: Children with hearing impairment commonly present with articulation deficits. This is considered one main characteristic. Methods and patients: 24 pairs of children (5;00 – 6;11 yrs) with articulation deficits in the context of a language disorder were matched in the severity of the language disorder, age, gender and nonverbal intelligence. Of each matched pair one child had a hearing impairment, the other a specific language impairment. Both groups were compared for their articulation. In children with hearing impairment the influence of the severity of the hearing loss was evaluated. Results: In both groups the same type of articulation deficit for consonants was found. Both groups of children had most frequently problems with sibilants. Children with specific language impairment had slightly more severe articulation deficits. In unvoiced plosives children with specific language impairment demonstrated more often substitutions. The severity of the language disorder, but not the severity of the articulation deficit, was correlated with the degree of hearing loss. Conclusion: Articulation deficits in children with hearing impairment are slightly less than in children with specific language impairment, but follow the same pattern.

1 Diese Arbeit umfasst auch Ergebnisse aus der Dissertationsschrift von Patrick Klüsener.

Literatur

1 Diese Arbeit umfasst auch Ergebnisse aus der Dissertationsschrift von Patrick Klüsener.

Prof. Dr. Annerose Keilmann

Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der Univ.-HNO-Klinik Mainz

Langenbeckstraße 1
55131 Mainz

Email: keilmann@kommunikation.klinik.uni-mainz.de