Diabetes aktuell 2008; 6(1): 8
DOI: 10.1055/s-2008-1061751
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Chance für "Couch-potatoes"? - Gehen statt Diät zur Prävention des Prä-Diabetes

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Publication Date:
11 March 2008 (online)

 
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    Nach Daten einer neuen Untersuchung reduzierte in einer körperlich inaktiven Risikopopulation mittleren Alters, die keine Änderung in ihren Ernährungsgewohnheiten vornahm, eine mäßig intensive körperliche Betätigung das Auftreten eines Prä-Diabetes oder des Metabolischen Syndroms signifikant. Dr. William Kraus (Duke University Medical Center in Durham/NC), Leiter der Untersuchung, stellt fest: "Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass es nicht notwendigerweise ein sehr intensives Übungsprogramm braucht, um die gesundheitliche Situation zu verbessern". Ziel der Studie war es, die Auswirkungen verschiedener Übungsprogramme auf das Metabolische Syndrom zu untersuchen. Frühere Studien hatten die Auswirkungen der körperlichen Betätigung auf verschiedene Komponenten des Metabolischen Syndroms zum Ziel, wie erhöhter Taillenumfang, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhte Triglyzeridwerte, Hochdruck und beeinträchtigte Blutzucker-Nüchternwerte, wenige Studien hatten aber überprüft, wie die körperliche Betätigung das Metabolische Syndrom insgesamt beeinflusst.

    In dieser Analyse untersuchten die Autoren Daten von 171 Männern und Frauen mit vollständig vorhandenen Daten vor und nach einem Trainingsprogramm auf alle fünf Kriterien des Metabolischen Syndroms. Alle Studienteilnehmer waren körperlich inaktive übergewichtige bis leicht adipöse Erwachsene (Body Mass Index zwischen 25 und 35 kg/m2) ohne bekannte kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes oder Hochdruck in der Vorgeschichte.

    Die Teilnehmer wurden einem von drei Übungsprogrammen von jeweils acht Monaten Dauer zugeordnet:

    1. Übungsprogramm mit kurzer Strecke und mäßiger Beanspruchung: ca. 12 Meilen pro Woche bei einem Sauerstoffverbrauch von 40 bis 55 % der maximalen Kapazität.

    2. Übungsprogramm mit kurzer Strecke und hoher Beanspruchung: ca. 12 Meilen pro Woche bei Sauerstoffverbrauch 65 bis 80 % der maximalen Kapazität.

    3. Übungsprogramm mit langer Strecke und hoher Beanspruchung: ca. 20 Meilen pro Woche bei einem Sauerstoffverbrauch von 65 bis 80 % der maximalen Kapazität.

    Vor Beginn des Übungsprogramms erfüllten 40 % der Teilnehmer drei oder mehr Kriterien für das Vorliegen eines Metabolischen Syndroms. Am Ende der Untersuchung erfüllten 27 % der Teilnehmer die Kriterien des NCEP (National Cholesterol Education Program Adult Treatment Panel (ATP) III) für das Metabolische Syndrom. Die Untersucher stellten auch fest, dass in der Gruppe 1 (kurze Strecke, mäßige Beanspruchung) das Auftreten des Metabolischen Syndroms im Vergleich zur inaktiven Kontrollgruppe reduziert war, dass aber die Gruppe 2 (kurze Strecke bei hoher Intensität) nicht signifikant besser war als die inaktive Kontrollgruppe. Die Teilnehmer der Gruppe 3 (lange Strecke, hohe Beanspruchung) erzielten ein besseres Ergebnis als die inaktive Kontrollgruppe und die Teilnehmer der Gruppe 1, was dafür spricht, dass das Ausmaß der Intensität eine Rolle spielt, so die Untersucher. "Diese Ergebnisse zeigen, dass Inaktivät schlecht ist, und dass alles in jedem Fall besser ist, als gar nichts zu tun, dass aber eine höhere Intensität nicht unbedingt besser ist als eine geringe", so Kraus. Die Ergebnisse unterstützen ein Übungsprogramm mit mäßiger Intensität wie 30 Minuten Gehen an sechs Tagen in der Woche und stimmen auch mit den Empfehlungen des American College of Sports Medicine/ Centers for Disease Control überein. Nach den Ursachen gefragt, weshalb die Teilnehmer der Gruppe 2 kein besseres Ergebnis erzielten als die Teilnehmer der Gruppe 1, vermutete Kraus, dass die höhere Intensität in Gruppe 2 mehr schnelle Muskelfasern beansprucht und in höherem Maß Glukose einsetzt.

    Körperliche Aktivität in niedriger Intensität dagegen beansprucht langsame Muskelfasern und verwendet freie Fettsäuren als Energiesubstrat - was vorteilhafter für die Prävention oder Reversion des Metabolischen Syndroms ist.

    gb

    Quelle: Johnson JL, Slentz CA, Houmard JA, et al. Exercise training amount and intensity on metabolic syndrome (from Studies of a Targeted Risk Reduction Intervention through Defined Exercise). Am J Cardiol 2007; 100: 1759-1766

     
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