Bronchiolitis, oft verursacht durch das Respiratory Syncytial Virus (RSV), ist der
häufigste Grund für eine Klinikeinweisung bei Kleinkindern in den USA. Etwa ein Viertel
der Kinder erhalten in der Notaufnahme Corticosteroide, es fehlt jedoch eine Leit-linie.
Eine 2002 von Schuh et al. veröffentlichte Studie hatte einen präventiven Effekt von
Klinikeinweisungen bei Kleinkin-dern mit Bronchiolitis gezeigt. H. M. Corneli et al.
überprüften in einer prospektiven placebokontrollierten Studie, ob eine Einmaldosis
Corticosteroide bei Kindern mit Bronchiolitis Klinik-einweisungen verhindert und den
respiratorischen Index verbessert. N Engl J Med 2007; 357: 331-339
Für die Aufnahme in die an der University of Utah durchgeführten Studie wurden 8 686
Kinder zwischen 2 und 12 Monaten untersucht, die in eine der 20 Notaufnahmen der Pediatric
Emergency Care Applied Research Network (PECARN) gebracht wurden. In der Ambulanz
wurden die Kinder von geschulten Pädiatern untersucht und die Diagnose "mittelschwere
bis schwere Bronchiolitis" überprüft. Die Randomisierung erfolgte in eine Gruppe,
die oral 1 mg/kg KG Dexamethoson erhielt, und in eine Placebogruppe. 1 und 4 h nach
der Medikation wurden Atem- und Herzfrequenz, Temperatur und Sauerstoffsättigung überprüft.
Danach wurde entschieden, ob die Eltern mit dem Kleinkind nach Hause gehen konnten
oder das Baby klinisch aufgenommen werden musste.
Die Studie erstreckten sich jeweils über die typischen Erkältungsmonaten von November
bis April in den Jahren 2004-2006. Aufnahmekriterien waren die typischen pfeifenden
Geräusche bei der Auskultation als Symptom einer Bronchiolitis. Das Symptom sollte
zum ersten Mal aufgetreten sein, nicht länger als 7 Tage bestehen und noch kein Bronchodilatator
verwendet worden sein. Nur 600 von 8 686 Kindern wurden in die Studie aufgenommen.
305 wurden der Gruppe zugeordnet, die 1 mg/kg KG Dexamethason erhielt, und 295 zur
Placebogruppe.
Der betrachtete Zielparameter war die Überweisung in die Klinik 4 h nach der Medikation.
Kinder, die vor Ablauf der 4 h auf die Intensivstation gebracht werden mussten, wurden
ebenfalls in die Studie aufgenommen. Der 2. Zielparameter war die Änderung des Respiratory
Assessment Change Score (RACS). Es wurde auch bestimmt, wie lange die Babys in der
Klinik blieben, und ob es in den folgenden 7 Tagen noch Klinikeinweisungen gab.
Klinikeinweisungen in beiden Gruppen gleich hoch
Klinikeinweisungen in beiden Gruppen gleich hoch
Es zeigte sich zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied in der Rate der
Klinikeinweisungen. Von den 305 Kleinkindern der Verumgruppe waren 121 (39,7%) nach
4 h in die Klinik überwiesen worden; aus der Placebogruppe mit 292 Babys waren es
ebenfalls 121 (41%). Auch wenn man eine Subgruppe mit Ekzem und Asthma in der Familie
betrachtet, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Lediglich
der Nachweis des Respiratory Syncytial Virus (RSV) schien das Risiko einer Klinikeinweisung
allgemein geringfügig zu erhöhen. Bei den Atemparametern differierten RDAI (Respiratory
Distress Assessment Instrument), Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Temperatur
zwischen den Gruppen signifikant, aber in den Absolutwerten geringfügig. Durchschnittlich
waren die ins Krankenhaus überwiesenen Babys nach Dexamethasontherapie 2,55 Tage,
nach Placebo 2,27 Tage in der Klinik. In den 7 Tagen nach der Behandlung in der Notaufnahme
wurden 4,2% der Kinder aus der Verumgruppe und 3,8% der Kinder aus der Placebogruppe
ins Krankenhaus eingewiesen. Nebenwirkungen der Medikation waren selten. Erbrechen
innerhalb von 20 Minuten nach der Medikation trat bei 5,5% der Verumgruppe und 4,7%
der Placebogruppe auf.
Unterschiede zu anderen Studien
Unterschiede zu anderen Studien
Dexamethason induzierte weder eine signifikante Reduktion der Klinikweisungen nach
4 h oder in den folgenden 7 Tagen, noch wurde eine Verbesserung aller respiratorischen
Parameter gesehen. Auch die Anzahl der Kliniktage differierte bei den eingewiesenen
Kindern nicht. Wie die Autoren schreiben, müsste man 11 Patienten mit Corticosteroiden
behandeln, um eine Klinikeinweisung zu vermeiden. Auch eine Familiengeschichte von
Atopie oder der Nachweis von RSV gab keinen Hinweis auf ein Ansprechen auf Dexamethason.
Kleine Effekte wären wohl bei einer größeren Anzahl von Kindern signifikant. Ein antipyretischer
Effekt von Dexamethason sei wohl bei Herzfrequenz und Temperatur nachweisbar gewesen.
Wie Corneli et al. ausführen, sind diese für Corticosteroide eher negativen Ergebnisse
auch der Tenor der bisherigen placebokontrollierten Studien. Einzig die Studie von
Schuh et al. zeigte nach Gabe von 1 mg Corticosteroid pro kg KG eine signifikante
Verbesserung des respiratorischen Scores und eine Verringerung der Hospitaleinweisungen
um mehr als die Hälfte. In der Schuh’schen Studie wurde jedoch die Corticosteroiddosis
noch 5 Tage zuhause weitergegeben. Auch waren Kinder bis 24 Monate aufgenommen worden
und in der Verumgruppe befanden sich viele Patienten mit Atopie, was die Unterschiede
vielleicht erklären könnte.
Fazit
Fazit
Bei Kindern zwischen 2 und 12 Monaten, die an mittlerer bis schwerer Bronchiolitis
litten, konnten die Rate der Krankenhauseinweisungen oder die Atmungsparameter durch
eine Einzeldosis Corticosteroide nicht signifikant verändert werden. Auch die Länge
des Klinikaufenthalts oder die Anzahl der Klinikeinweisungen innerhalb der nächsten
7 Tage variierten nicht signifikant. Daher sollten andere Therapien oder präventive
Maßnahmen gegen Bronchiolitis evaluiert werden, folgern die Autoren.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden