Zusammenfassung
Seit drei Jahrzehnten dienen die außergerichtlichen Begutachtungsverfahren der Gutachterkommissionen
und Schlichtungsstellen der Befriedung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Systematische
Analysen der Vorwürfe und Fehler bieten wertvolle Daten zur Vermeidung von Behandlungsfehlern
und Arzthaftpflichtstreitigkeiten. Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes wurden
bei 10 % der beschwerdeführenden Patienten als Hauptdiagnose ex post gefunden: Häufigste
gutartige Erkrankung waren eine Gallenwegserkrankung (1,5 %), eine akute Appendizitis
(1,2 %) und eine Divertikulose (0,9 %); bösartige Tumoren der Verdauungsorgane fanden
sich in 1,8 %. Knapp ein Drittel der Verfahren richtete sich gegen Internisten; die
Behandlungsfehlerquote lag mit 25 % unter dem allgemeinen Durchschnitt von rund einem
Drittel. Überproportional häufig (56 %) wurden dabei Diagnosefehler bei Vorliegen
einer Appendizitis bestätigt. Diagnostische und therapeutische endoskopische Untersuchungen
waren in 34 % Gegenstand der vermeintlich fehlerhaften Behandlung durch Internisten:
Perforationen und postinterventionelle Pankreatitiden waren häufige Gründe der Antragstellung.
Für eingetretene Schäden mussten sie in insgesamt 17 % der gegen sie geführten Verfahren
haften, darunter 4 Todesfälle.
Abstract
Since three decades the extrajudical expertise procedures of the Expert Committee
and Arbitration Group has served to pacify the doctor-patient relationship. Systematic
analyses of accusations and errors provide valuable data that help to avoid treatment
errors and liability disputes against physicians. Disease of the gastrointestinal
tract were found ex post to be the main diagnosis in 10 % of the patients entering
complaints. The most common benign diseases were bile duct diseases (1.5 %), acute
appendicitis (1.2 %) and diverticulosis (0.9 %); malignant tumours of the digestive
organs were found in 1.8 %. About one-third of the procedures were directed internists;
with 25 % the quota of treatment errors was less than the general average of one third.
With an overproportional frequency (56 %) diagnosis errors were confirmed for the
occurrence of appendicitis. Diagnostic and therapeutic endoscopic examinations were
the subject of the claimed erroneous treatment by internists in 34 % of the cases:
perforations and postinterventional pancreatitis were frequent reasons for filing
a complaint. For the resultant injuries, including 4 fatalities, the internists were
found to be liable for damages in a total of 17 % of the cases.
Schlüsselwörter
Gutachten - Patientenbeschwerden - Behandlungsfehler
Key words
expertise - patient complaints - treatment errors
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Dr. Beate Weber
Gutachterkommission, Ärztekammer Nordrhein
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