F. U. Niethard
K. Weise
Die Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie hatte es schon vorweggenommen:
Die Vereinigung der beiden Bereiche Orthopädie und Unfallchirurgie ist nun auch auf
gesellschaftlicher Ebene Realität. Am 8. 7. 2008 wurde in Berlin im Langenbeck-Virchow-Haus
die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) gegründet. 26
Vertreter aus den geschäftsführenden Vorständen von DGOOC und DGU und solche, die
besonders an den Strukturdiskussionen beteiligt waren, trafen sich, um die Gesellschaft
aus der Taufe zu heben.
Über ein Jahrzehnt haben Zukunftskommission, Struktur- und Satzungskommission zunächst
an der Weiterbildungsordnung, dann an Möglichkeiten der Zusammenführung von Orthopädie
und Unfallchirurgie und schließlich an deren Verwirklichung gearbeitet. Die Geschwindigkeit
der Abläufe nahm stetig und fast exponenziell zu, weil das angestrebte Ziel als Erfolgsmodell
erkannt wurde:
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Bester Beleg ist die Zusammenführung beider Kongresse: Die Deutsche Gesellschaft für
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie
auf der einen sowie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie auf der anderen
Seite haben zusammen ca. 5000 bis 5500 Teilnehmer bei ihren Kongressen mobilisieren
können. Jetzt sind es mehr als 7500. Damit ist dieser Kongress der größte seiner Art
in Europa geworden und übertrifft auch den europäischen Kongress der EFORT.
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Durch die Zusammenführung sind Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch DGOOC
und DGU die größte Fachgruppe innerhalb der chirurgischen Fächer: Ärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie stehen mit über 12 000 berufstätigen Ärzten noch vor den Allgemeinchirurgen
mit ca. 11 000.
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Dies wirkt sich bereits jetzt auf die Versorgungsstrukturen für Orthopädie und Unfallchirurgie
aus: Es wird erkannt, dass mit dem Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der Fachmann für die Behandlung von muskuloskeletalen Erkrankungen und Verletzungen und
der Unfallspezialist geschaffen worden ist, welcher u. a. für die Versorgung mehrfachverletzter
und polytraumatisierter Patienten zuständig ist. Unfälle, die bisher noch vorwiegend
in allgemeinchirurgischen Bereichen versorgt wurden, werden zunehmend in orthopädisch-unfallchirurgische
Abteilungen und Kliniken umgelenkt. Das Traumanetzwerk für die Versorgung Schwerverletzter
unterstützt diesen Prozess. Dies gilt auch für zahlreiche elektiv orthopädisch-chirurgische
Eingriffe (z. B. Endoprothetik) und auch die konservative Therapie, die bisher in
nicht fachspezifischen Kliniken durchgeführt wurde.
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Der Prozess wird noch einmal beschleunigt, wenn die Novellierung der neuen Weiterbildungsordnung
greift. In dieser wird es den umfassend (auch im orthopädisch-unfallchirurgischen
Fach) weitergebildeten Allgemeinchirurgen nicht mehr geben. Als Folge werden die Klinikträger
eine Tandemstruktur für die Allgemein- und Viszeralchirurgie einerseits und die Orthopädie
und Unfallchirurgie andererseits vorhalten müssen. Ein Gewinn für den orthopädisch-unfallchirurgischen
Mittelbau, denn dies bedeutet zahlreiche zusätzliche leitende Positionen in unserem
neu geschaffenen Fach. Eine Entwicklung, die nur aus der Zusammenführung von DGOOC
und DGU möglich wurde.
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Ein Gewinn auch für das Fach als Ganzes, denn die neu geschaffene Deutsche Gesellschaft
für Orthopädie und Unfallchirurgie wird an dem Prinzip „Kompetenz aus einer Hand“
festhalten. Die Versorgungskette, die sich innerhalb der Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie
sowie im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren bewährt hat, muss weiterhin Bestand
haben. Die Verlagerung von Kompetenz wird daher auch Belegärzten und niedergelassenen
Ärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie nutzen.
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Diese Kompetenz kommt auch in der Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie zum
Ausdruck. Bereits nach wenigen Monaten wird deutlich, dass der Bedarf für umfassende
Wissensvermittlung im neuen Fach zunimmt und die Autoren die Chance nutzen, ihre Erkenntnisse
einem großen Leserkreis zu vermitteln.
Der Prozess der Zusammenführung ist allerdings bei Weitem noch nicht abgeschlossen.
Die DGOU ist zunächst ein Vereinsverband, der aus den Gründungsmitgliedern, vorwiegend
aus den geschäftsführenden Vorständen von DGOOC und DGU, besteht und der die Interessen
der Trägervereine vertritt. Mit der Gründung der DGOU stehen aber auch Satzungsänderungen
bei DGOOC und DGU an, um deren Mitglieder in die neu geschaffene DGOU zu integrieren.
Die Mitglieder beider Gesellschaften werden damit zum Souverän der neuen Gesellschaft.
Bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2009 werden erstmals fakultative 6200 Mitglieder
der DGOU über die zukünftigen Strukturen dieser Gesellschaft entscheiden – getragen
vom Bewusstsein: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört …“