Schon seit einiger Zeit ist Bevacizumab (Avastin®) zur First-line-Therapie des metastasierten
kolorektalen Karzinoms zugelassen - allerdings war die Zulassung lange auf die Kombinationstherapie
mit 5-Fluorouracil/Folinsäure (5-FU/FS) ohne oder mit Irinoetcan (FOLFIRI) beschränkt.
Mit der aktuellen Zulassungserweiterung für oxaliplatinbasierte First-line-Therapieschemata
(FOLFOX, XELOX) hat sich das potenzielle Behandlungsspektrum deutlich erweitert.
Auch auf dieser Basis ist durch den Zusatz von Bevacizumab zur Chemotherapie eine
signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens um mehr als 30% auf gut
zehn Monate möglich (10,4 versus 7,9 Monate; p > 0,0001; [2], [7]). Auf das Gesamtüberleben der Patienten hatte die zusätzliche Gabe von Bevacizumab
erwartungsgemäß keinen signifikanten positiven Effekt, bemerkte Arnold. "Hier war
lediglich ein positiver Trend zu beobachten." Denn die meisten Patienten waren im
Rahmen der Studie nur sechs Monate lang behandelt worden.
Optimale Ergebnisse nur bei Therapie bis zum Progress
Optimale Ergebnisse nur bei Therapie bis zum Progress
Dieses Vorgehen scheint jedoch nicht optimal, warnte Arnold. Zwar könne auch eine
sechsmonatige bevacizumabhaltige Therapie das progressionsfreie Überleben der Patienten
im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie signifikant verlängern, jedoch "nur" auf
etwa neun Monate. Setze man die Behandlung jedoch bis zur Progression der Tumorerkrankung
fort (wie es auch in den Fachinformationen empfohlen ist), bewege sich das progressionsfreie
Überleben im Rahmen von gut zehn Monaten.
Ob die Fortführung der Bevacizumabtherapie auch nach der Progression im Vergleich
zu einer alleinigen Chemotherapie einen weiteren Erfolg verspricht, "das ist die Frage,
die wir uns in einer aktuell aufgelegten Studie der 'Arbeitsgemeinschaft internistische
Onkologie' derzeit stellen", meinte Arnold. "Machbar - auch bezüglich potenziell auftretender
Nebenwirkungen - ist ein solcher Ansatz durchaus."
Denn die zusätzliche Applikation von Bevacizumab hatte in keinem der bislang untersuchten
Therapieschemata [2], [3], [4], [7], [9] die Toxizität der Chemotherapie erhöht. Natürlich ist die Bevacizumabtherapie selbst
nicht frei von Nebenwirkungen. So entwickeln zum Beispiel 4-10% der Patienten eine
arterielle Hypertonie, die in der Regel jedoch medikamentös leicht zu beherrschen
ist.
Weniger aufwendige Therapie bedeutet bessere Lebensqualität
Weniger aufwendige Therapie bedeutet bessere Lebensqualität
Dass auch das orale Fluoropyrimidin Capecitabin (Xeloda®) seit Ende Januar dieses
Jahres in allen Behandlungsphasen des metastasierten kolorektalen Karzinoms für alle
gängigen Chemotherapieschemata zugelassen ist, ist für Prof. Michael Geissler, Esslingen,
ein weiterer bedeutender Fortschritt.
Eine enorme Erleichterung für Patienten und Behandler - und auch die Kassen
Egal ob die Patienten neben Oxaliplatin randomisiert Capecitabin oder infusionales
5-FU/FS (XELOX oder FOLFOX-4) erhielten, sowohl in der Erstlinien- als auch in der
Zweitlinientherapie war weder im medianen progressionsfreien Überleben noch im Gesamtüberleben
ein Unterschied zu sehen [2], [6]. So betrug das progressionsfreie Überleben in der First-line-Therapie 8,0 versus
8,5 Monate, in der Second-line immerhin noch 4,7 bzw. 4,8 Monate. Und auch die Kaplan-Meier-Kurven
der Gesamtüberlebensraten waren in beiden Settings mit 19,8 versus 19,6 Monaten in
der Erstlinientherapie bzw. 11,9 versus 12,6 Monaten in der Zweitlinientherapie praktisch
deckungsgleich.
Demgegenüber steht ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität für die Patienten, so Geissler.
Müssen sie ohne Capecitabin alle zwei Wochen am Montag, Dienstag und Mittwoch in die
Klinik kommen, um ihre 5-FU/FS-Infusion zu erhalten, reicht durch die orale Gabe von
Capecitabin ein einmaliger Besuch im dreiwöchigen Abstand aus. "Das ist günstig für
alle", meinte Geissler, "auch für die Kassen. Denn die medizinischen Kosten sind gleich,
die Behandlung jedoch ist weniger aufwendig, und es wird zum Beispiel keine Anlage
eines Ports mehr benötigt."
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Potenzial zur Kuration?
Potenzial zur Kuration?
Nicht nur eine möglichst lange Tumorkontrolle - und damit eventuell ein verlängertes
Überleben - ist nach Ansicht Arnolds ein Grund für eine möglichst intensive Erstlinientherapie
bei Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom. Unter Umständen lassen sich
damit auch mehr Patienten einer sekundären (Leber-)Metastasenresektion zuführen.
Tatsächlich scheint dies unter einer bevacizumabbasierten Therapie möglich: "Durch
die Zugabe von Bevacizumab konnten die sekundären Resektabilitätsraten von 6,1 auf
8,4% erhöht werden", berichtete Arnold. Wiesen die Patienten nur Lebermetastasen auf,
war eine sekundäre Metastasenresektion unter Bevacizumab sogar bei 19% der Patienten
möglich. In der Vergleichsgruppe betrug die Rate dagegen nur 13% [8].
Studienergebnisse in der Praxis bestätigt
Studienergebnisse in der Praxis bestätigt
Diese erfreulichen Studienergebnisse spiegeln sich übrigens auch im klinischen Alltag
wider, bei Patienten, die eben nicht unbedingt den selektiven Einschlusskriterien
der Studien entsprechen. Auch hier lässt sich - ob mit FOLFIRI, FOLFOX oder XELOX
als Basis - durch die zusätzliche Applikation von Bevacizumab ein progressionsfreies
Überleben von etwa zehn bis elf Monaten erzielen [1], [5]. Dies schlägt sich in hervorragenden Gesamtüberlebensraten nieder: Die US-amerikanische
Anwendungsbeobachtung beispielsweise dokumentiert ein medianes Gesamtüberleben von
27,1 Monaten. Das sind die längsten Überlebenszeiten, die bei Patienten mit metastasiertem
kolorektalen Karzinom bislang beobachtet wurden.
sts
Quelle: Pressekonferenz "Avastin® und Xeloda® - Die neuen Standards in der Darmkrebstherapie",
veranstaltet von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen