Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Aktuelle populationsbasierte Daten zur Häufigkeit von Hüftfrakturen in Deutschland
stehen aus. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Schätzung der Hüftfraktur-Inzidenz
in Deutschland im Jahr 2004 auf Basis der Krankenhausdiagnosestatistik sowie die Analyse
von Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland.
Methoden: Geschätzt wurden Inzidenzen pro Jahr und 100 000 Bewohner. Um Doppelmeldungen und
Wiederaufnahmen zu berücksichtigen, wurde ein Korrekturfaktor von 0,89 angesetzt.
Für den Ost-West-Vergleich wurden die Daten auf die Gesamtbevölkerung 2004 standardisiert.
Mittels Poisson-Regression wurden alters- und geschlechtsadjustierte Differenzen zwischen
Ost- und Westdeutschland evaluiert.
Ergebnisse: Für das 2004 wurden 116 281 Patienten mit mindestens einem Krankenhausaufenthalt
pro Jahr wegen Hüftfraktur geschätzt, entsprechend einer Inzidenz von 140,9 (95 %-Konfidenzintervall
140,2 - 141,7) pro 100 000 Einwohner. Erwartungsgemäß stieg die Inzidenz mit dem Alter
erheblich und war in jüngeren Altersgruppen höher bei Männern, in höheren Lebensjahren
erheblich höher bei Frauen. Die Inzidenz in Ostdeutschland war tendenziell niedriger
als in Westdeutschland (p = 0,058).
Schlussfolgerungen: Die Inzidenz der Hüftfrakturen in Deutschland im Jahr 2004 war wie in früheren Jahren
höher als in Süd- und Osteuropa und niedriger als in den skandinavischen Ländern.
Sie wurde in der vorliegenden Analyse höher geschätzt als in einer kürzlich veröffentlichten
Analyse von Daten einer großen überregionalen Krankenkasse. Möglicherweise spielen
methodische Gründe eine Rolle (Selektion der Versicherten, Höhe des Korrekturfaktors).
Der Unterschied in den Hüftfraktur-Inzidenzen zwischen Ost- und Westdeutschland war
niedriger als im Jahr 1996. Weitere Studien sind erforderlich, um die Inzidenzschätzungen
zu sichern - als Grundlage für die Planung und Evaluation von Versorgungsangeboten
und spezifischen Präventionsansätzen.
Summary
Background and aims: Actual population-based data describing the hip fracture risk in Germany are lacking.
The aim of this study was to determine the hip fracture incidence in Germany in 2004,
using the national hospital discharge register, and to analyze differences between
eastern and western Germany.
Patients and methods: We determined the annual incidence per 100,000 population, correcting for double
registrations and recurrent admissions (correction factor 0.89). To compare eastern
and western Germany, we standardized data to the 2004 whole German population. Using
the Poisson regression with scale adjustment for over-dispersion, we obtained age/sex-adjusted
differences between eastern and western Germany.
Results: In 2004, we found 116.281 patients with at least one hospital admission because of
a hip fracture, corresponding to an incidence of 140.9 (95%; confidence interval 140.2-141.7)
per 100,000 persons. As expected, the hip fracture incidence increased with increasing
age. In younger age groups the incidence was higher in men, whereas in the elderly
it was much higher in women. The hip fracture incidence tended to be lower in eastern
than in western Germany (p=0.058).
Conclusion: As in the previous decade, the hip fracture incidence in Germany in 2004 was higher
than in southern than in eastern Europe. Our data gave a higher incidence than a recent
analysis based on data from the statutory health insurances. The difference may be
due to methodological reasons (selection of the insured population, choice of the
correction factor for double registration and recurrent admissions). Differences in
the hip fracture incidence between eastern and western Germany were lower in 2004
than in 1996. Further studies are warranted to achieve valid incidence measurements
as a basis for planning and evaluating health care as well as specific measures of
prevention.
Schlüsselwörter
Hüftfrakturinzidenz - Epidemiologie - populationsbasierte Studie - regionale Variation
Key words
hip fracture incidence - epidemiology - population-based registry - regional variation